Dreister Betrug via Facebook

Groß angelegte kriminelle Aktion auf Facebook zieht weite Kreise. Dornbirner Opfer.
Dornbirn. „Hallo!!! Hoffe es geht dir bestens 🙂 Kann ich dich um etwas bitten?“ Klingt unverfänglich, oder? Am Donnerstag bekamen über 2000 Vorarlberger diese E-Mail zugeschickt. Absender: Marco.Spitzar@mail.de. Mit Signatur. Es ging weiter: „Schreib mir hier per email wenn du online bist, ist sicherer als fb ok? LG Marco.“ Eine kurze Antwort genügte, schon kam die Bitte, der Freund möge „Paysafe-Karten“ kaufen und die Nummer durchgeben. Er würde das Geld am nächsten Tag zurückbekommen. Es sei ein Notfall. Das Problem: Beim Absender handelte es sich nicht um den echten Marco Spitzar (51). Betrüger haben sich dessen Identität bemächtigt, um Geld zu ergaunern. Die Sorgfalt, mit der die Betrüger ans Werk gingen, ließ so manchen in die Falle tappen.
Marco Spitzar erinnert sich: „Am Donnerstagmittag ging es los. Das Telefon hielt nicht mehr still, an Arbeit war nicht zu denken.“ Freunde wollten sich vergewissern, ob die E-Mail wirklich von Spitzar stammte. Manche glaubten dem Absender. Mindestens fünf Personen sollen mehrere Hundert Euro überwiesen haben. „Das Geld ist weg“, schildert Herbert Humpeler (55) von der Kriminalpolizei die ausweglose Situation. Dahinter stünden Kriminelle, die im EU-Ausland tätig und nicht zu schnappen seien. „Wichtig ist, bei solchen Nachrichten den vermeintlichen Absender per Telefon zu kontaktieren.“ In diesem Fall haben die Kriminellen allerdings vorgesorgt.
Auf allen Kanälen
Die exakte Vorgangsweise ist noch nicht bekannt. Vermutlich haben sie sich die Kontrolle des Facebook-Accounts gesichert. Spitzar ist bekannt, hat über 2500 Facebook-Freunde. Deren Kontaktdaten gelangten dadurch in die Finger der Gauner. Als nächstes richteten die Betrüger eine neue Mailadresse unter Spitzars Namen ein und verschickten eine Massenmail. Claudia H. bekam eines. Sie wurde sofort misstrauisch, weil der Betrüger in der E-Mail-Signatur noch Spitzars alte Arbeitsstelle angegeben hatte. Claudia H. schrieb Spitzar auf Facebook an, dessen Account bekanntlich nicht mehr in seiner Hand war. Der Betrüger antwortete prompt. Sie müsse sich keine Sorgen machen, das E-Mail sei echt. Claudia H. wollte auf Nummer sicher gehen und wählte die Handynummer. Sie kam auf ein Tonband, auf dem in gebrochenem Deutsch eine Stimme sagte: „Hier ist Marco Spitzar, ich bin nicht erreichbar.“
Unsichere Passwörter
Marco Spitzar ist schockiert: „Der Trupp muss parallel gearbeitet haben.“ Der Dornbirner sieht sich nicht frei von Schuld. „Ich hatte furchtbare Passwörter, die müssen komplizierter werden“, sagt er. Ein Tipp, den Herbert Humpeler nur bestätigen kann: „Großbuchstaben, Zahlen und Sonderzeichen machen Passwörter sicherer.“ Er hat noch weitere Ratschläge: „Nicht alle Daten im Internet preisgeben. Und immer skeptisch sein.“ Paysafe hält er für eine sichere Zahlungsvariante – man müsse sie nur richtig anwenden.
Auch wenn Spitzar das Opfer ist, will er eines loswerden: „Ich möchte mich bei allen entschuldigen, die belästigt wurden.“ Seinen Facebook-Account hat er mittlerweile wieder. Mit neuem Passwort.
Ich möchte mich bei allen Belästigten entschuldigen.
Marco Spitzar
Stichwort
Paysafecard. Sie ist im Internet zu einem beliebten Zahlungsmittel geworden. Beispielsweise bei Sportwetten: Jemand kauft in der Tankstelle oder online eine Karte um zehn Euro, die mit einem Code versehen ist. Beim Wettanbieter kann dieser Code eingegeben werden, schon sind die zehn Euro auf dem Wettkonto. Wer die Zahlencodes hat, kommt also in den Besitz des Geldes.