Das Richtige zu einem besonderen Fläschchen

Pferdefleisch mundet vorzüglich. Deswegen kann Metzger Gernot Prantl davon leben.
Hohenems. Es hat ihn und seine Frau Dagmar nicht auf die Palme gebracht, nur ein bisschen gestört. „Es hat ja niemand behauptet, Pferdefleisch sei schlecht. Nur weil es illegalerweise in Tortelloni nachgewiesen wurde. Trotzdem bleibt ein bitterer Beigeschmack“, sagt Gernot Prantl (53), Pferdefleisch-Verarbeiter in Hohenems. Dass Pferdefleisch in verschiedenster Form alles andere als bitter schmeckt, kann der gebürtige Dornbirner sofort belegen. Er reicht eine Platte mit fein geschnittenen Köstlichkeiten herum: Landjäger-Häppchen, Moschtbröckle, „Galopper“-Wurst, Dauerwurst, Kaminwurzen.
Reiches Sortiment
„Das ist alles von perfekter Qualität“, lächelt Prantl. Und er begründet: „Nirgends sind die Lebensmittelkontrollen strenger als in Vorarlberg. Jedes geschlachtete Tier muss einen lückenlosen Pferdepass mit allen relevanten Informationen aufweisen. Hat dieser Pass Mängel, werden die Tiere vor der Schlachtung zurückgegeben.“ Schlachten lässt Prantl im Dornbirner Schlachthof. Fünf bis sechs Pferde verwandeln sich pro Monat in seinem Betrieb zu Delikatessen. Sie werden zu Wurstwaren, Schnitzel, Steaks und Gulasch verarbeitet. Das Geschäft läuft gut. „Wir liefern an Spar, Adeg, DoGro, Sutterlüty, wir sind am Hohenemser Markt präsent und haben zahlreiche Individualkunden, die von überallher kommen“, berichtet Prantl.
Landjäger-Fans
Wie zur Bestätigung des Gesagten betreten zwei Damen den Vorraum der Fleischerei. Eine von ihnen ist Renate Zogg und kommt aus St. Margrethen in der Schweiz. „Ich komme schon seit Jahren hierher und mag besonders die Landjäger“, sagt die Dame in unverkennbarem Ostschweizer Dialekt. Und wenn sie komme, fügt Renate Zogg an, „dann muss ich für alle meine Bekannten Landjäger mitbringen. Bei meinem letzten Einkauf hab’ ich gleich 130 Paar mitgenommen.“ Auch die 21-jährige Carmen schwört auf die Pferdefleisch-Produkte. „Ich muss jetzt für meinen Freund in Spanien einige Köstlichkeiten kaufen.“
Vor 30 Jahren
Gelitten hat der Absatz der Prantl-Produkte auch durch die Tortelloni/Pferdefleisch-Geschichte nicht. „Solche Dinge passieren, wenn die Großabnehmer über den Preis Druck machen. Dann fangen bestimmte Lieferanten offensichtlich an zu betrügen“, glaubt Prantl.
Für ihn ist die Verarbeitung von Pferdefleisch zum beruflichen Lebensinhalt geworden. Angefangen hat alles vor 30 Jahren. Sein Schwiegervater war Pferdehändler, er bereits Metzger. Gernot Prantl produzierte die ersten Pferde-Landjäger, die reißenden Absatz fanden. Immer mehr Pferdefleisch verarbeitete er, zog von Schwarzach nach Altach und von dort vor zwölf Jahren nach Hohenems. Die Betriebsflächen wurden stets zu klein.
Prantl hat buchstäblich auf das richtige Pferd gesetzt. Und sieht sich in Dienste der wahren Feinschmecker. „Was meinen Sie, isst ein echter Franzose, wenn er ein besonderes Fläschchen Rotwein aufmacht? Ein feines Pferdesteak.“
Jedes geschlachtete Tier muss einen lückenlosen Pferdepass aufweisen.
Gernot Prantl
