Liebe, Schnaps und bunte Kleider

Tausende Kostümierte machten den Narrentag in Hohenems zu einem großen Fest.
HOHENEMS. Schollasteacher, Rutschbugglar, Hosakrachar, Räbaschwänz, Spältaschränzar: Überaus Kreativ, doch Romantik sucht man in den Namen der Vorarlberger Faschingszünfte vergebens. Dass sich auch Narren der Romantik tränenreich hingeben können, haben sie am Sonntag auf dem Landesnarrentag in Hohenems bewiesen. Außerdem: Reden, Musik, Party, jede Menge „Mäschgerle“ und ein bisschen Politik.
Einladendes Wetter sieht anders aus. Nur vereinzelt blinzelt die Sonne am Sonntagvormittag in Hohenems hervor. Es ist kalt und nass. Dennoch bildet sich schon um die Mittagszeit eine ansehnliche Menschentraube vor dem Haupteingang der Tennishalle. Während drinnen seit den Morgenstunden über 1000 Faschingsbegeisterte das Programm genießen, sind vor dem Tor die Vorbereitungen für den großen Umzug schon fast abgeschlossen. Die Teilnehmer sind mit dem Wetter zufrieden: „Beim Landesnarrentag vor sechs Jahren hatten wir hier minus 15 Grad und eine Nebelwand, die einen kaum 20 Meter sehen ließ“, erklärt ein kostümierter Mann. Sein blau-gelbes Kostüm outet ihn als Mitglied des Emser Fanfarenzugs. Das ist jene Musikkapelle, die wenige Minuten später den närrischen Höhepunkt einläuten wird.
In zwei Monaten wird gewählt. Kein Wunder also, dass sich auch Politiker unter das Narrenvolk mischten. Allgegenwärtig: Das Hohenemser Bürgermeisterduell zwischen dem amtierenden Stadtchef Richard Amann (ÖVP) und Herausforderer Dieter Egger (FPÖ). Auch die Redner gingen auf diese Konstellation ein, zum Beispiel Michel Stocklasa. Der Präsident der Vorarlberger Faschingszünfte hat bei seiner Eröffnungsrede den Wetterbericht parat: „Wenn der Umzug startet, wird der Himmel über Hohenems blau. Das hat mir der Dieter Egger gesagt.“ Nachdem Stocklasa den Fasching für eröffnet erklärt und mit „Ich habe fertig“ seine Rede beendet, ist DJ Thomas an der Reihe: Helene Fischer, nicht zum letzten Mal an diesem Tag.
Ja-Wort auf der Bühne
Nach drei weiteren Schlagerliedern, die mit Belastungstests für Bänke und Tische einhergehen, holt der Moderator eine Dame auf die Bühne. Sie heißt Sandra und ist Teil des Schalmeienzugs Kehlegg. Doch Fragen kann sie keine beantworten, die rhythmischen Trommelgeräusche des Emser Fanfarenzugs übertönen ihre Worte. Der Zug bahnt sich den Weg durch die Reihen, gefolgt von den Schalmeien aus Mäder, die einen gewissen Jürgen nach vorne tragen. Spätestens als Jürgen die Bühne betritt, scheint Sandra zu wissen, was auf sie zukommt: ein Antrag. Freudentränen lassen erahnen, dass sie „Ja“ sagt. Zu hören ist es nicht, der Applaus ist zu laut. Gemeinsam wird das frischverlobte Paar nach draußen getragen.
Um 13.30 Uhr folgt der Startschuss für den eigentlichen Höhepunkt: Der Umzug aller Faschingszünfte des Landes. Insgesamt sind 118 Zünfte, Züge, Tätscher, Gilden und wie sie alle heißen gekommen. Angeführt von den Emser Palasttätschern und dem Ritterpaar Stefan und Gitte und beobachtet von mehreren Tausend Zuschauern rollen und marschieren an die 3000 Narren durch die Emser Straßen. Die Umzugswagen stehen den Namen der Zünfte an Kreativität um nichts nach: Hexenhäuser, Burgen, ein Raddampfer, Hello Kitty, alles ist dabei.
Gegen 18 Uhr neigt sich das Spektakel dem Ende zu, die Narren machen sich auf den Weg nach Hause. Für die Rhinzigünar, Fasnatbüttel, Mufängar, Kriasistinker und Co. war es erst der Anfang. Der Fasching ist eröffnet.








