Das Fest der Liebe und der Diebe

In den heimischen Geschäften wird vor Weihnachten nicht nur gekauft, sondern auch geklaut.
Dornbirn, Lustenau Die in einen dicken Anorak verpackte junge Dame im Supermarkt hält ihr Smartphone eng an der Wange. Ohne stehen zu bleiben, spaziert sie an der Kassa vorbei. Die Verkäuferin springt auf. “Stopp”, schreit sie und erschreckt alle dort wartenden Kundschaften. Ihre Verfolgung der verdächtigen Person endet ergebnislos. Überzeugt ist die Verkäuferin felsenfest davon, dass das Mädchen etwas gestohlen hat.
Futter für den Hund
In einem Unterländer Einkaufszentrum erzählt der Angestellte einer Elektronikabteilung. Er will sich ebenfalls nicht namentlich outen: “Wissen Sie, die Diebe lassen sich nicht kategorisieren. Weder durch die Kleidung noch durch das Alter. Diebe können schäbig daherkommen, aber auch nett gekleidet. Es sind Männer und Frauen, männliche und weibliche Jugendliche. Diebe haben kein einheitliches Profil”, erzählt der erfahrene Handelsangestellte.
Auch eine rührende Diebesgeschichte hat er auf Lager. “Ich habe mal miterlebt, wie eine alte, mittellose Pensionistin etwas Futter für ihren Hund geklaut hat. Sie wurde erwischt. Da hat man sich in der Geschäftsleitung beraten. Soll man diese Frau wirklich anzeigen? Wir haben es nicht getan.”
Kick und Mutprobe
Die Motive der Ladendiebe sind so unterschiedlich wie die Waren, die sie klauen. Für manche ist Stehlen ein Kick, andere sehen darin eine Mutprobe. Viele entwenden Dinge aber einfach aus niedrigen Instinkten, während wieder andere vermeintlich materielle Not zu Dieben macht.

“In unseren Märkten zeigt sich, dass Ladendiebstahl insbesondere in der Vorweihnachtszeit an Bedeutung gewinnt. In dieser Zeit verzeichnen wir ein verstärktes Kundenaufkommen – und damit leider auch mehr Diebstähle”, berichtet Michele Garre, Marketing- und PR-Leiterin bei der Handelskette Sutterlüty. Erhöht hat sich laut Garre jedoch auch die Zahl der Aufgriffe. “Dies zeigt, dass auch unsere Kontroll- und Präventionsmaßnahmen greifen.”
Klassisches Diebesgut
Die Handelskette Spar berichtet, dass vor allem das Entwenden von Gütern des täglichen Bedarfs auffallend häufig vorkomme. So zum Beispiel Dosen-Thunfisch. Stibitzt würden aber auch weiterhin die Klassiker wie Rasierklingen, Druckerpatronen oder kleinere Elektronikprodukte.
In der Thalia-Buchhandlung im Messpark hat Verkäuferin Anita Figo zwar noch keine Diebe in flagranti erwischt, “aber wir merken natürlich, wenn uns am Ende des Tages Bücher oder andere Waren fehlen”. Figo weiter: “Bei uns ist nichts gesichert, wir haben auch keine Detektive. Da geht das Stehlen wohl leichter.”

Ein Kavaliersdelikt ist Ladendiebstahl nicht. Die Täter werden angezeigt, ihnen droht ein Strafverfahren. Auch dürfen Ladenbesitzer die Diebe festhalten, bis die Polizei eintrifft.