Englisch-Zentralmatura hat hohe Akzeptanz

Kritik an Kommunikation mit Bifie und Korrekturschlüssel. Nicht jedoch an den Inhalten.
Bregenz, Innsbruck. Univ.-Prof. Gerhard Pisek (55) von der Anglistik in Innsbruck kennt sich aus. Er hat die Englisch-Zentralmatura, die hauptsächlich am Institut in Innsbruck entwickelt wurde, von Anbeginn mitbegleitet und war vom vergangenen Donnerstag bis am Montag dieser Woche am Bundesinstitut für Bildungsforschung, Innovation und Entwicklung (Bifie) in Wien, um gemeinsam mit fünf weiteren Experten via Helpdesk und Hotline fragesuchenden Englisch-Lehrern während der Korrektur in Zweifelsfällen kompetente Hilfestellung zu liefern.
Tausende Ratsuchende
„Es haben Tausende Lehrer angerufen. Dabei hat allein eine einzelne Aufgabe 815 Anfragen verursacht“, berichtet Pisek über sein arbeitsreiches langes Wochenende. Klagen über die Matura selbst habe es von den Lehrern nicht gegeben. „Wir verzeichneten kein einziges bösartiges Mail und keinen bösen Anruf. Die Kommunikation mit den Lehrern hat österreichweit gut geklappt“, erzählt der Anglist. Alle Fragen wurden bei den Hilfegebern so exakt dokumentiert wie vermittelten Antworten. In Zweifelsfällen gab es kurze Besprechungen des gesamten Expertenteams, um gemeinsam den besten Lösungsvorschlag für eine Problemstellung zu erarbeiten. „Früher gab es Korrekturhilfe von den einzelnen Englisch-Institutionen, heuer wurden zum ersten Mal Experten an einem Ort zusammengezogen“, erklärt Pisek.
Eine inhaltliche Beurteilung der schriftlichen Englisch-Zentralmatura macht Pisek nicht, ebenso wenig wie eine Expertise über den Schwierigkeitsgrad der Klausurarbeit. Nicht gelten lässt der Anglistik-Professor Klagen über fehlende Informationen des Bifie bezüglich des Korrekturschlüssels. „Es gab viele Direktoren, welche die schriftlichen Informationen des Bifie vor der Reifeprüfung nicht nur gelesen, sondern auch an ihre Lehrer weitergegeben haben. Darin werden die Benotungsoptionen genau erklärt.“
Leicht oder doch schwer?
Nicht unwidersprochen bleibt unter Lehrern die Auffassung des Bifie, dass die Zentralmatura heuer besonders leicht gewesen sei und daher eine Hinaufsetzung der Notenschwelle von Genügend zu Nicht genügend auf 63 Prozent gerechtfertigt habe. „Der Hörverständnis-Teil war heuer leichter. Das stimmt. Aber dafür waren die Aufgaben im Bereich Sprachverständnis sehr schwierig“, erlaubt sich Matthias Hämmerle (32), Englisch-Maturaprüfer am Sportgymnasium Dornbirn eine Einschätzung. Bei
allen Auffassungsunterschieden über Schwierigkeitsgrad und Benotungsschlüssel der heurigen Englisch-Matura – eine grundsätzliche Ablehnung der neuen Prüfungsform wird kaum noch geäußert. Obwohl sich mancher ein wenig mehr individuellen Spielraum wünschen würde. „Wenn du auch bei der Literatur zentralen Vorgaben folgen musst, ist das nicht wirklich wünschenswert“, meint ein Englischlehrer am BG Bludenz.
Schreiber bleibt bei Kritik
Nach wie vor schlecht zu sprechen auf das Bifie ist AHS-Landesschulinspektorin Christine Schreiber (60). „Ich bleibe dabei: Die Information an die Schulen und die betroffenen Lehrer war unzureichend. Solche Vorkommnisse rücken die sonst gute Arbeit des Bifie in den Hintergrund.“
Für die Zukunft wünscht sich die Landesschulinspektorin eine bessere Kommunikation. „Dann kommen weder das Bifie noch die
mit viel Engagement entwickelte Zentralmatura ins Gerede.“
Es gab von den Matura-Prüfern kein einziges böses Mail.
Gerhard Pisek

asdf Foto: vn/steurer

processed by Octavian