Auf den Spuren der edlen Störche

Kamera mit Bewegungsmelder im Horst soll Lebensgewohnheiten der Tiere einfangen.
Lustenau. Die Störche im Ried sind schon seit 20 Jahren wieder fixe Bewohner in der prächtigen Naturlandschaft zwischen Lauterach und Lustenau. Wie sie leben, wie und was sie fressen, welche Lebensgewohnheiten sie haben – darüber kann man nie genug wissen. Das ist vor allem dem Jagdaufseher im Schweizer Ried, Reinhard Hellmair (54), klar.
Derzeit teilt die Storchenfamilie in einem der drei Horste ihr Domizil mit einem metallenen Mitbewohner. „Wir haben eine Kamera mit Bewegungmelder installiert“, erzählt Hellmair. „Diese soll uns Bilder von den Störchen liefern. Uns interessiert vor allem, was die Alten den Jungen zum Fressen mit in den Horst bringen.“ Die bisherige Erkenntnis: „Es ist nicht leicht dies herauszufinden, weil die Altvögel den Jungen die gejagte Nahrung auskotzen und als bereits matschige Substanz servieren“, muss Hellmair feststellen. Die Kamera kann insgesamt 1000 Bilder machen.
Spannendes Projekt
Die Störche, ursprünglich heimisch in unseren Gefilden, waren lange Zeit nur noch Überflieger. Als sie durch domestizierte Artgenossen dann wieder zum Brüten angelockt wurden, war dies der Startschuss eines spannenden Projekts. Zum Studium ihrer Lebensgewohnheiten gehören nicht nur Dokumentationen durch Fotos. „Vor Kurzem haben wir einige der Vögel beringt. Das heißt: Wir haben ihnen einen Kunststoffring mit Daten am Fuß angebracht. Dieser Ring soll uns Auskunft über ihre Reiserouten geben“, informiert Hellmair.
Faszinierend dabei: Sobald sich Menschen am Horst zu schaffen machen, stellen sich die noch nicht flüggen Jungen tot. „Dann kannst du sie drehen und verschieben, während die Altvögel über dem Horst kreisen. Diese schauen nur, was passiert.“
Speiseplan der Störche
Vier 40 Tage alte Jungvögel räkeln und strecken sich derzeit in den gemütlichen Nestern. „Acht sind während der Schlechtwetterphase vor Kurzem leider eingegangen“, erzählt Hellmair. Die vier überlebenden Jungvögel aus insgesamt drei Storchenfamilien werden in gut zwei Wochen fliegen können.
Was die Störche alles fressen, weiß der Jagdaufseher zum Teil aus eigenen Beobachtungen. Und er staunte dabei nicht schlecht. „Einmal“, berichtet Hellmair, „habe ich gesehen, wie ein Storch einen kleinen Hasen geschnappt und ihn geschluckt hat.“ Die Störche fressen Würmer, Insekten und auch kleine Vögel, bevorzugt Kiebitze.
Seit heuer wird das Storchenprojekt von behördlich autorisierten Experten unter Leitung von Walter Niederer (44), Geschäftsführer des Naturschutzvereins Rheindelta, überwacht. „Wir greifen nur ein, wenn wir müssen“, erklärt Niederer. Der Wunsch der Storchenfreunde: Die Tiere sollen aus eigener Kraft überleben können und sich auch wieder das Zugverhalten verinnerlichen, welches sie durch verschiedene Umstände etwas verloren haben. Derzeit bevölkern rund 30 Störche das Ried. Mehr sollten es nicht werden.
Ich sah, wie ein Storch einen kleinen Hasen verschlang.
Reinhard Hellmair