Die glorreichen Sieben

Vorarlberg ist weiblich / 07.03.2024 • 15:06 Uhr

Text: Christiane Schöhl von Norman

Wo sind sie bloß, die Bürgermeisterinnen im Land? „Vorarlberg ist weiblich“ ging dieser Frage nach und traf auf sieben Powerfrauen, die mit viel Fingerspitzengefühl, Verantwortungsbewusstsein und Charme ihren Job an der Spitze meistern.

Sie stärken mit ihrem Engagement die Demokratie im Land und geben alles, um das Leben der Menschen vor Ort zum Besseren zu managen. Was auf ihrer politischen Agenda ganz oben steht und wieso neben einer umsichtigen wirtschaftlichen Planung am Ende immer auch die Menschlichkeit zählt – Andrea Kaufmann, Angelika Moosbrugger, Alexandra Martin, Irmgard Hagspiel, Katharina Wöß-Krall, Alexandra Schalegg und Bianca Moosbrugger-Petter haben es uns verraten.

Die glorreichen Sieben

Andrea Kaufmann

Stadt Dornbirn, von 2013 bis 2024 im Amt

Andrea Kaufmann war mit ihrer Wahl zur Bürgermeisterin in der größten Stadt des Landes auch die erste Frau, die einer Vorarlberger Stadt vorstand. Ihre politische Karriere begann die studierte ­Volkswirtin bei der Jungen ÖVP. In die Dornbirner Gemeindepolitik stieg sie im Jahr 1995 als Stadträtin für Kultur, Familie und Bildung ein. Von 2009 bis 2013 war sie Mitglied der Vorarlberger Landesregierung und als Landesrätin für die Bereiche Kultur, Wissenschaft, ­Weiterbildung und Hochbau zuständig. Im Jahr 2013 übernahm sie von Wolfgang Rümmele das Amt der Bürgermeisterin.

Frau Kaufmann, Sie wurden als erste Frau einer Vorarlberger Stadt 2013 als Bürgermeisterin von Dornbirn gewählt. Welche Relevanz hatte dieser Umstand für Sie?

Für viele war das zu dieser Zeit schon etwas Besonderes, da es überhaupt sehr wenige Bürgermeis­terinnen gab – und schon gar nicht in größeren Gemeinden. Für mich machte es aber von Anfang an keinen Unterschied, ob eine Führungskraft männlich oder weiblich ist. Die Herausforderungen und die Aufgaben bleiben dieselben: die Stadt mit großem Engagement, gemeinsam mit der Bevölkerung, weiterzuentwickeln sowie den „Betrieb“ der Stadtverwaltung umsichtig zu führen. Das ist mir, so hoffe ich, ganz gut gelungen. Wenn eine Frau ein solches Amt bekleidet, hat das Vorbildwirkung. Wir können helfen, dass junge Frauen sich mehr zutrauen, denn das ist wichtig, um aus althergebrachten Rollenbildern auszubrechen. Die Frauen der jüngeren Generation sind deutlich selbstbewusster, sie gehen ihren Weg und trauen sich auch zu, politische Ämter zu übernehmen.

„Wie machen Sie das mit den Kindern?“ – Wie oft kam diese Frage in der Vergangenheit?

Sie kam anfangs schon öfter, in den späteren Jahren aber weniger. Wahrscheinlich war von Anfang an sichtbar, dass wir ein äußerst aktives familiäres und soziales Umfeld hatten. Ich bin selbst in einer aufgeschlossenen und politisch aktiven Familie aufgewachsen und habe immer Wert daraufgelegt, dass meine Kinder selbstbewusst durchs Leben gehen. Es gibt dazu ein schönes afrikanisches Sprichwort: „Um ein Kind aufzuziehen, braucht es ein ganzes Dorf“. Damit ist klar, dass die Eltern oder die Mutter zwar eine wichtige Rolle spielen, aber auch das Umfeld von großer Bedeutung ist.

Sie haben mit Ihren vier Kindern alle Bildungsphasen durchlaufen. Waren Sie dadurch bei bestimmten Themen wie Kinderbetreuung und Bildung besonders sensibel?

