Unsachgemäße Buchhaltung: Keßler vorläufig suspendiert

Ex-Rudertrainer soll Schwarzgeld gehortet haben. Hausverbot im Landessportzentrum.
Dornbirn. Paukenschlag in der Vorarlberger Sportszene: Dem Leiter des Olympiamodells, Martin Keßler (50) wird vorgeworfen, am Landessportzentrum in Dornbirn Einnahmen von Lauftests nicht ordnungsgemäß verbucht zu haben. Er soll mit dem Schwarzgeld Mitarbeiter bezahlt und darüber hinaus eine Art Betriebskasse für besondere Verwendungungen eingerichtet haben. Angezeigt hat Keßler der Geschäftsführer der Sportservice Ges.m.b.H., Martin Schäffl (42). Laut den VN vorliegenden Informationen gab Schäffl an, schon seit Längerem bemerkt zu haben, dass Keßler Gelder, die mit den sogenannten Feldtests eingenommen wurden, an der Buchhaltung vorbeischmuggelte.
1000 Tests im Jahr
Schon seit Gründung des Sportservice im Jahr 2007, das im Jahr 2009 mit dem Landessportzentrum in eine Gesellschaft zusammengeführt wurde, soll Keßler immer wieder Anweisungen gegeben haben, bestimmte Beträge nicht zu verbuchen. Bei den Lauftests wird den Getesteten unter anderem Blut für Laktattests abgenommen. Mannschaften, Sportgruppen, aber auch Einzelsportler nehmen das Angebot dieser Tests in Anspruch. Ein Test kostet zwischen 40 und 45 Euro. Im Jahr werden ungefähr 1000 solcher Tests durchgeführt. Geschäftsführer Schäffl zeigte Keßler am vergangenen Freitag an. Dieser wurde daraufhin vorläufig suspendiert und erhielt im Landessportzentrum Hausverbot.
Aufsichtsrat tagte
Sofort nach Anzeige der angeblichen Ungereimtheiten wurden die Mitglieder des Sportservice-Aufsichtsrats informiert. Zu diesem gehören Sportlandesrat Siegi Stemer (61) als Vorsitzender, Sportamtsleiter Günter Kraft, die Dornbirner Stadträtin Maria Luise Hinterauer, ein Beamter der Vermögensverwaltung, Rainer Salzgeber als externer Experte sowie die nicht stimmberechtigten Werner Müller (Vertreter Sport-Dachverband) und Thomas Bachman (Vertreter Fachverband). Gestern fand im Landhaus eine Sitzung des Gremiums zum „Fall Keßler“ statt.
„Volle Wahrheit“
Siegi Stemer dementierte die Keßler vorgeworfenen Ungereimtheiten nicht. Mit Verweis auf das laufende Verfahren meinte der Sportlandesrat: „Wir haben sofort alle notwendigen Prüfungen veranlasst. Selbstverständlich wollen wir die volle Wahrheit auf den Tisch bekommen.“ Die Angelegenheit müsse im Hinblick auf ihre dienstrechtliche und gesellschaftsrechtliche Dimension geprüft werden.“ Ihm sei klar, dass Martin Keßler in seinem Arbeitsumfeld sehr polarisiere. „Er ist ein Umsetzungstyp, dessen Art nicht überall ankommt“, so Stemer. Stark unter Kritik geriet der ehemalige Trainer der österreichischen Ruder-Nationalmannschaft vor einigen Jahren, als ihm Kontakte mit der umstrittenen Humanplasma-Bank nachgewiesen wurden. Keßler hatte alle Doping-Vorwürfe stets bestritten. Als er im Jahr 2009 die Sportservice Ges.m.b.H. als Geschäftsführer übernehmen hätte sollen, legte Landeshauptmann Sausgruber sein Veto ein. Martin Keßler war für die VN gestern nicht erreichbar.
Ich kann die Vorwürfe gegen Keßler nicht dementieren. Das Verfahren läuft.
Siegi Stemer
