Das Phantom Drei-Tages-Pickerl

ASFiNAG hat Studie schon längst geliefert. Verkehrsministerium blieb untätig.
Bregenz. Es war eine Art Kompromissangebot von Verkehrsministerin Doris Bures (51). Als der Streit um die Korridorvignette, die am Tag der Freigabe beider Pfändertunnelröhren für den Verkehr abgeschafft wurde, zu eskalieren drohte, gab Bures grünes Licht für die Prüfung einer Drei-Tages-Vignette durch die ASFiNAG. Das ist nun ein Jahr her. „Wir haben die Erhebung für Herbst und Winter gemacht und die Ergebnisse an das Infrastrukturministerium geschickt“, teilte ASFiNAG-Vorstand Klaus Schierhackl den VN mit. Nachsatz: „Wie damit politisch umgegangen wird, entscheidet das Ministerium.“
Keine Infos
Bis heute gab es aus dem Ressort von Doris Bures dazu keinerlei Informationen, geschweige denn eine Absichtserklärung pro oder kontra ein solches Projekt. Wie die VN aus verlässlichen Quellen in Erfahrung brachten, hat die Befragung über das Verhalten der Autofahrer in der Grenzregion kein bemerkenswertes Resultat gebracht. Konkret: Der befürchtete Rückverlagerungseffekt von der Autobahn in die Stadt Bregenz ist nach dem Ende der Korridorvignette nicht eingetreten. Kraftfahrer verlassen nicht die Autobahn und fahren durch Bregenz, nur weil es das zeitlich begrenzte Abschnittspickerl nicht mehr gibt. Demnach scheint es für eine Drei-Tages-Vignette kaum Potenzial zu geben.
Verhalten im Sommer
Für den Bregenzer Bürgermeister ist das Ergebnis der Erhebung noch kein endgültiges. Es werde jetzt auch noch das Verhalten der Autofahrer im Sommer und speziell während der Festspiele geprüft werden, betont Markus Linhart.
Er glaubt, dass das Verlagerungspotenzial in dieser Jahreszeit um einiges höher liegt. „Natürlich hat die zweite Pfändertunnelröhre zweifelsfrei eine Verbesserung der Situation für Bregenz gebracht. Aber jedes zusätzliche Auto, das die Stadt verschont, ist für uns ein Gewinn“, macht sich Linhart für eine noch stärkere Entlastung seiner Kommune stark.
Keine Dringlichkeit
Im Verkehrsministerium steht das Thema Drei-Tages-Vignette in Vorarlberg definitiv nicht auf der höchsten Dringlichkeitsstufe. „Es gibt nichts Neues. Die ASFiNAG hat in einer ersten Studie die etwaige Nachfrage erhoben, aber es liegt noch keine abschließende Bewertung vor“, erklärte Marianne Lackner, Pressesprecherin von Ministerin Bures, den VN. Im Übrigen stehe derzeit alles im Zeichen des Besuches des deutschen CSU-Verkehrsministers Alexander Dobrindt (44), so die Sprecherin weiter.
Mit Bures hatte sich Linhart im Herbst letzten Jahres einen heftigen verbalen Schlagabtausch geliefert. Der Bregenzer Bürgermeister hatte vehement auf eine Beibehaltung der Korridorvignette gepocht und war wegen dieser Forderung sogar extra nach Wien ins Ministerium gereist. Dort blitzte er bei der Ministerin ab. Mittlerweile schwört Linhart auf andere Lösungen zur Entlastung von Städten wie der seinen.
„Wir brauchen eine EU-weite Strategie. Die kann ganz sicher nicht aus lauter Autobahnvignetten in den verschiedensten Ländern bestehen“, ist der Bürgermeister überzeugt.
Wie mit unseren Erhebungen umgegangen wird, entscheidet das Ministerium.
Klaus Schierhackl