„Dieses System hat sich bewährt“

Vorarlberg / 17.07.2013 • 19:11 Uhr
Haben einige Tierärzte Privilegien? Tierärztekammer-Präsident Kohler glaubt, dass alles bestens ist. Foto: fotolia
Haben einige Tierärzte Privilegien? Tierärztekammer-Präsident Kohler glaubt, dass alles bestens ist. Foto: fotolia

Tierärztekammer-Präsident Kohler (35) für bisherige Vergabepraxis amtlicher Aufträge.

Andelsbuch. Er ist erst seit Juni im Amt und möchte nicht alles auf den Kopf stellen, was sich seiner Meinung nach „bewährt hat“. Denn das hätten die Regelungen des bestehenden Systems, sagt der Andelsbucher Tierarzt und jetzige Vertreter der 85 Vorarlberger Tierärzte, Hannes Kohler. Er sagt das, obwohl Gesundheitslandesrat Christian Bernhard (49) eben dieses System heftig kritisiert hatte. In den Fokus der Kritik gerieten nach der Anklage eines anderen Bregenzerwälder Tierarztes vor allem zwei Dinge: die gleichzeitige Behandlung und Kontrolle von Nutztieren durch ein und denselben Veterinär einerseits und die Vergabepraxis von amtlichen Aufträgen für Schlachttier- und Fleischbeschauen andererseits. Diese Vergabe erfolgt an ausgewählte Ärzte unbefristet – mindestens aber bis zum 65. Lebensjahr eines Tierarztes. Diesbezüglich hatte Gesundheitslandesrat Bernhard ein Rotationssystem gefordert. „Es sollen alle Vorarlberger Nutztierärzte mit entsprechender Qualität solche Aufträge erhalten“, fordert Bernhard.

Was ist Befangenheit?

Geht es jedoch nach dem Willen von Hannes Kohler, so soll sich am bestehenden System in beiden Punkten wenig bis nichts ändern. „Es sollte einmal genau definiert werden, was Befangenheit eigentlich ist. Man sollte sich auch klar vor Augen halten, dass der behandelnde Arzt bei Fleischbeschauen die Risikopunkte am besten kennt.“ Noch zwei weitere Gründe würden für den Erhalt von Behandlung und Kontrolle in einer Tierarzthand sprechen: „Die Untersuchungsmethoden sind standardisiert. Und: Der Fleischbeschauer muss ja selber damit rechnen, jederzeit und ohne Vorankündigung kontrolliert zu werden. Und er weiß genau: Manipuliert er, ist er weg.“

„Existenzerhaltend“

Ebenso verteidigt der junge Standesvertreter das System der langfristigen und unbefristeten Verträge mit Standeskollegen für Schlachttier- und Fleischbeschauen. „Das ist vor allem ein existenzerhaltendes Instrument für Nutztierpraktiker in abgelegenen Gebieten“, rechtfertigt Kohler die gängige Vergabepraxis für amtliche Aufträge. Etwas, das bei vielen auf Kritik stößt und auch der Gesundheitslandesrat so nicht haben möchte. Die laufende Diskussion hat den Tierärztekammer-Präsidenten, der „zugegeben vieles noch kennenlernen muss“, trotzdem zu diversen Maßnahmen veranlasst: So soll es Tierärzte-Stammtische geben, wo man sich mit den derzeitigen Aufreger-Themen auseinandersetzt.

Gespräch mit Bernhard

Seine Hauptaufgabe sieht Kohler in der Schaffung einer reibungslosen Kommunikation der Tierärzte untereinander. „Wir müssen uns ständig austauschen und uns auch von Experten über neueste Entwicklungen informieren lassen“, definiert der Andelsbucher sein Amtsverständnis. Ob er auch mit neuen Entwicklungen im Zusammenhang mit dem kritisierten System seiner Standesgenossen wird rechnen müssen? Kohler kryptisch: „Ich habe mich mit dem Gesundheitslandesrat bereits ausgetauscht. Wir haben unsere Positionen dargelegt, und ich habe über einiges aufgeklärt. Wir bleiben im Gespräch.“

Es sollte einmal genau definiert werden, was Befangenheit ist.

Hannes Kohler