Was tun, wenn eine Person in der Kälte schläft?

Die Sozialeinrichtung dowas erhält unüblich viele Anrufe von besorgten Bürgern wegen verwahrloster und hilfsbedürftiger Personen.
Darum geht’s:
- Auslastung der Notschlafstelle in Bregenz.
- Bürger melden sich vermehrt bei dowas.
- Das kann man als Passant tun.
Von Katja Grundner
Bregenz Eine Person, die in der Tiefgarage schläft, jetzt im Winter mit Sommerbekleidung am Bahnhof liegt oder verletzt und reglos auf einer Bank verharrt – solche Szenen sind vor allem in Vorarlbergs Städten keine Neuheit. Doch derzeit rufen auffällig viele Menschen bei der Sozialeinrichtung dowas in Bregenz an, um auf solche Beobachtungen hinzuweisen. „Normalerweise steht dabei das Helfen, nicht das Loswerden im Vordergrund“, meint Geschäftsführer Ferdinand Koller.
Nicht genügend Plätze
Der Verein dowas bietet eine Notschlafstelle, ein Tageszentrum, Beratungsangebote und betreute Wohnformen in Bregenz an. Mehrmals im Monat melden sich Menschen aus Bregenz und Dornbirn wegen verwahrloster und offensichtlich hilfsbedürftiger Personen im öffentlichen Raum. „Wir werden von Passanten genauso wie von der Politik und privaten Unternehmen kontaktiert“, sagt Koller.

Ob es mehr Betroffene gibt oder zum Beispiel das zivilgesellschaftliche Engagement gestiegen ist, ist schwer zu beurteilen. Klar belegbar ist hingegen die Auslastung der dowas-Notschlafstelle: „Wir hatten im November schon mehr Nächtigungen als letztes Jahr im ganzen Jahr.“ Gründe dafür gäbe es laut Koller mehrere: „Zum Beispiel der Vorarlberger Wohnungsmarkt, der erschwerte Zugang zu vorgelagerten Versorgungssystemen und die zunehmende Wohnungslosigkeit junger Erwachsener.“ In der Jugendnotschlafstelle „anker“ in Dornbirn war der November der zweitstärkste Monat seit Eröffnung der Einrichtung im Jahr 2021. Weitere Zuwächse werden erwartet.
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Aufgrund von Platzmangel in der dowas-Notschlafstelle müssen Anfragen an zwei von drei Tagen abgewiesen werden. Meist können die Personen in andere Einrichtungen vermittelt werden. Doch manche legen nach einer Absage sofort auf und arrangieren sich anderweitig oder schlafen auf der Straße.
Was tun?
Passanten wissen oft nicht, was sie tun sollen, wenn sie auf eine verwahrloste und hilfsbedürftige Person stoßen. Im Idealfall sollte man die Person ansprechen, um eine mögliche Lösung zu finden. Falls man sich das nicht traut oder die Person nicht ansprechbar beziehungsweise abweisend ist, kann man bei einer schweren Verletzung die Rettung, bei Gewalt die Polizei oder bei allgemeiner Unsicherheit dowas kontaktieren. „Es verdient Anerkennung, wenn sich Menschen die Mühe machen, hinzusehen und zu handeln.“
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Wenn solch ein Anruf bei dowas eingelangt, ist der Umgang damit ganz unterschiedlich. Manchmal wird telefonisch auf die Angebote der Einrichtung hingewiesen oder ein Mitarbeiter vor Ort geschickt, andere Male wird auf die Rettung oder Polizei verwiesen. Es gibt immer wieder Menschen, vor allem mit psychischen Erkrankungen, die nicht „ausreichend“ selbst- oder fremdgefährdend sind und Unterstützung ablehnen. „Oft ist es dann für alle Beteiligten schwer auszuhalten, dass diese Personen in schlechtem Zustand im Freien leben.“
Hilfe, die ankommt
Koller erzählt von einem Mann, der viel Zeit auf der Straße verbracht hat und teilweise in einem sehr schlechten Gesundheitszustand war. Menschen aus einer Nachbargemeinde haben immer wieder bei dowas angerufen. „Durch viel aufsuchende Arbeit konnten wir eine Beziehung aufbauen und ihn dazu motivieren unser Tageszentrum und die Notschlafstelle zu nutzen.“ Nach mehreren Rückschlägen hat der Mann nun einen Wohnplatz.
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Um mehr solche Erfolgserlebnisse zu ermöglichen, spendet Ma hilft an dowas und die Jugendnotschlafstelle „anker“. Dowas benötigt aktuell 35.000 Euro an Spendengeldern für Umbauten. Unter anderem wird eine Terrasse für die Nutzer gebaut.

Telefonnummern
dowas-Notschlafstelle: +43 5574 90 902 34
Kältetelefon Vorarlberg:
Grundsätzlich können sich Menschen aus ganz Vorarlberg an die Nummer wenden. Auch wenn die direkte Zuständigkeit auf den Raum Feldkirch beschränkt ist, werden Fälle aus anderen Gebieten weitervermittelt.
- Caritas Center Feldkirch: +43 5522 200 1700 (MO-FR, 8:00 bis 12:00 Uhr)
- Caritas-Notschlafstelle in Feldkirch: +43 5522 200 1200 (16:30 bis 8:00 Uhr)
- Caritas Café: +43 5522 200 1570 (MO-FR, 8:30 bis 16:30 Uhr und SA, 8:30 bis 12:00 Uhr)
(VN)