Nicht nur Freude mit Test-Verzicht

Vorarlberg / 14.02.2014 • 21:50 Uhr

Ministerin Heinisch-Hosek will 2015 keine Bildungsstandards erheben lassen.

Wien, Schwarzach. (VN) Nach den Bildungsstandard-Tests ist vor den Bildungsstandardtests. Bereits am 2. April werden die nächsten Überprüfungen von allen österreichischen Schülern der achten Schulstufe stattfinden. Auf dem Programm stehen dabei Kompetenztestungen in Deutsch. Am 6. und 7. Mai sind dann wieder die Viertklässler der Volksschulen dran. Auch sie werden zu demonstrieren haben, wie gut sie bereits Lesen, Schreiben und Sprechen können. Mit den Tests im Jahr 2014 geht der erste Prüfungszyklus zu Ende. Und dann soll auf Geheiß von Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (52) ein Jahr Schluss sein mit dem Testen – entgegen dem ursprünglichen Plan, die Bildungsstandards jährlich zu erheben. Eine Maßnahme, die nicht nur auf Zustimmung trifft.

Skepsis im Ländle

„Jawohl, die Ministerin hat das so entschieden“, bekräftigte Julia Valsky, Sprecherin von Heinisch-Hosek, gegenüber den VN. Heinisch-Hosek wolle den Schulen Zeit geben, alle bisherigen Ergebnisse genau zu analysieren und auszuwerten. Das brauche Zeit, so die Sprecherin. „Diese Nachricht hat uns doch sehr überrascht“, hält sich die Begeisterung der Vorarlberger Schullandesrätin Bernadette Mennel (54) in Grenzen. Auch Claudia Böhler-Wüstner, Organisatorin der Bildungsstandard-Tests in Vorarlberg, erlaubt sich ihre Meinung, die im Gegensatz zu jener der Ministerin steht. „Wir haben uns auf die Tests eingestellt, und auch auf den jährlichen Rhythmus. Ich verstehe nicht, warum das jetzt geändert wird.“

Ungeliebte Rankings

Nicht gewollt hat man im Unterrichtsministerium laut Aussage von Julia Valsky auch Rankings jedwelcher Art. Dass es trotzdem einen Bundesländervergleich gab, habe man leider nicht verhindern können. „Im Einvernehmen mit sämtlichen Landesschulratspräsidenten wurde jedoch beschlossen, keinen Vergleich von Schulen untereinander zur Veröffentlichung zuzulassen. Von „Einvernehmen“ kann aus Sicht von Bernadette Mennel (54) keine Rede sein. „Uns wurde das vom Ministerium und vom Bifie so mitgeteilt.“ Dass die Testergebnisse einzelner Schulen nicht veröffentlicht werden, ist vielen Schulen recht, anderen weniger. „Es ist gut, dass die Resultate zuerst einmal schulintern besprochen und analysiert werden. Aber irgendwann, so nach circa fünf Jahren, müssen die Ergebnisse der Bildungsstandard-Tests schon veröffentlicht und verglichen werden dürfen, um Vergleiche zu bekommen“, sieht es Dieter Moosbrugger, Direktor an der MS Wolfurt. Seine Schule habe insgesamt gut abgeschnitten.

Die Versuchung

Strikt gegen eine Veröffentlichung von Zahlen ist die Volksschuldirektorin von Bildstein, Angelika Baur. „Das macht keinen Sinn. Die Schule muss das für sich regeln. Ich sage das auch als Leiterin einer Schule, die beim Test sehr gut abgeschnitten hat.“ Die Versuchung sei für Schulen mit guten Ergebnissen zwar groß, diese zu veröffentlichen, meint Gerd Neururer, Direktor der MS Lusten­au-Rheindorf. Aber auch er bezweifelt den Nutzen. Was dem Lustenauer Schulleiter allerdings wirklich sauer aufstößt: „Die Tests mit Schülern der achten Schulstufe haben den großen Nachteil, dass weder Schüler noch Eltern an der Schule sind, wenn die Ergebnisse veröffentlicht werden. Da könnte man sich vielleicht etwas überlegen.“

Einvernehmen gab’s nicht. Man hat uns das vom Ministerium so mitgeteilt.

Bernadette Mennel