Druck wurde für Stemer zu stark

Vorarlberg / 02.11.2012 • 22:54 Uhr
Gestern ging eine lange politische Karriere zu Ende. Siegi Stemer (61) war 15 Jahre lang Landesrat. Foto: VN/hartinger
Gestern ging eine lange politische Karriere zu Ende. Siegi Stemer (61) war 15 Jahre lang Landesrat. Foto: VN/hartinger

Sportlandesrat bot Landeshauptmann Wallner den Rücktritt an. Dieser akzeptierte.

Bregenz. (VN) Die Meldung vom Land kam gestern um 17.50 Uhr: „Nach einem ausführlichen Vier-AugenGespräch mit Landeshauptmann Markus Wallner hat Landesrat Siegi Stemer heute, Freitag, 2. November 2012, diesem seinen Rücktritt aus der Landesregierung angeboten. Wallner hat diesen Schritt zur Kenntnis genommen. Stemer (61) scheidet damit aus der Landesregierung aus.“

VN-Beweise waren eindeutig

Damit wurde ein Schlussstrich unter die seit Tagen anhaltende Diskussion um Schwarzgeld und die Schwarzgeldkassa im Vorarlberger Sportservice gesetzt. Die Vorarlberger Nachrichten hatten am Mittwoch Auszüge eines Transkripts veröffentlicht, mit denen Siegi Stemer eindeutige Unwahrheiten nachgewiesen werden konnten. Stemer hatte in einem VN-Interview wiederholt und hartnäckig behauptet, von der Existenz einer Schwarzgeldkassa beim Sportservice erst am Tag der Anzeige durch Geschäftsführer Martin Schäffl (42) informiert worden zu sein. Tatsächlich wusste Stemer jedoch schon einen Tag davor darüber Bescheid. Schäffl ließ während des Gesprächs ein Tonband laufen und zeichnete so die Unterhaltung exakt auf. Anschließend versuchte der Sport- und Schullandesrat, sich auf Erinnerungslücken hinauszureden und schoss sich seinerseits auf Martin Schäffl ein – eine Taktik, die nicht mehr funktionierte.Siegi Stemer geriet immer stärker unter Druck und zog letztlich die Konsequenzen.

„Gesamtbeurteilung“

„Wir hatten ein gutes und ausführliches Gespräch“, sagte Landeshauptmann Markus Wallner gestern gegenüber den VN. „Er hat den Rücktritt von sich aus angeboten. Ich habe das zur Kenntnis genommen. Ich möchte in dieser Situation auch nicht den Stab über ihn brechen“, betonte Wallner. In der Gesamtbeurteilung gebe es auch die andere Seite von Siegi Stemer. „Er hat sich in den vielen Jahren seiner politischen Tätigkeit sehr verdient gemacht. Er hat viel Positives bewegt, und das sollte man nicht vergessen.“

Bezüglich eines möglichen Nachfolgers wollte sich der Landeshauptmann gestern nicht äußern. „Dazu ist es heute und jetzt zu früh. Aber natürlich wird das gleich in Angriff genommen werden müssen.“ Spätestens am 14. November bei der nächsten Landtagssitzung möchte Wallner einen neuen Sport- und Schullandesrat präsentieren.

Politische Laufbahn

» 1980/1981: Gemeinderat in
St. Anton im Montafon

» 1981–1997: Bürgermeister von St. Anton

» 1989: Eintritt in den Vorarlberger Landtag

» 1990–1997: Klubobmann der ÖVP

» 1997–2012: Landesrat für
Schule, Sport und Gesetzgebung

» 2. November 2012: Rücktritt