Neues Bistro in Hörbranz: “Eigentlich habe ich Schweißer gelernt”

VN / 28.12.2025 • 10:30 Uhr
Neo-Pächter Nawab Osmani mit Gattin Jalleh und Servicemitarbeiterin Kübra
Neo-Pächter Nawab Osmani mit Gattin Jalleh und Servicemitarbeiterin Kübra.

Neues Bistro im Dorf: Zehn Jahre nach der Flucht wurde ein Traum wahr.

Hörbranz Seit ein paar Wochen herrscht – abgesehen vom Ruhetag am Montag – wieder reges Treiben im kleinen Lokal an der Lindauer Straße 71. In modernem Ambiente hat sich Nawab Osmani seinen Traum erfüllt: ein eigenes Bistro. “Eigentlich habe ich Schweißer gelernt”, erzählt der Neo-Gastronom und blickt auf seinen bemerkenswerten Weg in die Selbstständigkeit zurück. Im Dezember 2015 kam er als Kriegsvertriebener aus Afghanistan nach Vorarlberg, lernte rasch Deutsch und schloss während der Pandemie den Pflichtschulabschluss innerhalb eines Jahres bravourös ab. Kurz darauf folgte der Pkw-Führerschein.

Seit Sommer gibt es einen neuen Pächter für das bestehende Lokal neben der Leiblachtal-Apotheke in Hörbranz.
Seit Sommer gibt es einen neuen Pächter für das bestehende Lokal neben der Leiblachtal-Apotheke in Hörbranz.Michel Hannes Stocklasa

Bodenständige Wurzeln

“In meiner Heimat konnte ich keine Schule besuchen”, berichtet der 37-Jährige, der seit einigen Jahren in Hörbranz lebt. Seine Liebe zur Gastronomie hat bodenständige Wurzeln: “Schon als Kind habe ich meiner Mutter beim Kochen geholfen”, erinnert sich Nawab, heute Ehemann und Vater von zwei Kindern. In den vergangenen Jahren konnte er in der Branche wertvolle Berufserfahrung sammeln. Anpacken ist für ihn – ob in der Küche oder im Service – eine Selbstverständlichkeit. Das bestätigt auch Mitarbeiterin Kübra: “Mein Chef ist talentiert, fleißig und stets freundlich.”

Staatsbürgerschaft

Mit der bisherigen Bilanz seit der Eröffnung im Sommer 2025 ist der Bistro-Pächter zufrieden: Das Lokal verfügt über etwas mehr als 30 Sitzplätze im Innenbereich, einige zusätzliche im Freien und bietet zudem einen Lieferservice im Leiblachtal. “Der Wunsch nach einem eigenen Betrieb begleitet mich schon lange”, erklärt Nawab und betont, dass Vorbereitung im Geschäft das Um und Auf sei. Ein weiteres und inniges Lebensziel des bescheidenen Wahlhörbranzers, der derzeit über subsidiären Schutz verfügt, ist die Chance, die österreichische Staatsbürgerschaft zu erlangen.

Familienmensch

Damit möchte er auch den Zusammenhalt seiner Familie sichern, die in Scheidegg lebt. Seine Frau Jalleh arbeitet im Pflegebereich und unterstützt ihren Mann zusätzlich, denn in der Selbstständigkeit bleiben naturgemäß nur wenige zeitliche Ressourcen. “Ich bin ein Familienmensch und möchte meine Kinder und meine Frau öfter sehen”, sagt Nawab mit stockender Stimme. Bis auf Weiteres heißt es gegenwärtig, pendeln zwischen Hörbranz und dem benachbarten Scheidegg. MST

In direkter Nähe des Hörbranzer Zentrums herrscht nun im Gastro-Lokal in der Lindauer Straße 71 wieder viel Umtrieb.
In direkter Nähe des Hörbranzer Zentrums herrscht nun im Gastro-Lokal in der Lindauer Straße 71 wieder viel Umtrieb.