So sauber wie die weißen Engelein

Vorarlberg / 26.09.2013 • 18:46 Uhr
Anita und Conny als Reinheitsengel. Bei diesen zwei Kundinnen kommt ihre Aktion an.
Anita und Conny als Reinheitsengel. Bei diesen zwei Kundinnen kommt ihre Aktion an.

ÖBB sorgten mit Werbeaktion zur Reinhaltung der Zuggarnituren für Aufsehen.

Bregenz. Anita (31) und Conny (32) können fliegen. Zumindest machen sie diesen Eindruck. Im blütenweißen Engelsgewand schwingen sie sich am Bregenzer Bahnhof in die S-Bahn. Ihre Plüsch-Flügel ragen auffallend hinter dem Rücken hervor, ein geradezu himmlisches Lächeln ziert ihre Konterfeis. Dabei begeben sich Anita und Conny auf eine durch und durch irdische Mission. Sie sind die sogenannten „clean-i-Engel“. Drei Tage lang fahren die beiden gutgelaunten Damen die Strecke Bregenz – Bludenz ab und kontaktieren dabei so viele Fahrgäste wie möglich. „Wir zaubern’s sauber – helfen Sie mit“, bringen sie ihre Botschaft unters fahrende Volk.

Hohelied auf ÖBB

Manch einer kennt sich zuerst gar nicht aus. So auch der Schüler nicht, den die beiden Engel als Ersten im noch stehenden Zug kontaktieren. Die Füße lässt er lässig auf dem Sitz gegenüber ruhen und schaut die Damen etwas schüchtern an. „Ja, ja, das ist schon gut. Die Züge soll man sauber halten“, zwingt sich der Teenager zu verbalem Pflichtbewusstsein und scheint froh, danach wieder dem ungestörten Müßiggang frönen zu können.

Viel gesprächiger ist das Pärchen etwas weiter vorne Richtung Feldkirch. Gerne nehmen sie die Flyer samt Erfrischungstüchlein entgegen. Eberhard Klette (58) und Maria Jung (55) sind Ausflügler aus Deutschland. Ihnen gefällt nicht nur das Streben nach Sauberkeit in den österreichischen Zügen, sie finden das Zugfahren in Österreich überhaupt besser. „Vor allem bei der Pünktlichkeit können sich die deutschen Züge nicht mit den österreichischen messen“, sagen sie im Brustton der Überzeugung.

Auch Kritik

Gar nicht gut findet eine Dame im selben Abteil die Aktion. „Durch das Verteilen dieser Werbemittel erzeugen Sie ja selber Müll“, sagt Margit Zechner (55). „Mir wäre lieber, es würde in den Zügen wieder mehr kontrolliert“, vertritt die Lehrerin eine klare Meinung.

Damit steht sie im Gegensatz zu jenen zwei Studentinnen, die im nächsten Abteil sitzen und den Auftritt der Engel als angenehme Überraschung empfinden. Silvia Werner (23) und Marina Stoi­ber (22) sind Lehramtsstudentinnen an der PH Feldkirch und drücken einhellige Zustimmung zur Initiative aus. „Uns gefällt das“, nehmen sie die Werbemittel gerne an.

ÖBB-Putzmann Albert Forster (50) ist indes voll bei der Arbeit. Fleißig kehrt er im selben Zug den Boden und klaubt Plastik-Flaschen sowie Papier von den Sitzen auf. „Ich mache das seit 30 Jahren. Ich kann Ihnen sagen: Das Verhalten der Fahrgäste hat sich kaum verändert. Es gibt Personen, die schmeißen den Abfall dorthin, wo er hingehört. Andere tun das nicht und hauen Müll auf den Boden oder lassen ihn auf den Sitzen liegen. So ist das halt.“

Guezide Izmirli (25), die Assistentin von Regionalmanager Gerhard Mayer, spricht von einer deutlichen Steigerung der Müllmengen in den letzten Jahren. „Natürlich hat das auch mit der Tatsache zu tun, dass wir in den letzten acht Jahren unsere Fahrgastzahlen verdoppeln konnten. Kommt hinzu, dass es an den Bahnhöfen mehr Einkaufsmöglichkeiten gibt. Alles zusammen ergibt eben mehr Müll.“

Eine Situation, die geradezu nach Engeln schreit.

Es gibt mehr Müll, weil wir auch mehr Fahrgäste haben.

Guezide Izmirli, ÖBB-Mitarbeiterin
Putzmann Albert Forster wird die Arbeit trotzdem nicht ausgehen. „Das Verhalten der Leute ist immer gleich.“ Fotos: VN/Steurer
Putzmann Albert Forster wird die Arbeit trotzdem nicht ausgehen. „Das Verhalten der Leute ist immer gleich.“ Fotos: VN/Steurer

ÖBB Vorarlberg

» 200 Züge in Vorarlberg täglich

» 40.000 Fahrgäste täglich in der S-Bahn

» 19 Zuggarnituren Talent (mit 200 Sitzplätzen)

» 3 Doppelstockzuggarnituren (je 560 Plätze)

» Kleinreinigung: zweimal pro Tag

» Tagesreinigung: einmal pro Tag

» einmal wöchentlich Außenwaschung jedes Zuges

» Alle 8 Wochen Hauptreinigung der Züge