“Wir waren zu dritt” – Der Vater von drei kleinen Kindern hat zum Glück überlebt

VN / 04.12.2025 • 16:00 Uhr
"Wir waren zu dritt" – Der Vater von drei kleinen Kindern hat zum Glück überlebt
Adi Rohrer in der Mitarbeiterküche in der Rotkreuz-Zentrale vor seinem Nachtdienst. VN/DJSHOM

Am 5. Dezember ist internationaler Tag des Ehrenamts:
Adi Rohrer ist seit 21 Jahren als “First Responder” im Einsatz

Feldkirch Mehr als 1300 Ehrenamtliche leisten im Roten Kreuz Vorarlberg jährlich über 140.000 Einsatzstunden. Hinter diesen beeindruckenden Zahlen stehen Menschen, die in ihrer Freizeit Verantwortung übernehmen – oft zusätzlich zu einem ohnehin fordernden Beruf im Rettungswesen. Einer von ihnen ist Adi Rohrer, Einsatzleiter in der Rettungs- und Feuerwehrleitstelle Feldkirch und seit mehr als zwei Jahrzehnten freiwilliger First Responder – also Ersthelfer in seiner Heimatgemeinde Laterns.

Der Schritt zum First Responder ergab sich aus dem Bedürfnis, Menschen in seiner Talschaft möglichst schnell helfen zu können. Laterns ist das flächenmäßig größte Gemeindegebiet im Bezirk Feldkirch – ein 18 Kilometer langes Tal, in dem die gesetzlich festgelegte Hilfsfrist von 15 Minuten kaum einzuhalten ist. “Da kann wertvolle Zeit verloren gehen. Deshalb braucht es jemanden vor Ort, der sofort reagiert”, sagt Adi Rohrer. Was mit einem selbst zusammengestellten Alukoffer begonnen hat, entwickelte sich rasch zu einer professionellen First-Responder-Gruppe.

"Wir waren zu dritt" – Der Vater von drei kleinen Kindern hat zum Glück überlebt
Der Ersthelfer zeigt, was alles in seinem lebensrettenden Koffer steckt. VN/DJSHOM

Rohrer ist seit über 30 Jahren beim Roten Kreuz tätig, zunächst im Rettungsdienst in Feldkirch, Bludenz und Dornbirn, seit 1997 als leitender Mitarbeiter, derzeit als Einsatzleiter. “Für mich hat es irgendwann nur noch Rettungssanität gegeben”, sagt er rückblickend. Schon früh begann er ehrenamtlich im Rettungsdienst, eine Selbstverständlichkeit, wie er betont: “In Österreich startet fast alles im Rettungswesen mit Ehrenamt.”

Heute sind in Vorarlberg 24 solcher Einheiten aktiv. Sie werden parallel zu Rettungsdienst und Hubschrauber alarmiert und überbrücken jene Minuten, die über Leben und Tod entscheiden können. Typische Einsätze in Rohrers Gebiet reichen von Verkehrsunfällen bis zu Wander- und E-Bike-Unfällen – ein Spiegel der touristischen Talschaft. Auch Herzinfarkte und Reanimationen gehören zum Alltag.

Dieser Einsatz hat mich geprägt – wir hatten Glück

Ein Einsatz hat ihn besonders geprägt: die Reanimation eines jungen Quad-Fahrers kurz nach Bad Laterns. “Wir waren zu dritt, der Notarzt kam mit dem Hubschrauber. Monate später hörte ich zufällig, dass der Mann – ein junger Familienvater – fast beschwerdefrei weiterleben kann. Das sind Erlebnisse, die einen lange tragen”, so Adi Rohrer.

Auch die Corona-Zeit bleibt für ihn unvergesslich. Als in Laterns die erste Gemeindeteststation Vorarlbergs entstand, war Rohrer federführend dabei – eine Phase enormer Belastung. “Das hat uns geprägt. Aber es hat gezeigt, wie wichtig funktionierende ehrenamtliche Strukturen sind.” Der Einsatzleiter selbst ist mit einem blauen Auge davongekommen. Seit der hoch stressigen Corona-Zeit leidet er an einem Tinnitus.

"Wir waren zu dritt" – Der Vater von drei kleinen Kindern hat zum Glück überlebt
Responder-Koffer mit CO2-Piepser, der Rauchgasentwicklungen anzeigt. VN/DJSHOM

Was ein First Responder mitführt, könnte auch im Rettungsauto stehen: Ausrüstung zur Blutstillung, Sauerstoff, Material zur Reanimation – und ein EpiPen für allergische Schocks. “Ich kann lebensrettende Sofortmaßnahmen setzen, das ist entscheidend”, so Rohrer. Wichtig sei zudem das Funkgerät, um mit Hubschrauber oder Rettungswagen kommunizieren zu können.

Neuen Lebensretter APP für alle

Die First-Responder-Gruppen im Land sind bunt gemischt: Rettungssanitäter, Samariter, Bergretter, Ärzte. “Aber wir sind offiziell Teil des Roten Kreuzes”, betont Rohrer. Ergänzt wird dieses Netz seit Kurzem durch die Lebensretter-App www.puls.at , die Laienhelfer in der Nähe alarmiert, wenn etwas passiert. Das ist ein weiterer Baustein, um Zeit zu gewinnen.

"Wir waren zu dritt" – Der Vater von drei kleinen Kindern hat zum Glück überlebt
Ein Ersthelfer-Team im Einsatz. Foto/RKV

Ob jemand für dieses Ehrenamt geeignet sei? Rohrer empfiehlt zumindest einen 16-Stunden-Erste-Hilfe-Kurs – “da bleibt wirklich etwas hängen”. Für First Responder wie ihn ist die Rettungssanitäter-Ausbildung jedoch unerlässlich. “Allein mit dem Rucksack unterwegs zu sein, ist etwas völlig anderes als ein Team im Rettungsauto”, sagt Rohrer.

Warum er sich nach über drei Jahrzehnten im Beruf zusätzlich freiwillig engagiert? Rohrer lächelt. “Weil es ohne Ehrenamt nicht funktioniert. Es ist existenziell. Und ich würde dafür niemals Geld nehmen”, sagt der engagierte Ersthelfer abschließend.

Zeit-, BLUT- ODER GELDSPENDEN

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