“Ruhig bleiben – das überträgt sich”: Hundetrainer über Silvesterangst bei Hunden

VN / 30.12.2025 • 12:30 Uhr
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Hundetrainer Markus Sommergut erklärt, wie man seinen Vierbeiner an Silvester schützt.VOL.AT/SKÖ

Hundetrainer Markus Sommergut gibt fünf Tipps, wie man seinen Vierbeiner an Silvester schützt.

Bregenz Raketen, Knaller, grelle Lichtblitze – was für viele Menschen zur Silvestertradition gehört, ist für Hunde ein akustischer Albtraum. “Die hören das zehnfach so laut wie wir”, sagt Hundetrainer Markus Sommergut im Gespräch mit VOL.AT. Das Resultat: Stress, Angst und manchmal sogar Fluchtverhalten. Doch was können Halter tun, um ihrem Hund diesen Abend zu erleichtern?

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Fünf Tipps von Markus Sommergut:

1. Ruhe bewahren – immer!

“Die eigene Ruhe ist entscheidend. Wenn ich hektisch werde, überträgt sich das auf den Hund.” Fernseher oder Radio können helfen, die Außengeräusche zu dämpfen.

2. Zuwendung statt Wegsperren

Kommt der Hund aus Angst zu seinem Menschen, sollte er nicht weggeschickt werden. “Das ist wie bei einem Kind, das in der Nacht Angst hat – man tröstet es.” Trösten bedeute: ruhige Stimme, Körperkontakt, Sicherheit.

3. Fluchtgefahr draußen – Leine ist Pflicht

“Ein Knall, und der Hund rennt panisch davon.” Aus diesem Grund sollten Spaziergänge am Silvestertag frühzeitig und nur an der Leine stattfinden.

4. Kein Zwang – Rückzugsorte respektieren

Manche Hunde verkriechen sich im Badezimmer oder unter dem Sofa. “Das darf man zulassen. Es zeigt, dass sie versuchen, sich selbst zu helfen”, weiß Sommergut.

5. Beruhigungsmittel? Nur im Notfall

Für manche Hunde wird der Jahreswechsel trotz aller Bemühungen zur echten Belastungsprobe. “Bei extrem ängstlichen Hunden kann man mit einem Tierarzt über pflanzliche Beruhigungsmittel wie CBD-Tropfen sprechen – aber das ist nicht mein Fachgebiet.”

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“Wenn die Angst kommt, kommt sie – unabhängig davon, wie müde der Hund ist.” VOL.AT/SKÖ

Mythos Angst: “Angst ist kein Verhalten”

“Viele glauben, sie müssten Angst abtrainieren – dabei ist Angst kein Verhalten, sondern ein Gefühl”, erklärt Sommergut. Der Körper reagiere dabei ähnlich wie beim Menschen: mit erhöhtem Blutdruck, flacher Atmung, Stresshormonen. Das Ziel sei nicht, dem Hund Angst “abzugewöhnen”, sondern ihm Sicherheit zu geben.

Gemeinsam statt auspowern

Auch die richtige Beschäftigung kann helfen, den Hund besser durch den Tag zu bringen. “Manche glauben, man müsse den Hund vorher komplett auspowern, aber das ist ein Trugschluss”, sagt Sommergut. “Wenn die Angst kommt, kommt sie – unabhängig davon, wie müde der Hund ist.”

Statt hektischer Action empfiehlt er gezielte Beschäftigung, bei der Mensch und Tier gemeinsam etwas tun: etwa ein ruhiges Suchspiel oder gemeinsames Kuscheln. Das stärke die Bindung – und genau darauf kommt es in Ausnahmesituationen an.

“Angst ernst nehmen – aber nicht dramatisieren”

Das Fazit des erfahrenen Hundetrainers: “Ruhig bleiben, Nähe zulassen, dem Hund zeigen: Du bist sicher.” Denn Trost sei mehr als ein menschliches Bedürfnis – es sei ein biologischer Mechanismus, der bei allen sozialen Lebewesen funktioniert. Und manchmal sei genau das die beste Medizin.