Schreiduell mit Ankläger

Vorarlberg / 02.07.2014 • 19:34 Uhr
Hatte Schreiduell mit Staatsanwalt: Kurt T.  Foto: VOL.AT
Hatte Schreiduell mit Staatsanwalt: Kurt T. Foto: VOL.AT

Testamentsprozess: Kurt T. geriet mit Staatsanwalt Pechatschek in Streit.

Salzburg. Die Kronzeugin im Fall Mutschler, Reingard C., war der Auslöser einer heftigen Auseinandersetzung am dritten Tag des Testamentsprozesses in Salzburg. Weil Staatsanwalt Andreas Pechatschek (43) dem ehemaligen Leiter der Außerstreitabteilung Kurt T. (51), vorhielt, beim ersten Rechtsgang die Klärung von örtlichen Umständen während eines konspirativen Gesprächs zwischen Jürgen H. und ihm sabotiert zu haben, verlor dieser die Fassung. Es kam zu einem Schreiduell zwischen Kurt T. und dem Ankläger. Richterin Christina Rott sah sich genötigt einzugreifen: „Diese Umgangsformen dulde ich in meinem Gericht nicht“, schritt die Vorsitzende resolut ein.

Sehr gereizt

Schon zuvor wirkte der im brisanten Fall bereits rechtskräftig verurteilte ehemalige Mitarbeiter am Bezirksgericht Dornbirn sehr gereizt. Immer wieder attackierte er auch im Zusammenhang mit bereits rechtskräftig abgehandelten Fakten den Hauptbeschudigten Jürgen H. (50). Im Rahmen der Beschuldigteneinvernahme wurde der Fall Mutschler mit der Befragung von Walter M. (75) abgeschlossen. Der pensionierte ehemalige Geschäftsstellenleiter, von vielen als „Pate“ bezeichnet, wies, wenig überraschend, alle Vorwürfe zurück. Es habe in der Katine keine Absprachen mit Jürgen H. und Clemens M. bezüglich eines zu fälschenden Testaments gegeben. „Ich gehe doch nicht in die Kantine und mach‘ etwas Verbotenes aus, wenn jeder ein großes Büro hat. So deppert bin ich nicht“, gab er in der ihm eigenen Art an.

Walter M.’s Version

Der im Fall Mutschler rechtskräftig verurteilte Pensionist wies auch in der Sache Wohlgenannt alle Schuld von sich. Er habe keineswegs ein gefälschtes Testament zugunsten der Lebenspartnerin des legendären Ebniter Busfahrers Josef Wohlgenannt in Auftrag gegeben. Warum denn Jürgen H. so etwas machen solle, ohne selbst etwas davon zu haben, wollte Richterin Rott wissen. „Er hat wohl das Haus vom Seppl zur Versteigerung bringen wollen, das dann für Bekannte von ihm billig zu ergattern gewesen wäre“, stellte M. eine interessante Theorie auf. Über besagten Josef Wohlgenannt habe man nach dessen Tod am Bezirksgericht wohl geredet. „Aber nicht im Zusammenhang mit einem Testament“, erklärte Walter M. der Vorsitzenden.

Beim letzten verhandelten Faktum des Tages, dem gefälschten Testament nach Anna Isele, stand dann einmal mehr die suspendierte Richterin Kornelia Ratz (50) ganz im Mittelpunkt. Von Christina Rott wurde sie mit sehr eindringlichen Fragen geradezu eingedeckt. „Warum haben Sie einer Konstruktion wie der Schenkung auf den Todesfall zugestimmt? Warum keine Erbrechtsklage gemacht, nachdem die Erben Zweifel an der Echtheit des Testaments anmeldeten?“ Sie, Christina Rott, als ehemalige Pflegschaftsrichterin, hätte einer solche Schenkung nie zugestimmt: „Schon weil damit einer Person einfach das Erbe weggenommen wird.“

Ratz rechtfertigte sich damit, sie habe einen kostspieligen Erbschaftsprozess vermeiden wollen und im Sinne eines Vergleichs dieser Konstruktion zugestimmt. Im Übrigen habe sie mit der Sache nichts zu tun haben wollen. Die Erben, zu denen auch ihre Mutter und deren Geschwister gehörten, hätten zudem ja bereits einen Anwalt engagiert. Besagter Anwalt, Dieter Klien, hatte bei seiner Einvernahme allerdings ausgesagt, Kornelia Ratz sei vehement für die Schenkung auf den Todesfall eingetreten. Klien hatte zu diesem Zeitpunkt bereits eine Erbrechtsklage um das 1,2-Millionen-Euro-Vermögen in Vorbereitung.

Beim nächsten Mal . . .

Dass die Zurückhaltung im Fall Isele durch den späteren Erhalt des Mutschler-Erbes kompensiert werden würde und das die Beteiligten schon wüssten, dementierte Ratz. „Beim nächsten Mal erben wir“, soll Ratz’ Mutter laut Aussage einer Zeugin damals gesagt haben.

Der Prozess wird kommende Woche fortgesetzt.

Ich bin nicht deppert und mach’ in der Kantine etwas Verbotenes, wenn alle ein großes Büro haben.

Walter M.