“Schnee und zehn Grad plus, das verträgt sich nicht” – Skigebiete kämpfen vor Weihnachten

VN / HEUTE • 10:56 Uhr
"Schnee und zehn Grad plus, das verträgt sich nicht" – Skigebiete kämpfen vor Weihnachten
Hannes Waldner in Schetteregg weiß: Ohne Winterwetter bleiben die Tagesgäste aus.VN/Steurer

Auch wenn vielerorts Schneekanonen für weiße Linien im Hang sorgen: Für Skigebiete wie Schetteregg ist es das falsche Wetter.

Egg “Wir sind das leider Gottes gewohnt, Weihnachten ist für uns oft schwierig”, verweist Geschäftsführer Hannes Waldner auf die grüne Flur abseits der Piste am Schetteregg. Keine Woche vor Weihnachten hat es hier auf knapp 1000 Meter Höhe beinahe 10 Grad Celsius. “Mit anderen Temperaturen wäre uns und vielen anderen Skigebieten bereits geholfen.” Durch die künstliche Beschneiung wird vor allem für die Stammgäste ein Kernangebot aufrechterhalten. Und vor Weihnachten ist mit keinem Wetterumschwung zu rechnen.

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Die Piste in Schetteregg ist eine weiße Linie in der Wiese. So geht es vielen Skigebieten. VN/Steurer

Ohne künstliche Beschneiung wäre der Wintertourismus im Dezember in vielen Skigebieten kaum denkbar. Ende November hatte es selbst am Bödele bei Schwarzenberg 80 Zentimeter Neuschnee. Keine drei Wochen später steht der Liftbetrieb, da es am Schnee mangelt. Wenig verwunderlich wälzt die stadteigene Liftgesellschaft Pläne für einen Speicherteich und künstliche Beschneiung am Bödele.

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Herausforderung

“Natürlich ist die aktuelle Situation herausfordernd”, räumt auch Seilbahnensprecher Andreas Gapp von den Oberstdorf Kleinwalsertal Bergbahnen ein. “Gleichzeitig zeigen uns die ersten Betriebstage sehr deutlich, wie positiv die Gäste unser Angebot annehmen.”

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In Schetteregg wird beschneit, an die zehn Kilometer Piste warten am Wochenende auf Gäste. VN/Steurer

Insgesamt investierten die heimischen Skibetriebe dieses Jahr allein 58,1 Millionen Euro in Schneesicherheit und Pistenoptimierung. Bei Gapp wurde etwa in die Talabfahrt der Kanzelwand investiert. “Wir konnten heuer erstmals in der Firmengeschichte den Kanzelwand-Fellhorn-Verbund zur Gänze öffnen”, verweist er auf die Vorteile einer leistungsfähigen Beschneiungsanlage.

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Schetteregg ist an sich als Nordhang vorteilhaft gelegen. Bei zehn Grad ohne Niederschläge hilft dies jedoch wenig. VN

Für ein kleines Skigebiet auf mittlerer Höhe wie Schetteregg ist die Beschneiung jedoch ein zweischneidiges Schwert: “Schnee und zehn Grad plus, das verträgt sich nicht”, verweist er auf das Wetter. Sprich, die Beschneiung ist teuer und hält nicht lange. Und ein Tagespass könne nicht endlos teuer werden, sieht Waldner bereits die Tendenz weg vom Breitensport. “Es wird immer schwieriger, dies in 90 Tagen Betrieb abzubilden”, erklärt er die Tendenz hin zum Volljahresbetrieb.

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Die Skilifte in Schetteregg sind da, der Schnee nur dank Beschneiung. VN

In der Höhe mehr Spielraum

“Entscheidend ist aus unserer Sicht vor allem die Angebotsqualität – und hier können wir ein ausgesprochen gutes Produkt bieten”, sieht Gapp beim Tourismus eine geringe Abhängigkeit vom Naturschnee. Sowohl die Seilbahnbetreiber als auch Vorarlberg Tourismus sprechen von einer “guten Buchungslage” zu Weihnachten. Der Mittelwert der vergangenen 15 Jahre liege bei rund 700.000 Nächtigungen im Dezember, der wichtigere Faktor seien die Schulferien als das Wetter vor Weihnachten. Weitere 50 Prozent der Wintergäste, also 2,5 Millionen Nächtigungen, fokussieren sich außerdem auf Jänner und Februar.

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Schneekanonen erlauben es in Schetteregg, dass Kinder das Skifahren erlernen können. VN

Die Touristen buchen, wo man gerade auch aufgrund von künstlicher Beschneiung auf Schneesicherheit während der Weihnachtsferien setzen könne, fasst es Gapp zusammen. Die Rückmeldungen aus dem Publikum stimmen ihn ebenfalls zuversichtlich: “Auch wenn möglicherweise nicht in jeder Phase 100 Prozent des gesamten Angebots verfügbar sind, sehen wir eine außergewöhnlich hohe Zufriedenheit der Gäste mit dem, was geboten wird.”

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In Skigebieten in mittlerer Höhe zeichnet sich ab: Beschneiung ist teuer, der Sommer immer länger. Vom Winter allein kann man so nicht leben. VN/Rauch

Tagesgäste im Wald wichtiger

Tiefergelegene Skigebiete wie Schetteregg leben jedoch von den Tagesgästen. “Wenn die Verhältnisse nicht passen, bleibt der aus oder weicht aus”, räumt Waldner ein. Dabei sei der Zuspruch aus der Bevölkerung stark, nur das Wetter möchte nicht mitspielen. Daher ist auch für den künftigen Eigentümer Jürgen Sutterlüty klar, es braucht einen Ganzjahresbetrieb. Auf den laufenden Eigentümerwechsel in Schetteregg hat der schwache Saisonstart daher keinen Einfluss, versichert Waldner. “Aber für die Stimmung beim Personal wäre anderes Wetter natürlich besser.”

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