Das ist vielleicht einer der Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Bürgermeistern. Da sind wir in der Tat sensibler, weil wir uns mit den Herausforderungen des täglichen Familienlebens mehr auseinandersetzen müssen. In den vergangenen Jahrzehnten hat sich diesbezüglich nicht nur in Dornbirn viel verändert. Die Gesellschaft hat sich gewandelt und das Thema Kinderbetreuung ist in den Vordergrund gerückt. In den 14 Jahren als Familienstadträtin haben wir auch in Dornbirn die Angebote für die Familien stark ausgebaut. Als Bürgermeis­terin war es mir ein besonderes Anliegen, die Familien – eben vor dem Hintergrund des Wandels – zu stärken. Mit der Initiative „Dornbirn lässt kein Kind zurück“ wollen wir dort ansetzen, wo es besonders wichtig ist: präventiv und mit dem Ausbau und der Verknüpfung der vorhandenen Unterstützungsmöglichkeiten. Da ist Dornbirn durchaus Vorreiter.

Sie treten nächstes Jahr im März nicht mehr zur Wahl an. Wenn Sie auf die vergangenen Jahre Ihrer Amtszeit zurückblicken. Worauf sind Sie besonders stolz?

Die vergangenen Jahre waren für alle herausfordernd. Wir mussten die Auswirkungen einer Pandemie bekämpfen mit allen gesellschaftlichen Verwerfungen, die damit einhergingen. Steigende Energiekosten und die damit verbundene Teuerung machen unserer Wirtschaft zu schaffen. Trotzdem ist es uns in diesen Jahren gelungen, die Stadt positiv weiterzuentwickeln und die hohe Lebensqualität für die Dornbirner(innen) zu erhalten. Eine konsequente Finanz- und Wirtschaftspolitik sind das Herz und die Grundlage für diese erfolgreiche Entwicklung. Dazu zählt auch eine professionelle Standortpolitik mit einem erfolgreichen Flächenmanagement, um Betriebe in unserer Stadt anzusiedeln.

Damit ist es auch finanziell möglich, notwendige und wünschenswerte Projekte umzusetzen. Gesellschaftlich relevante Themen wie Unterstützung von Familien in allen Lebenslagen, Kinderbetreuung, Bildung, Sport- und Freizeitangebote, alle Aktivitäten auf dem Weg zu einer klimaneutralen Stadt, Fürsorge gegenüber Älteren und Pflegebedürftigen, Gesundheitsversorgung, Belebung und Attraktivierung der Innenstadt und der Stadtteile – kurzum das möglichst gute Zusammenleben aller Bevölkerungsgruppen in unserer Stadt zu fördern, war immer mein höchstes Ziel.

Was waren die Meilensteine in Ihrer Amtszeit?

Es sind weniger die Meilensteine als vielmehr die kleinen Schritte, die uns weiterbringen. Im Familienbereich konnten wir wichtige Akzente setzen, die mich auch persönlich freuen. Aus der Idee der Europäischen Kulturhauptstadt haben wir mit der Initiative der CampusVäre und dem Leuchtturmprojekt im Sägenareal eine tolle Entwicklung angestoßen. Ein besonders wichtiges Anliegen ist die Digitalisierung und damit Vorreiterrolle der Stadt in diesem Bereich. Das ist uns, glaube ich, ganz gut gelungen. Dazu gehören auch die Investitionen in die Stadt ,aber auch das gute Klima innerhalb der politischen Fraktionen und der Bevölkerung. Mir war es immer wichtig, ein gutes Zusammenleben in unserer Stadt zu ermöglichen. Begriffe wie Eigeninitiative, Zusammenhalt, Solidarität und Toleranz haben mein politisches Handeln geprägt. Dornbirn steht ganz gut da und darauf dürfen wir alle ein wenig stolz sein.

Die glorreichen Sieben

Angelika Moosbrugger

Marktgemeinde Wolfurt, seit 2023 im Amt

Die ausgebildete Lehrerin sitzt seit 2005 in der Gemeinde­vertretung. 2007 stieg sie zur ­Gemeinderätin auf, bereits seit 2009 war sie Vizebürgermeisterin in Wolfurt; sie ist verheiratet und Mutter von 3 Kindern.

Sie sind seit vielen Jahren politisch engagiert. Wieso haben Sie sich für diesen Weg entschieden?

