„Der größte Verlierer ist Schruns“ – Vandanser kritisiert mangelnden Willen zur Bahnverlängerung

VN / 11.12.2025 • 09:30 Uhr
20251205_090844.jpg
Hubert Thomma wohnt in Vandans. Er verfolgt die Pläne zur Bahnverlängerung seit Anbeginn. Bilder: VN/JUN

Jahrzehntelange Planung, konkrete Fahrpläne – und dennoch kein Bau: Für Hubert Thomma geht eine „Jahrhundertchance“ für das Montafon verloren.

Montafon Wie steht es um die Bahnverlängerung nach St. Gallenkirch im Montafon? Wird sie überhaupt noch weiterverfolgt? Mit dem Bau des Gebäudekomplexes „Rätikon 1“ an der Rätikonkreuzung hat man sich ein weiteres Trassenstück verbaut. Hubert Thomma aus Vandans spricht von einer „vertanen Jahrhundertchance“. Standesrepräsentant Daniel Sandrell verweist auf die bereits seit Jahrzehnten andauernde Planung.

Hubert Thomma aus Vandans befürwortet die Bahnverlängerung und ärgert sich zugleich darüber, dass die Trassen für dieses Projekt nicht freigehalten werden. „Man lässt die Zukunft nicht offen“, moniert er. Durch das Projekt „Rätikon 1“ habe man ein weiteres Stück der möglichen Trasse zubetoniert – und die Montafoner Gemeinden würden das seiner Meinung nach gleichgültig hinnehmen. Für ihn wirkt die seit 1985 andauernde Projektphase und die jetzige Verbauung der Strecke so, als hätten die Bürgermeister nie ernsthaft hinter dem Projekt gestanden.

20251209_163607.jpg
Bis zur Valiserabahn wäre der Zug gefahren.

„Schruns würde so viel profitieren“, ist Thomma überzeugt. Durch den neuen Verkehrsknotenpunkt am Tschaggunser Bahnhof würden weniger Busse nach Schruns verkehren, das „Busknäuel am Schrunser Bahnhof“ werde dadurch aufgelöst und aus dem Wohngebiet verlagert. Der Ortskern von Schruns werde massiv entlastet. „Es klingt sonderbar, aber der größte Verlierer ist die Gemeinde Schruns.“

Ortsteile und Sportstätten wären erschlossen

Vom Tschaggunser Bahnhof wäre jeder zweite Zug nach Schruns und jeder zweite nach St. Gallenkirch gefahren. Die weiteren Haltestellen bis dorthin wären der Sportplatz/Aktivpark und die Zamangbahn gewesen, bevor die Montafonerbahn weiter zur Valiserabahn geführt hätte. Die Haltestelle beim Aktivpark erschließe nicht nur das Schwimmbad, die Fußballplätze, das Eislaufcenter und die Sprungschanze, sondern auch die Ortsteile Äußere Zelfen, Ganzenahl und den Wagenweg in Schruns. Und der Bahnhof bei der Zamangbahn würde die Ortsteile Gamprätz und Innere Zelfen anbinden. Ein Umsteigen vom Bus auf die Bahn wäre nicht mehr notwendig.

20251209_163603.jpg
Die Trasse in Gelb wurde in den letzten Jahren immer weiter zugebaut. Die Punkte stellen die Haltestellen dar.

Und nicht nur Schruns, sondern auch die Innerfratte hätte davon profitiert: Schüler könnten mit dem Zug ins Gymnasium nach Bludenz fahren, dabei schlafen, lernen oder Hausaufgaben machen. Auch Pendler würden bequem mit dem Zug zur Arbeit gelangen – ohne Stau und ohne Parkplatzsuche. Doch ohne Bahnverlängerung sei St. Gallenkirch weiterhin auf das Auto angewiesen. „Die Bahnverlängerung wäre ein wesentlicher Beitrag gegen die Abwanderung“, so Thomma.

Untertunnelung “unfinanzierbar”

2015 war die Planung bereits so weit fortgeschritten, dass es sogar einen detaillierten Zugfahrplan von Bregenz bis Schruns bzw. St. Gallenkirch gab. Die Haltestellen sowie die Trasse wurden bereits definiert. Doch ein einreichfähiges Projekt blieb aus. Dabei spricht sich der Stand Montafon prinzipiell für eine Bahnverlängerung aus – mit einer Untertunnelung von Schruns. „Das ist eine Schnapsidee, da sie unfinanzierbar ist“, findet Thomma.

20251209_163614.jpg
2015 gab es bereits einen im Detail ausgearbeiteten Fahrplan.

„Wenn man vom Bahnhof Tschagguns taleinwärts schaut, sieht man, dass auf dieser Strecke bereits einiges verbaut ist. Mit ausreichenden Mitteln wäre allerdings vieles möglich“, sagt Standesrepräsentant Daniel Sandrell. „Der Bahnausbau bleibt weiterhin Teil unserer mittelfristigen Planung, und dafür sind auch Planungsmittel im mittelfristigen Investitionsprogramm vorgesehen.“ Es gebe mehrere mögliche Trassen ins Hochmontafon. Welche letztlich umgesetzt werden könne, werde sich in den weiteren Planungsschritten zeigen. „Entscheidend ist die Finanzierbarkeit durch Bund, Land und die Talschaft“, betont Sandrell.