Nähe, Apps und Kälte: So verändert sich das Dating im Winter wirklich

VN / 08.12.2025 • 12:10 Uhr
IMG_4054.JPG
Miriam Spieler, Paar- und Sexualtherapeutin aus Dornbirn. VOL.AT/SKÖ

Wenn draußen die Temperaturen sinken, steigt auf Dating-Apps wie Tinder, Hinge und Bumble die Aktivität – auch in Vorarlberg.

Dornbirn Während es draußen früh dunkel wird und die Kälte in die Knochen kriecht, erwacht eine Welt zum Leben – digital, auf Tinder, Bumble und Co. Laut Bumble sind Montagabende im Jänner zwischen 20 und 21 Uhr die aktivsten Zeiten für Online-Dating in Deutschland. Auch Tinder meldet für den traditionellen “Dating Sunday” zu Jahresbeginn einen Anstieg von 20 Prozent bei Swipes und 15 Prozent bei Likes.

Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Youtube angezeigt.

“Der Jahresbeginn ist für viele Singles ein natürlicher Moment, um neu zu starten”, sagt Tinder in einer aktuellen Aussendung. Allein am Dating Sunday Anfang 2025 seien weltweit 356 neue Matches pro Sekunde entstanden. Die Menschen sind nicht nur aktiver – sie antworten auch schneller und überarbeiten ihre Profile häufiger als sonst.

Vorarlberg: Mehr Swipes, mehr Sehnsucht?

Eine nicht repräsentative Umfrage von VOL.AT bestätigt: Auch hierzulande verändert sich das Dating-Verhalten in der kalten Jahreszeit.

Die wichtigsten Ergebnisse:

  • Tinder ist die meistgenutzte Plattform in Vorarlberg, gefolgt von Hinge und Lovoo.
  • Nähe und Geborgenheit sind die häufigsten Gründe für vermehrtes Dating im Winter.
  • Fast jede zweite befragte Person gab an, sich gerade in der kalten Jahreszeit intensiver mit Beziehungen auseinanderzusetzen – allerdings ohne, dass die Dates automatisch intimer wären.
Nähe, Apps und Kälte: So verändert sich das Dating im Winter wirklich
Die Auswertung der VOL.AT-Umfrage. VOL.AT/SKÖ

Besonders auffällig: Frauen nutzen Dating-Apps im Winter deutlich häufiger als Männer – und zwar durchgehend. 100 Prozent der befragten Frauen gaben an, in der kalten Jahreszeit aktiver zu daten. Bei den Männern waren es nur rund 57 Prozent. Gleichzeitig zeigt sich ein weiterer Trend: 66 Prozent der Frauen suchen im Winter etwas Ernsthaftes, bei den Männern sind es rund 57 Prozent.

“Weihnachten ist der emotionale Brennpunkt für Singles”

Miriam Spieler, Paar- und Sexualtherapeutin aus Dornbirn, kennt diesen jahreszeitlichen Wandel aus ihrer Praxis: “Im Winter haben wir ein stärkeres Bedürfnis nach Rückzug und Verbindung. Dating-Apps bieten da eine Möglichkeit, dieser Sehnsucht nachzukommen”, erklärt sie im Gespräch mit VOL.AT.

IMG_4057.jpg
“Im Winter haben wir ein stärkeres Bedürfnis nach Rückzug und Verbindung.” VOL.AT/SKÖ

Die Feiertage, so Spieler, seien dabei ein besonders sensibler Punkt: “Gerade rund um Weihnachten erleben viele Singles Fragen zu ihrem Beziehungsstatus als belastend. Die Feiertage gelten als Gradmesser für persönlichen Erfolg – das setzt viele unter Druck.”

Laut Bumble fühlen sich 58 Prozent der Singles zu Weihnachten unwohler damit, allein zu sein. Für viele beginnt dann die sogenannte “Cuffing Season” – eine Zeit, in der der Wunsch nach fester Bindung spürbar wächst.

Qualität statt Quantität: Der Trend zum “Slow Dating”

Dieser Wunsch nach Verbindlichkeit prägt auch die Art, wie gedatet wird. Bumble und Tinder registrieren vermehrt längere Chats, bewusstere Profilgestaltung und klare Kommunikationsmuster:

  • 46 Prozent der Tinder-Nutzer priorisieren Qualität über Quantität.
  • Nutzer, die ihre Profile sorgfältig pflegen, erhalten laut Bumble 193 Prozent mehr Matches.
  • 43 Prozent der Frauen in Deutschland setzen laut Bumble auf “Slow Dating”, um ihre mentale Gesundheit zu schützen – ein Trend, der sich auch in Vorarlberg zeigt.
Nähe, Apps und Kälte: So verändert sich das Dating im Winter wirklich
Die Auswertung der VOL.AT-Umfrage. VOL.AT/SKÖ

“Im Sommer dominiert Leichtigkeit und Abenteuerlust – im Winter sind wir ruhiger, reflektierter und eher bereit für tiefere Gespräche”, meint Spieler. “Und genau darin liegt die Chance: Der Winter kann die Jahreszeit der echten Nähe sein.”

Zwischen Sehnsucht, Gesellschaftsdruck und digitaler Hoffnung

Der Winter verändert vieles – auch die Art, wie wir nach Nähe suchen. Während im Sommer das Kennenlernen oft nebenbei passiert, etwa bei Events oder im Freien, entsteht in der dunklen Jahreszeit ein anderer Raum: mehr Zeit, mehr Nachdenklichkeit, mehr Gespräche.

Die Zahlen zeigen: Vorarlberger nutzen Dating-Apps im Winter häufiger, vor allem Frauen. Der Wunsch nach Geborgenheit, Ernsthaftigkeit und echter Verbindung rückt in den Vordergrund. Auch wenn die Dates selbst nicht automatisch intimer werden – sie sind bewusster, gezielter. Und vielleicht genau deshalb: ein Stück näher dran an dem, was viele suchen.

Ob aus dem Winterdate ein Frühling der Liebe wird, bleibt offen. Doch die Voraussetzungen sind da: Zeit, Offenheit – und ein paar warme Worte auf dem Bildschirm.