Kapelle mit 300-jähriger Geschichte am Faschinapass

Die Annakapelle wird vor allem in den Sommermonaten genutzt.
fontanella Am Faschinapass befindet sich seit etwa 1700 an exponierter Stelle eine kleine Kapelle, die der hl. Anna geweiht ist. Der Impuls zur Errichtung des kleinen Gotteshauses kam von Dr. Joseph Hartmann aus Fontanella, dem späteren Wiener Bürgermeister. Der Stifter war promovierter Jurist und wollte damit wohl seine Verbundenheit mit seinem Heimatort bekunden. Erbaut wurde die Kapelle unter der tatkräftigen Hilfe mehrerer Leute aus der Gemeinde.
Die Kapelle hat einen rechteckigen Grundriss mit einer Rundapsis und ist nach Nordosten ausgerichtet. Ursprünglich befanden sich an beiden Außenwänden drei Fenster, heute sind diese nur noch an der Südseite zu sehen. Über dem Eingang ist ein kleiner Vorbau mit geschindeltem Pultdach, das mit zwei Holzstützen an der Fassade abgestützt wird. Auch das Satteldach und die Giebelfassade über dem Mauerwerk sind geschindelt. Auf dem First befindet sich ein Dachreiter mit einem ebenfalls geschindelten Pyramidendach, unter dem eine kleine, 1948 hier angebrachte Glocke hängt.

Der Innenraum der Kapelle weist zwei Bankreihen mit je 4 Bänken auf, er wird nach oben von einer naturbelassenen, schlichten Kassettendecke abgeschlossen. Über zwei Stufen gelangt man in die vom Betraum abgetrennte Apsis, die allerdings angesichts eines schmiedeeisernen Gitters nicht zugänglich ist. Über dem Rundbogen des Apsis-Zugangs befindet sich eine Akanthuskartusche, deren Relief Gottvater zeigt.
Schmuckstück der Kapelle ist der Altar, der aus der Spätrenaissance stammt, aber auch frühbarocke Elemente aufweist. Seitlich wird der Altar von jeweils zwei Säulen, die äußere ist gewunden, begrenzt. Auf beiden Seiten des Altars stehen auf einem kleinen Podest zwei Heiligenfiguren, links der hl. Andreas, rechts der hl. Nikolaus. Im Zentrum befindet sich eine Statue der gekrönten Muttergottes mit dem Jesukind. Einziger Hinweis auf die Patronin der Kapelle, die Hl. Anna, ist eine moderne Selbdritt-Darstellung der Schweizer Künstlerin Bradi Barth, die nach der Jahrtausendwende am Ambo angebracht wurde.
Im Jänner 1951 wurde die unter Denkmalschutz stehende Kapelle bei einem Lawinenabgang schwer beschädigt, verschont blieben allerdings der Altar und die Figuren. Noch im gleichen Jahr begann man mit dem Wiederaufbau. OS