Fürstliches PISA-Nein wird lebhaft diskutiert

Soll sich Österreich wie Liechtenstein vom OECD-Bildungsvergleich verabschieden?
Schwarzach. Diese Meldung ließ aufhorchen: Die Liechtensteiner Regierung hat vergangene Woche beschlossen, die Schulen des Fürstentums nicht mehr am OECD-Programm für internationale Kompetenzmessung zu beteiligen. Zumindest nicht an jenem für 2015. Es sei von weiteren Studien kein Mehrwert zu erwarten, argumentiert die Liechtensteiner Bildungsministerin Aurelia Frick. Dabei hat Liechtenstein bei der jüngsten Testung hervorragend abgeschnitten, lag in allen drei überprüften Kompetenzbereichen (Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften) signifikant über dem OECD-Mittelwert.
Mennel will PISA
„Das wäre für uns ein falsches Signal“, glaubt die Vorarlberger Schullandesrätin Bernadette Mennel, die sich andererseits jedoch nicht „in Liechtensteiner Angelegenheiten einmischen will“. Der PISA-Test liefert nach Ansicht von Mennel nützliche Hinweise für die Schulen. „Aber natürlich ist die Teilnahme bzw. Nicht-Teilnahme an diesem internationalen Bildungsvergleich letztlich Bundessache.“
Ausnahmsweise einmal einig ist sich Mennel in dieser Frage mit dem Grünen Bildungssprecher im Nationalrat, Harald Walser. Auch wenn dessen Stellungnahme um einiges pointierter ausfällt. „Es ist einfach nur peinlich, wenn sich Liechtenstein von PISA verabschiedet und dann im eigenen Saft schmoren will“, wird der Altacher deutlich. Walser weiter: „PISA ist nicht alles. Aber der Test liefert präzise Erkenntnisse über bestimmte Bildungsentwicklungen. Für Österreich darf es keine Überlegung sein, bei PISA auszusteigen. Auch wenn es jetzt die Bildungsstandardtests gibt.“ Laut Walser vertragen die Schulen sowohl die PISA-Testung als auch die Erhebung der Bildungsstandards.
„Nachvollziehbar“
Nachvollziehen kann Schulentwickler und Bezirksschulinspektor Christian Kompatscher die Argumentation der Liechtensteiner Bildungministerin. „Daraus den Schluss zu ziehen, dass ein externer Blick auf Schülerleistungen nicht notwendig ist, wäre jedoch fatal“, meint Kompatscher. PISA sei eine Rückmeldung ans System und nicht an den einzelnen Schüler. Diese Daten müssten durch eine externe Evaluation von fachspezifischen Schülerleistungen ergänzt werden“, betont der Schulinspektor.
Zwang zum Coachen
„Einfach aussteigen von PISA, so wie das Liechtenstein macht, sollte man nicht“, meint Christian Höpberger, Direktor an der Neuen Mittelschule Weiherburg in Hard. „Auch wenn ich es mit dem Spruch halte: ‚Vom Messen wird die Sau nicht fett‘. Aber ich finde die Tests insofern wertvoll, als die Lehrer zu Lerncoaches werden, die ihre Schüler für eine externe Herausforderung vorbereiten müssen“, hält Höpperger wenig vom Liechtensteiner Weg. Er bezweifelt, dass die Schulen durch PISA und Bildungsstandardtests einer „Testwut“ ausgesetzt sind. „Es bleibt genug Zeit, die eigenen Konzepte umzusetzen.“
Es ist peinlich, wenn sich Liechtenstein von PISA verabschiedet.
Harald Walser