Drama um Bienen: Sie sterben wie die Fliegen

Imker schlagen Alarm. Seit dem Herbst ging die Hälfte aller Vorarlberger Bienen ein.
Schwarzach. Als die VN vor fast genau einem Jahr mit dem Obmann des Vorarlberger Imkerverbandes Egon Gmeiner (70) über die aktuelle Situation der Bienen im Land sprach, war dieser noch voll Zuversicht. „Es geht den Bienen wieder besser“, freute sich der Schwarzacher. Jetzt hat sich diese Bestandsaufnahme ins genaue Gegenteil verkehrt.
Massensterben
„Es geht den Bienen hundsmiserabel“, muss der engagierte Imkerchef jetzt einräumen. Grund dafür: Im vergangenen Herbst starben die beliebten Hautflügler aufgrund ihrer schwachen Grundverfassung in Massen. Dafür verantwortlich waren unter anderem der honigarme Sommer aufgrund des schlechten Wetters, aber auch die gefürchtete Varroamilbe
sowie Pestizide, in Bienen-
kreisen
als Neonicodionide bekannt.
Meiningen bienenfrei
„Zum letzten Mal gab es so etwas vor 20 Jahren“, lamentiert Egon Gmeiner. Auch für ihn kam das große Sterben der gestreiften Summer in diesem Ausmaß überraschend. „Die Bienen waren einfach schon durch den schlechten Sommer mit kaum Honigertrag so geschwächt, dass sie nichts mehr aushielten“, erklärt sich Gmeiner die Katastrophe. So sei etwa Meiningen mittlerweile ganz bienenfrei, in Götzis gibt es nur noch die Hälfte der Völker. „In Dornbirn weiß ich von einem Imkerkollegen, der einmal 18 Bienenvölker hatte. Jetzt hat er nur noch eines, und das ist geschwächt“, erzählt der Vorarlberger Imkerpräsident traurige Geschichten.
Bienen stärker als Minister
Neonicodionide sind vorübergehend zwar verboten, Rückstände haben sich jedoch in vielen Gewässern und Pflanzen erhalten. Weil sich der österreichische Landwirtschaftsminister Nikolaus Berlakovich vor zwei Jahren für die weitere Verwendung dieser Pestizide aussprach, brach ein Sturm der Entrüstung los. Er eignete sich den Ruf „Feind der Bienen“ an und musste nicht zuletzt deswegen seinen Hut nehmen. Das Bienensterben steht in diametralem Gegensatz zum Interesse an den gestreiften Fliegern. „Es haben sich auch wieder sehr viele junge Menschen zu den Imkerkursen angemeldet. Aber was sollen Imker ohne Bienen
tun?“,
fragt des Landes
oberster
Imker
lakonisch. Das Bienensterben ist in ganz Österreich zu einem traurigen Phänomen geworden, auch in Deutschland ist die Situation dramatisch.
Neue Strategien
Um die Bienen nachhaltig zu retten, braucht es eine Reihe von Maßnahmen. Zum Beispiel wieder mehr Blütepflanzen in Wiesen, öffentliche Grünflächen, aber auch Privatgärten oder Firmengelände mit Bepflanzung. „Heutzutage wird oft gnadenlos alles abgemäht, was blüht. Für die Bienen geht so sehr viel Nahrungsangebot verloren“, betont Gmeiner. Er fordert eine neue Strategie und glaubt, dass man ganz von vorne anfangen müsse: „Das heißt: Neue Waben und die Züchtung neuer, robuster Bienenvölker. Das Motto muss lauten: Zurück zur Natur“, zeigt der 70-jährige Imkerpräsident Lösungsmöglichkeiten auf.
Zum letzten Mal gab es so ein Bienensterben vor 20 Jahren.
Egon Gmeiner

Bienen in Vorarlberg
» 1300 Imker
» 5000 Bienenvölker, vor einem Jahr noch 10.000
» 200 verschiedene Bienenarten
» 48 Vereine
» Internet: www.imker-vorarlberg.at