Das Risiko Blechnapf
Hat Ratz-Verteidiger Bertram Grass noch in der Endphase der Begutachtungsfrist des Ersturteils versucht, sich für einen Deal über einen Nichtangriffspakt mit der Staatsanwaltschaft zu engagieren? Sind all die anderen Erstverurteilten im tiefsten Inneren wirklich davon überzeugt, dass ihnen eine höhere Instanz wohlgesonnener sein wird? Sind sich Ratz, Clemens M. und Kurt T. des Risikos bewusst, wie schnell aus der Fußfessel zu Hause doch noch der Blechnapf hinter Gittern wird? Oder war es letztlich einfach nur eine Kettenreaktion? Einer fing das mit den Rechtsmittel an, und all die anderen mussten zwangsläufig folgen – ob sie nun wollten oder nicht?
Einerlei.
Fix ist: Speziell für Kornelia Ratz, Clemens M. und Kurt T. steht sehr viel auf dem Spiel. Wird ihre Strafe auf über ein Jahr unbedingt erhöht, geht nichts mehr mit Fußfessel. Dann müssen sie ins Gefängnis. Was sie dazu treibt, diese Vorgangsweise zu wählen, ist schwer nachzuvollziehen. Die Aufhebung der Schuldsprüche von Salzburg wäre jedenfalls eine ausgewachsene Sensation. Damit kann man nicht rechnen. Erwarten tun viele Experten eher das Gegenteil: Die Urteile werden bestätigt, die Strafausmaße erhöht. Zumal die Justiz in mehreren spektakulären Fällen zuletzt unerbittliche Härte gezeigt hat.
Doch wer nichts mehr zu verlieren hat, spielt eben eher „Alles oder nichts“.
Ein Spiel, das in einer solchen Konstellation selten den gewünschten Ausgang nimmt.
klaus.haemmerle@vn.vol.at, 05572/501-634
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