Es war nicht mein Plan, in die Politik zu gehen. Da meine Mutter schon Vizebürgermeisterin war, wusste ich, was ein Amt wie dieses bedeuten kann. Aber: Mein Engagement entspringt meiner tiefen Überzeugung, dass positive Veränderungen in der Gesellschaft nur durch aktive Beteiligung und Einsatz für die Gemeinschaft möglich sind. Schon bevor ich Gemeindevertreterin war, habe ich mich für verschiedenste Anliegen eingesetzt oder mitgearbeitet. Ich wurde später eingeladen, als Politikerin mitzugestalten. In einer Gemeindevertretung mitzuwirken bedeutet zwar mitzureden, aber auch auszuhalten, wenn Entscheidungen schwierig sind. Aus heutiger Sicht empfehle ich jedem Bürger und jeder Bürgerin, einmal im Leben Mitglied ihrer Gemeindevertretung zu sein, um zu verstehen, was diese Verantwortung bedeutet. Als Bürgermeisterin möchte ich mit meiner engagierten Gemeindevertretung, unserer Verwaltung und den Bürger:innen gemeinsam an einer lebendigen Gemeinschaft „weiterbauen“.

Sie wurden letztes Jahr Bürgermeisterin. Was haben Sie als ers-tes in Angriff genommen?

Es laufen in Wolfurt viele größere und kleinere Projekte, die schon länger geplant sind und die ich nun als Bürgermeisterin mitverantworte. Als erstes nahmen wir für die Umsetzungen die Budgetierung für 2024 in Angriff, was uns trotz schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen gut gelungen ist. Da ich schon 14 Jahre Vizebürgermeisterin war, kenne ich die Abläufe in unserem Rathaus und den Abteilungen. Dennoch ist es mir wichtig, zuerst alle Zuständigkeiten und Prozesse anzusehen, um diese zu verstehen und ggf. für die Umsetzung der zahlreichen Projekte zu verbessern. Grundlage unseres Arbeitens ist das neue Leitbild, bei dem ich bereits vor meinem Amtsantritt federführend mitwirken konnte. Ein großer Schwerpunkt ist die Entscheidung, ein neues, innovatives Beteiligungsprojekt „Bürger:innen-Budget“ im Jahr 2024 durchzuführen, das seit meinem Amtsantritt vorbereitet wird.

Was steht auf Ihrer persönlichen Agenda ganz oben?

Für mich stehen die Menschen, alle Wolfurter:innen, im Fokus. Denn nur gemeinsam können wir eine funktionierende Wohlfühlgemeinde sein, die sich gegenseitig unterstützt und sich miteinander weiterentwickelt. Daneben steht meine Familie auf der persönlichen Agenda weit oben. Bürgermeisterin zu sein ist ein 24/7-Job, den ich zwar gerne mache, gleichzeitig bin ich auch nur eine von vielen. Da ist es wichtig, die richtige Balance zu halten. Die ist bei mir im persönlichen Umfeld zu finden, das mich erdet und schützt.

Wie wichtig ist Frauenförderung?

Mir persönlich liegt das Thema sehr am Herzen. Ich motiviere meine Mitarbeiterinnen sehr, ihr Potenzial zu entfalten und mehr Verantwortung zu übernehmen. Auch in der Politik wäre es schön zu sehen, wenn sich noch mehr Frauen engagieren! Frauen sind wie Männer 50% der Menschheit und ich möchte, dass wir GLEICH BERECHTIGT sind, in dem Sinn, dass jede/r seine Lebensaufgabe erfüllen und das tun kann, was er/sie gut kann und tun möchte. Was ich nicht mag, ist jede Art von Dogmatismus, bei dem es nur darum geht, aus Prinzip Recht zu haben.

Was treibt Sie im Leben an?

„Versucht, die Welt ein bisschen besser zurückzulassen, als ihr sie vorgefunden habt“. Das ist so ein Satz, der mich begleitet. Es ist mir wichtig, mit meinem Dasein etwas positiv mitgestaltet zu haben, damit die, die nach mir kommen, etwas Brauchbares vorfinden, auf das sie aufbauen können. Nichts zu tun, wenn es etwas zu tun gibt, ist für mich nicht denkbar – in keinem meiner Lebensbereiche.

Die glorreichen Sieben

Alexandra Martin

Gemeinde Raggal, seit 2020 im Amt

Die Mutter von zwei Kindern (2 Töchter) war zehn Jahre in der Verwaltung der Gemeinde tätig, die letzten drei Jahre davon als Amtsleiterin.

Sie sind die erste Bürgermeis­terin von Raggal. Macht einen diese Vorreiterolle ein bisschen stolz?

