„Lieber was Gutes nach Wahl“

Dienst- und Besoldungsrecht. Lehrer-Vertreter sind mit Angebot nicht zufrieden.
Bregenz. Fast gebetsmühlenartig diktieren es die höchsten politischen Vertreter des Staates in Journalisten-Blöcke, wenn sie gefragt werden, was sie denn noch vor den Wahlen zu erledigen gedenken: „Die Schaffung eines neuen Dienst- und Besoldungsrechts für Lehrer.“ Ob bei Kanzler Faymann und ÖVP-Chef Spindlegger der Wunsch Vater des Gedanken ist, oder hinter diesen Antworten tatsächlich Substanz steckt, wird sich erst weisen müssen. Fest steht: Vorarlberger Lehrervertreter sind ganz und gar nicht zufrieden mit dem Verlauf der Verhandlungen.
Knackpunkt Bezahlung
Pflichtschul-Gewerkschafter Gerhard Unterkofler (54) glaubt nicht wirklich an den Vorsatz der höchsten Regierungsrepräsentanten. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass es noch vor den Wahlen ein Ergebnis gibt. Und wenn, dann wird das wohl eines ohne Zustimmung der Gewerkschaften sein. Der Knackpunkt ist die Bezahlung. Die Regierung will nicht für zusätzliche Leistungen zahlen. Im Pflichtschulbereich wären Volksschullehrer zudem benachteiligt und würden durch das Zulagensystem bis zu 300 Euro weniger im Monat verdienen als Mittelschullehrer.“
Bremserin Fekter?
Auch Kollege Armin Rossbacher (58) von der Pflichtschullehrer-Personalvertretung ist sich sicher: „Die Lebensverdienstsumme würde bei den derzeit vorliegenden Vorschlägen geringer ausfallen als bisher.“ Laut Rossbacher wären vor allem Lehrer von Höheren Schulen die Verlierer. „Die müssten für das höhere Einstiegsgehalt ungleich mehr unterrichten“, wirft der Lehrervertreter ein. „Die Regierungsvorlage ergäbe für die Pflichtschullehrer ein Minus bei der Lebensverdienstsumme von etwa 150.000 Euro“, legt Unterkofler nach.
Ein einheitliches Einstiegsgehalt für alle Lehrer in Höhe von 2400 Euro brutto soll derzeit von Dienstgeber-Seite angeboten werden – gekoppelt an eine Lehrverpflichtung von 24 Stunden. Nach Meinung von Gerhard Unterkofler ist Finanzministerin Maria Fekter die „große Bremserin in Sachen Gehälter. Sie hat ja öffentlich klargelegt, dass die Lehrer exorbitant gut verdienen“. Unterkofler wünscht sich kein „Husch-Pfusch-Verfahren bei den Dienstrechtsverhandlungen. Lieber etwas Gutes nach den Wahlen“, ist die Devise des PflichtschulGewerkschafters.
Mennel will ein Ergebnis
Nicht verkneifen kann sich Unterkofler einen Vergleich mit der Schweiz. „Wir haben uns dabei auf den Kanton St. Gallen konzentriert, da ein OECD-Vergleich auf Staaten-Ebene aufgrund der Unterschiedlichkeit der Schweizer Kantone zu große Differenzen aufweist.“ Selbst unter Berücksichtigung von Arbeitszeit bzw. Unterrichtszeit sowie der Kaufkraftunterschiede verdienen Sekundarlehrer in der Schweiz laut OECD rund ein Drittel mehr.
Im Gegensatz zu den heimischen Pflichtschullehrer-Vertretern wünscht sich Schullandesrätin Bernadette Mennel (53) sehr wohl ein Ergebnis noch vor den Wahlen. „Es muss höhere Anfangsgehälter geben und eine Aufwertung des Lehrer-Berufs. In die Verhandlungen in Wien bin ich nicht eingebunden.“
Indes nähern sich Regierung und Pädagogenvertreter zumindest den Eckpunkten für eine neue, einheitliche Lehrerausbildung. Die da wären: ein vierjähriges Bachelor-Studium und eine zweijährige Praxisphase mit berufsbegleitendem Masterstudium.
Vergleich Lehrergehälter: Österreich – Kanton St. Gallen
Primarlehrerin St. Gallen Österreich
Anfangsgehalt € 58.600 € 27.490
Unterrichtszeit/Woche *28 Std. 22 Std.
Jahresarbeitszeit 1938 Std. 1776 Std.
Unterrichtsstunden/Jahr 1120 792
Sekundarlehrerin
Anfangsgehalt € 74.350 € 27.490
Unterrichtszeit pro Woche *28 Std. 21 Std.
Jahresarbeitszeit 1938 Std. 1776 Std.
Unterrichtsstunden pro Jahr 1120 756
Unterrichtswochen pro Jahr 40 36
* 28 Std. in der Klasse, 2 Std. Anwesenheitspflicht
Gehälter kaufkraftbereinigt: (Angaben in Euro)
Primarstufe St. Gallen Österreich
Anfangsgehalt pro Jahr 40.630,00 27.490,00
Monatsgehalt 2.902,00 1.964,00
eine Arbeitsstunde 21,00 15,50
eine Unterrichtsstunde 36,30 34,70
Sekundarstufe
Anfangsgehalt pro Jahr 51.574,00 27.490,00
Monatsgehalt 3.684,00 1.964,00
eine Unterrichtsstunde 46,00 36,40
eine Arbeitsstunde 26,60 15,50
quelle: pflichtschulgewerkschaft; berechnet nach oecd-Schlüssel