Sportservice-Schwarzkassa bringt Siegi Stemer in Nöte

Sportlandesrat wusste schon vor der Anzeige vom Schwarzgeld beim Sportservice.
Dornbirn. In der Causa „Schwarzgeld-Kassa beim Sportservice“ gerät Sportlandesrat Siegi Stemer (62) in großen Erklärungsnotstand. Den VN liegen Beweise vor, dass der Sportlandesrat nicht erst am Tag der Selbstanzeige des Sportservice-Geschäftsführers Martin Schäffl (42) von der Schwarzgeld-Kassa bei der Sportservice Ges.m.b.H. erfuhr. Das hatte Stemer, Aufsichtsratsvorsitzender der Sportservice Ges.m.b.H., nach Auffliegen der Affäre behauptet. Er habe erst Stunden vor Schäfflers Übergabe der Kassa in der Vermögensabteilung von „gewissen Bedenken“ über die Finanzgebarung am Sportservice erfahren, ehe dann „die mir völlig unbekannte Handkassa aufgefunden“ wurde. Danach seien sofort Ermittlungen eingeleitet worden, erklärte Stemer. Den VN liegen Beweise vor, dass Stemer in Wahrheit schon einen Tag zuvor exakt über den Sachverhalt informiert wurde. Reagiert hat er jedoch erst dann, als Schäffl die Kassa als „Corpus Deliciti“ in die Vermögensabteilung brachte.
Spät angezeigt
Im Sportservice wurde vom Leiter des Olympiamodells, Martin Keßler (50), über einen längeren Zeitraum Schwarzgeld aus Einnahmen von Lauftests gehortet. Damit bezahlte er zusätzliche Mitarbeiter. Vermutungen über Unregelmäßigkeiten in der Finanzgebarung soll Geschäftsführer Schäffl schon seit Beginn des Jahres 2012 gehabt haben. Angezeigt hat er den Sachverhalt jedoch erst vor knapp zwei Wochen. Daraufhin bekam Martin Keßler Hausverbot und eine Gruppe von Wirtschaftsprüfern tauchte im Landessportzentrum in Dornbirn auf, um die Finanzgebarung des Sportservice genau unter die Lupe zu nehmen.
Die Firmen
Kritik an verschiedensten Vorgängen im Sportservice gibt es immer wieder. Einer der Kritikpunkte geht auch in die Richtung, dass vollzeitlich tätige Mitarbeiter Firmen gründeten, und unter Ausnützung ihrer Stellung beim Sportservice Veranstaltungen organisierten, deren Gewinne in die eigene Firma flossen. Konkret im Visier der Kritik stand die Firma W3 Eugster Ernst GnbR, die von
den Sportservice-Angestellten Verena Eugster und Günter Ernst betrieben wurde. „Stiller“ Gesellschafter war Martin Keßler. Mit der Visitenkarte Sportservice wurden dabei Sponsoren für Laufveranstaltungen wie der „Frauenlauf“ oder der „Business-Run“ gewonnen, die Abrechnung der Veranstaltungen erfolgte über Firmenkonten. Landeshauptmann Herbert Sausgruber persönlich verbot den Sportservice-Mitarbeitern im Sommer 2011 via Weisung ihre Nebenbeschäftigungen.
Öffentlich und privat
Daraufhin kam es zur Gründung der Firma W 3 Marketing Patricia Eugster. Sie ist die Schwester von Verena Eugster. In Aktion zur Aquirierung von Laufveranstaltungen samt Sponsoren trat jedoch wieder das altbekannte Trio. Und das erneut mit der Visitenkarte Sportservice unter Verwendung der vorhandenen Infrastruktur. Abgewickelt wurde der Zahlungsverkehr freilich über die Firma W3 Patricia Eugster. Für einige Vereine, die selber gerne einmal Veranstaltungen durchführen wollen und damit Einnahmen machen, sind die öffentlich-privaten Platzhirsche ein Ärgernis. Und wieder richtet sich massive Kritik auch gegen Sportlandesrat Stemer. „Die Privatfirma W3 hat einfach alle für sie wichtigen Daten vom Sportservice bekommen. Als ich Siegi Stemer auf diesen Missstand aufmerksam machte, blitzte ich ab“, ärgert sich Christoph Stoppl vom Lauf- und Triathlonverein Hellblau Power Team.
Rechnungshof aktiv
In die Kritik geriet die Sportservice Ges.m.b.H. bereits durch den Rechnungshof. Im Juli 2011 hieß es dort unter anderem: „In Relation zu anderen Landesgesellschaften erfolgt durch den wöchentlichen Jour fixe mit dem Aufsichtsrat-Vorsitzenden eine Vermischung der Funktion Geschäftsführung und Aufsichtsrat. Der Geschäftsführer kann in dieser Konstellation seine Führungsfunktion nur sehr eingeschränkt wahrnehmen. Ein wirtschaftliches Agieren ist für den Geschäftsführer nur möglich, wenn die strategische Ausrichtung vom Aufsichtsrat geklärt und personelle Entscheidungen getroffen sind.“ Die damalige Empfehlung des Landes-Rechnungshofes: die Funktion des Geschäftsführers zu stärken. Passiert ist das nicht.