Primär ist nicht die Vorreiterrolle wichtig, sondern die weiblichen Einflüsse, die dadurch einen Raum bekommen. Spannend und wichtig ist für mich dagegen das Vertrauen, das mir die Bevölkerung entgegenbringt.

Sie sind eine relativ kleine Gemeinde. Wie schwierig ist es, Förderungen zu bekommen und Strukturen zu erhalten, wenn man mit den Zahlen und Größen immer an der Minimumgrenze kratzt?

Die harten Rahmenbedingungen sind wirklich eine große Herausforderung. Durch die Schwankungsbreite kann es sein, dass wir in einem Jahr die Vorgaben erreichen und dann wieder nicht – das ist jedes Mal ein großer Unsicherheitsfaktor. Personell und räumlich müssen wir aber das Gleiche leisten, wie eine zahlenmäßig große Gemeinde. Ein Spielraum bei den Minimumgrenzen wäre wünschenwert.

Wie wichtig ist das Thema Kinderbetreuung in einer kleinen Gemeinde?

Es ist sehr wichtig, denn wir wollen auch jungen Familien und Menschen ein attraktives Angebot schaffen, so dass sie beruflich präsent sein können und nicht abwandern müssen. Für die Kinder sind die kleinen Gruppen bei uns ein Luxus. 

Was ist Ihnen persönlich wichtig?

Der Lebensraum soll so gestaltet sein, dass sich möglichst alle wohlfühlen.

Gibt es aktuell ein Thema, das Ihnen wichtig ist?

Das Dorfgasthaus gegenüber dem Gemeindeamt, das einen lebendigen Mittelpunkt unserer Gemeinschaft darstellt, sucht einen neue/n Pächter:in, weil die Wirtin in Pension geht. Interessenten können sich gerne bei uns melden.

Wo findet man Sie außerhalb des Rathauses?

Bei meiner Familie oder draußen in der Natur.

Die glorreichen Sieben

Irmgard Hagspiel

Gemeinde Kennelbach, seit 2021 im Amt

Die dreifache Mutter arbeitete bereits in jungen Jahren im ­sozialen Bereich als Familienhelferin, engagierte sich später ehrenamtlich für den Eltern­verein und für ältere Menschen in ihrer ­Nachbarschaft. Außerdem war sie acht Jahre lang mit Freude für die ­Elternberatung tätig.

Sie absolvierten die Schule für Sozialbetreuungsberufe in Bregenz und arbeiteten danach fünf Jahre lang als Familienhelferin. Lässt Sie die soziale Ader bis heute nicht los?

Wenn Hilfe gefragt ist, bin ich auch heute immer noch zur Stelle und versuche eine Lösung für das jeweilige Anliegen zu finden. Es ist einfach ein tolles Gefühl, etwas bewirken zu können. Gerade diese kleinen, alltäglichen Dinge, dieses soziale Engagement, schätzen die Menschen. 

Warum haben Sie sich 2021 dazu entschlossen, das Amt der Bürgermeisterin zu übernehmen? 1995 haben Sie als Gemeindevertreterin den ersten Schritt auf politischem Terrain unternommen? 

Das Ganze hat sich im Laufe der Jahre entwickelt: Wie Sie bereits angesprochen haben, bin ich seit bald 30 Jahren politisch in der Gemeinde engagiert. In dieser Zeit konnte ich viele wertvolle Erfahrungen sammeln, d.h., man wächst mit seinen Aufgaben. Der Gedanke, etwas bewegen zu wollen, zusammen mit meiner sozialen Ader, sowie der große Rückhalt in der Fraktion haben schließlich zu der Entscheidung geführt, das Amt zur Wahl anzutreten.

Sie waren 22 Jahre in der Schule für Sozialbetreuungsberufe die Leiterin des Wohnheims. Kommen Ihnen diese kommunikativen Fähigkeiten – den Menschen zuhören können, Lösungen finden etc. –  in Ihrer Funktion als Gemeindevorsteherin zugute?

Absolut. Ich habe viel aus dieser Zeit mit den Jugendlichen mitgenommen und gelernt. Daher ist es mir enorm wichtig, diese soziale Haltung auch im politischen Amt weiter vorzuleben.

Was ist Ihnen besonders wichtig? Was wollen Sie erreichen?

Mir liegt vor allem ein entspanntes und schönes Miteinander am Herzen. Deswegen vertrete ich auch die Haltung, dass jeder, der ein Anliegen hat, zu mir kommen kann, um es zu besprechen, so dass wir gemeinsam eine Lösung finden können.

