Wie kann man dieser Fliege was zuleide tun?

Vorarlberg / 23.09.2014 • 20:32 Uhr
Vor diesem Insekt fürchten sich die heimischen Obstbauern: die Kirsch­essigfliege.  foto: thoss-strickhof
Vor diesem Insekt fürchten sich die heimischen Obstbauern: die Kirsch­essigfliege. foto: thoss-strickhof

Obst- und Weinbau stehen vor einem großen Problem namens Kirschessigfliege.

Bregenz. Wie die VN berichteten, plagen den Bregenzer Topwinzer Josef Möth (39) Sorgen. Dabei war es nicht nur das schlechte Wetter, das den Weintrauben heuer arg zusetzte. Josef Möths Kummer hat seine Ursache auch in einem neuen Schädling, der die kleinen Früchte heuer erstmals in Mitleidenschaft zog: die Kirschessigfliege. Das gefräßige und vermehrungswütige Insekt stammt aus Südostasien und hat es nicht nur auf Trauben abgesehen, sondern auf alle Sorten von Beeren und Kirschen. Warum sich Weinbauern aber vor allem Sorgen machen müssen? „Weil der Schädling speziell reife Früchte heimsucht. Und bei der Weinernte werden eben reife Früchte eingebracht“, erklärt Möth. „Uns macht dieser Schädling natürlich Sorgen. Zumal wir nicht wissen, wie er in den nächsten Jahren auftreten wird. Ich hoffe, nicht wie der Buchsbaumzünsler.“

In Höchst begann’s

Zum ersten Mal wurde eine Kirschessigfliege in Vorarlberg 2012 in einer Überwachungsfalle in Höchst nachgewiesen. Inzwischen hat sich das Tier im ganzen Rheintal und vorderen Walgau ausgebreitet. Im Gegensatz zur heimischen Essigfliege, die nur geschädigte Früchte befallen kann, besitzt das Weibchen der Kirschessigfliege eine Art Säge am Hinterleib. Damit kann es die Früchte aufschneiden. „Dann legt es Eier hinein. Daraus schlüpfen kleine Maden. Dies macht die Frucht auch anfällig für Pilzerkrankungen“, erklärt Ulrich Höfert (52), Referent für Obst- und Weinbau in der Vorarlberger Landwirtschaftskammer.

Gefährlich ab August

Auch Peter Winder (44) von Beeren Winder in Dornbirn hatte sich heuer erstmals mit dem Schädling auseinanderzusetzen. „Die Kirschessigfliege trat ab Mitte August in Erscheinung. Erwischt hat es bei uns vor allem die Herbsthimbeere. Aber auch Zwetschken mit weicher Schale“, beschreibt Winder die Probleme mit dem unerwünschten Einwanderer aus Asien. „Die Konsequenz aus dieser Erfahrung ist für uns klar: Wir werden künftig auf die Späthimbeeren verzichten. Noch ist der Schädling nicht vor Mitte August in Erscheinung getreten, sodass alle Beeren, die wir in dieser Zeit geerntet haben, mit der Kirschessigfliege nicht in Berührung gekommen sind. Wir hoffen, dass der Schädling nie früher in Erscheinung tritt“, beschreibt Winder seine Erfahrungen in der heurigen Erntezeit. Freilich bleibt auch bei den Winders ein ungutes Gefühl zurück. „Man weiß nie, wie sich die Dinge mit Schädlingen entwickeln. Wir werden jedenfalls sehr auf der Hut sein müssen.“

Düstere Prognosen

Die Landwirtschaftskammer berichtet indes auch von Schadensfällen durch den asiatischen Einwanderer in Kirschenlagen im Walgau. „Da gab es die erste Schadensmeldung im Juli“, weiß Ulrich Höfert. „Spätere Kirschensorten konnten nicht mehr verwendet werden.“
Obwohl ein recht gut wirkendes biologisches Pflanzenschutzmittel zur Verfügung steht, ist ein Einsatz nur begrenzt möglich. Die Fliege befällt das Obst ja erst, wenn es fast reif ist.

Die Zukunftsprognosen hören sich aus dem Mund von Ulrich Höfert wenig ermutigend an. „Sollten keine anderen Lösungen gefunden werden, kommen schwierige Zeiten auf den Beerenanbau zu.“ 

Man weiß nie, wie sich die Dinge mit Schädlingen entwickeln.

Peter Winder
Vor diesem Insekt fürchten sich die heimischen Obstbauern – der Kirschessigfliege. foto: thoss-strickhof
Vor diesem Insekt fürchten sich die heimischen Obstbauern – der Kirschessigfliege. foto: thoss-strickhof
Beerenbauer Peter Winder zeigt, wohin die Kirschessigfliege ihre Eier gelegt hat.    Foto: VN/Steurer
Beerenbauer Peter Winder zeigt, wohin die Kirschessigfliege ihre Eier gelegt hat.   Foto: VN/Steurer