Vom Wintertraum zum schmerzlichen Alptraum

Vorarlberg / 08.01.2014 • 22:19 Uhr
Endstation Gipserzimmer: Keiner wünscht sich den Ausgang eines Skitages in dieser Örtlichkeit.   Foto: VN/Stiplovsek
Endstation Gipserzimmer: Keiner wünscht sich den Ausgang eines Skitages in dieser Örtlichkeit.  Foto: VN/Stiplovsek

Alle Jahre wieder endet für viele Skifahrer und Snowboarder ein Wintertag im Spital.

Schwarzach. Der Winter, der Schnee und die damit verbundenen Freizeitmöglichkeiten sind verlockend, aber leider auch nicht ganz ungefährlich. Nicht zu unterschätzen sind die Gefahren, die beim Skifahren und Snowboarden auf die Aktiven lauern. Ein blöder Sturz, eine Kollision, und schon kann das Vergnügen im Schnee ein jähes Ende finden.

Die schweren Fälle

Das Landeskrankenhaus Feldkirch ist traditionell für schwerverletzte Wintersportler zuständig. „Es sind bisher marginal weniger als im letzten Jahr“, zieht Primar Dr. Karl Benedetto (63) eine erste Bilanz nach den Weihnachtsferien. Trotzdem: Sechs bis acht verletzte Wintersportler wurden über die Weihnachtsfeiertage täglich am LKH Feldkirch operiert. Darunter war heuer sogar ein Kind mit einem Oberschenkelbruch. „Eine solche Verletzung ist bei einem Kind wirklich etwas Ungewöhnliches“, erzählt Primar Benedetto. Das Ranking der Verletzungsarten entspricht wie immer der Schneelage. „Wirbelsäule, Schulter, Oberschenkel sind bei wenig Schnee am meisten gefährdet.“ Was Benedetto auffällt: „Die Skifahrer sind durch Helme und Rückenprotektoren heutzutage besser geschützt. Doch die gute Ausrüstung macht sie auch risikofreudiger und dadurch sturzanfälliger.“

100 Operationen

Am LKH Bludenz wurden vom 21. Dezember 2013 bis Dreikönig im neuen Jahr an die 1100 Patienten in der Unfallambulanz behandelt. „Weit über 90 Prozent davon wegen Verletzungen, erlitten beim Wintersport“, streicht Dr. Thomas Baerenzung (57), Primar der Unfallchirurgie, heraus. Diese Zahlen würden über dem Durchschnitt liegen. Eine schlüssige Erklärung dafür hat Dr. Baerenzung nicht. „Es kann viel Schnee haben. Dann betreiben aber auch mehr Leute Wintersport und es gibt entsprechend viele Verletzte. Es kann wenig Schnee haben. Dann ist die Verletzungsgefahr größer und die Patientenzahlen ebenfalls entsprechend“, erklärt der Chirurg. Was Baerenzung grundsätzlich auffällt: „Es betreiben mehr ältere Menschen Wintersport. Einige von ihnen finden sich natürlich auch als Patienten bei uns wieder.“

Operationen gab es am LKH Bludenz während der Ferien circa 100. „Allein 45 nach dem 1. Jänner“, berichtet Baerenzung. In punkto Verletzungsarten fielen bisher vor allem zahlreiche lädierte Schultern auf. „Das ist auf die geringe Schneelage zurückzuführen“, weiß der Chirurg. Gerüstet für den Mehraufwand ist man in Bludenz allemal. „Es gibt bei uns in diesen Wochen ein Urlaubsverbot und auch den einen oder anderen Dienst mehr für die Kollegen und mich.“

Knochen splitterten

Das Stadtkrankenhaus Dornbirn hat indes schon stressigere Feiertagswochen erlebt. „Wenig Schnee heißt in unserem Einzugsgebiet deutlich weniger Skifahrer und Snowboarder. Nach Dornbirn und Umgebung kommen viele Leute nur dann, wenn ausreichend Schnee vorhanden ist. Es gibt weniger gebuchte Urlaube. Das merken wir“, weiß Unfallchirurg Dr. Richard Schnetzer (57) aus langjähriger Erfahrung. Die Verletzten, die bisher kamen, erlitten vor allem Brüche. „Typisch für die derzeitige Schneelage“, so Schnetzer. Manch ein Schwerverletzter musste nach Feldkirch überstellt werden.

Der besser Schutz verleitet Skifahrer oft zu höherem Risiko.

Karl Benedetto, Unfallchirurg
asdf asdf Foto: VN/Stiplovsek
asdf asdf Foto: VN/Stiplovsek