Was lieben Sie an Ihrem Bürgermeisterinnen-Job am meisten?

Den Kontakt zu den Bürger:innen und dass man gewisse Anliegen umsetzen kann. Wichtig ist auch, auf Menschen zugehen zu können und gleichzeitg kritikfähig zu sein.

Die glorreichen Sieben

Katharina Wöß-Krall

Marktgemeinde Rankweil, seit 2019 im Amt

Sie stammt aus einer Rankweiler Ärztefamilie und absolvierte ihr Jura-Studium in Innsbruck. Seit 2010 als Vizebürgermeisterin in der Gemeinde tätig.

Sie sind die erste Bürgermeisterin von Rankweil. Macht einen diese Vorreiterrolle ein bisschen stolz?

 Stolz macht mich nicht meine Funktion als Bürgermeisterin, sondern vielmehr, dass insgesamt mittlerweile immer mehr Frauen den Weg in die Politik finden. Da hoffe ich schon, dass ich als Vorbild wirken kann.

Wo sehen Sie auf kommunaler Ebene derzeit den größten Handlungsbedarf? 

Die Gemeinde muss bei gleichbleibendem oder sinkendem Budget immer mehr Aufgaben übernehmen. Zudem wird es immer schwieriger, die Kernaufgaben einer Gemeinde abzugrenzen und zu vermitteln, wo wir als Gemeinde zuständig sind oder eben auch nicht.

Was lieben Sie an Ihrem Bürgermeisterinnen-Job am meisten? 

Die Arbeit als Bürgermeisterin ist so vielfältig wie das Leben – kein Tag gleicht dem anderen. Es gibt immer wieder neue, herausfordernde Themen. Besonders stolz bin ich auf meine Mitarbeiter:innen in der Verwaltung, die täglich hervorragende Leistungen erbringen.

Worauf legen Sie Wert? Was ist Ihnen bei Ihrer Arbeit wichtig?

 Ich lege Wert auf klare Verantwortlichkeiten und Abläufe sowie eine gute Zusammenarbeit über die Fraktionsgrenzen hinweg. Außerdem pflege ich eine Kultur der „offenen Tür“ für die Mitarbeitenden.

Was treibt Sie im Leben an? Was motiviert Sie?

Ich bin von Natur aus eine interessierte Person und liebe es, Ideen einzubringen und zu diskutieren. Mein Vater, der lange in der Ärztekammer tätig war, hat mir außerdem den Wert und die Bedeutsamkeit von Interessenvertretungen nähergebracht – er war ein großes Vorbild, an dem ich mich auch heute noch orientiere. Großen Halt habe ich auch in meiner Familie, allen voran in meinem Ehemann, der mir sehr oft den Rücken freihält.

Die glorreichen Sieben

Alexandra Schalegg

Gemeinde Ludesch, seit 2023 im Amt

Die gelernte Bautechnikerin bringt sich seit Frühjahr 2020 in der Ludescher Gemeindepolitik ein und war zuvor zehn Jahre lang im Bauausschuss von Nüziders tätig.

Wie hilfreich ist Ihre Expertise im Baubereich?

Im Frühjahr 2024 starten die Bauarbeiten für das Projekt Kinder-Campus Ludesch (Neubau Volksschule und Kindergarten). Hier hilft meine jahrzehntelange Erfahrung in der Bauwirtschaft.

Was hat Sie motiviert, sich politisch zu engagieren? Österreichweit sind Bürgermeisterinnen eher selten…

Nur wer sich engagiert, hat die Möglichkeit, mitzugestalten. Auf die Aufgaben bzw. die Tätigkeitsfelder von Bürgermeistern war ich schon früher „neugierig“. In der kurzen Zeit, die ich im Amt bin, habe ich bereits erfahren, wie vielfältig, umfang- und abwechslungsreich die Aufgaben von Bürgermeistern sind.

Sie wurden letztes Jahr ins Amt gewählt. Was haben Sie als erstes in Angriff genommen?

Meine Angelobung fand am 21.12.2023 statt. Aktuell bin ich dabei, mich mit den Abläufen in der Gemeinde vertraut zu machen und lese mich ein.

Worauf legen Sie Wert?

Für mich sind Teamarbeit, Kommunikation und Transparenz wesentlich und notwendig – ein Miteinander über alle Abteilungen und Bereiche.

Welchen Herausforderungen sehen Sie sich gegenüber?

Der Ton untereinander wird rauer, dies sowohl beruflich als auch privat. Die Herausforderung ist, die anfallenden Themen so anzugehen, dass jeder gehört wird und seine Meinung äußern kann – die Diskussion aber auf einer sachlichen Ebene stattfindet.

Die glorreichen Sieben

Bianca Moosbrugger-Petter

Gemeinde Reuthe, seit 2015 im Amt

Die gelernte Bürokauffrau begann ihre politische Karriere 2010 auf kommunaler Ebene als Gemeinderätin von Reuthe. Die Mutter eines Sohnes arbeitet neben dem Bürgermeisteramt in einem zivilen Beruf.

Wie oft mussten Sie sich am Anfang die Frage gefallen lassen, ob sich Familie, ziviler Job und Bürgermeisteramt überhaupt vereinbaren lassen?

Ganz ehrlich, nie – mein Sohn war bei Amtsantritt bereits 21 Jahre alt und mein Mann beruflich als Monteur viel unterwegs.

Ist die Anspruchshaltung gegenüber Frauen eine höhere als gegenüber männlichen Kollegen? 

Nein, das habe ich in meiner bisherigen Amtszeit noch nie so empfunden. Wir arbeiten alle gemeinsam auf Augenhöhe – speziell die Gemeindevertretung und meine Amtskollegen der umliegenden Gemeinden.

Bürgermeister:innen sollten ihr Ohr nah am Volk haben. Was hören Sie aktuell?

Viel – ich finde es wichtig, bei den Bürger:innen präsent zu sein und so die Anliegen sofort und direkt wahrzunehmen. Zusätzlich bin ich in Vereinen aktiv – dort bekommt man sehr viel mit. Aktuell wird das Thema Wahlen und die Bundesregierung oft angesprochen.

Was ist Ihnen auf Ihrer politischen Agenda wichtig?

 Alle Bürger:innen gleich zu behandeln.

Ihr Ausgleich?

Meine Familie, die Mädelsrunde und der Musikverein.

Vorarlbergs Pionier:innen im Rathaus

Die erste Bürgermeisterin in Vorarlberg:
Von 1998 bis 2003 war Anna Franz Bürgermeisterin der ­Gemeinde Bezau die erste Frau, die in Vorarlberg ein Bürger­meisteramt ausübte. In den zwei ­darauffolgenden Jahren war sie ­neben ihrer bundespolitischen ­Tätigkeit in ihrer Heimatgemeinde weiterhin Vizebürgermeisterin.

Die erste „Stadtchefin“ mit der zugleich längsten Amtszeit:

Im Mai 2013 wurde Andrea ­Kaufmann als erste Frau einer Vorarlberger Stadt zur Bürger­meisterin gewählt. Sie ist gleichzeitig auch die Bürgermeisterin mit der bis dato längsten Amtszeit (2013 bis 2025). Sie wird bei der nächsten Gemeindewahl nicht mehr antreten. Vizebürgermeister Julian Fässler wurde bereits als Nachfolger nominiert.

Der „Marathon“-­Bürgermeister in Vorarlberg? ­ Walter Rauch, ­Gemeinde ­Dünserberg, seit Mai 1985 im Amt, ist ­aktuell der ­
Bürgermeister mit der längsten Dienstzeit.

Der Bürgermeister mit den meisten Dienstjahren:

Der Marathon-Bürgermeister a.D. ist aber Georg Bantel. Er wurde 1980 mit 24 Jahren zum Bürgermeister von Möggers gewählt und ist mit fast 42 ­Jahren Amtszeit der längst dienende Bürgermeister der Republik. Eine seiner ­ersten Aufgaben war es, Möggers an das Telefonnetz anzuschließen. Weitere Großprojekte wie eine ­eigene Trink­wasserversorgung, Sanierungen und diverse Infrastruktur­projekte folgten. Am 26. Oktober 2023 ­wurde er für ­seine ­Verdienste und sein En­gagement mit dem ­Goldenen Verdienstzeichen der ­Republik ­Österreich ­ausgezeichnet.

Fotos: Studio Mathis, Marktgemeinde Wolfurt, Mario Stecher, Marina Zech, Marktgemeinde Rankweil/Oswald, Lukas Haemmerle, Parlamentsdirektion/WILKE, Gemeinde Dünserberg