Neuer Funk könnte Millionen kosten

Vorarlberg / 16.07.2015 • 18:48 Uhr

Land berät mit Innenministerium über neues Funksystem. Digitalfunk „Tetra“ ist Thema.

Bregenz. Alfons Mensdorff-Pouilly ist ein Name, der es in Österreich zu zweifelhaftem Ruhm gebracht hat. Zum Beispiel im Zusammenhang mit dem Begriff „Tetron“. Aktuell läuft ein Verfahren am Wiener Straflandesgericht, das die Ausschreibung des digitalen Behördenfunks im Jahr 2004 behandelt. Die Staatsanwaltschaft vermutet Schmiergeldzahlungen. Damals bekamen Motorola und Alcatel den Auftrag, ein neues österreichisches Funksystem aufzubauen und zu betreiben. Digital sollte es sein. Name der neu gegründeten Betreiberfirma: Tetron, das betriebene Netz heißt passend Tetra. Über zehn Jahre später sind noch immer nicht alle Bundesländer dabei. Vorarlberg zum Beispiel. Nun ist das Thema wieder aktuell.

Gemeinsamer Weg bevorzugt

Der Klubobmann der FPÖ-Vorarlberg, Dieter Egger (46), wollte in einer Anfrage an den zuständigen Landesrat Erich Schwärzler (62, ÖVP) wissen, wie es um den Funk in Vorarlberg bestellt ist. Die Antwort: Es laufen Gespräche. Auf VN-Nachfrage bestätigt Schwärzler: „Bis Ende 2015 wollen wir eine Lösung.“ Land und Innenministerium würden derzeit verhandeln, um einen gemeinsamen Weg zu finden, wie es Schwärzler nennt.

Das Vorarlberger Funksystem in der jetzigen Form wurde 1994 eingeführt. Den landeseigenen Bündelfunk nutzen alle Blaulichtorganisationen. Zum Beispiel Feuerwehr, Rettung und die Bergrettung. Roland Gozzi (56), Geschäftsführer des Vorarlberger Roten Kreuzes, erklärt: „Ein eigenes Funknetz hat große Vorteile. Alle Blaulichtorganisationen sind so unter einem Dach. Aber es ist in die Jahre gekommen und sollte langsam erneuert werden.“

Laut Anfragebeantwortung sieht das die Firma Motorola ähnlich. Sie hat ihre Funkgeräte Ende 2014 mit dem Prädikat „end of live“ versehen. Die Geräte werden also nicht mehr produziert, Ersatzteile werden rar. Diese sogenannten MPT-Geräte machen 90 Prozent der 1800 Geräte im Bündelfunknetz aus. Viele sind bis zu 23 Jahre alt.

Günther Watzenegger (55) vergleicht das mit Mobiltelefonen. „Ein Handy ist auch end of live, wenn es über zehn Jahre alt ist“, sagt der Geschäftsführer der Vorarlberger Feuerwehr. Laut Schwärzler werden die Funkgeräte definitiv erneuert. Bei 1800 Stück und einem Stückpreis von über 400 Euro kommt allein dadurch eine kräftige Summe zusammen.

Die Feuerwehr nutzt zwei Funksysteme. Das angesprochene Bündelfunknetz und einen Brandstellenfunk direkt am Einsatzort. „Mit diesen zwei Schienen sind wir gut bedient. Es funktioniert sehr gut“, sagt Watzenegger. Für Landesrat Schwärzler ist klar: „Wir haben immer noch ein modernes Funknetz mit einem sehr hohen Standard.“

Komplett erneuern

Dennoch: Es muss renoviert werden. Laut der Abteilung für Inneres und Sicherheit im Landhaus kommt nur eine komplette Modernisierung infrage. Das Innenministerium wünscht sich, dass Vorarlberg das Tetra-Netz benützt. Derzeit werden gemeinsame Finanzierungsmöglichkeiten und die technische Umsetzbarkeit besprochen. Für Schwärzler steht fest: „Ein gemeinsamer Weg macht Sinn.“ Sollte es keinen geben, wird das Land in Eigenregie tätig und das Netz umbauen.

So oder so, es wird teuer. Dieter Egger vermutet in der Anfrage Kosten von rund elf Millionen Euro – Funkgeräte und Zubehör noch gar nicht mitgerechnet. Schwärzler will erst dann Zahlen nennen, wenn Ende des Jahres das Konzept auf dem Tisch liegt. Zunächst müsse geklärt werden, was kommt.

Die Polizei nützt derzeit drei Funksysteme, eines davon ist das Tetra-Funksystem. Allerdings nur temporär in den Bereichen der Fußballstadien von Altach und Lustenau.

Das Funknetz ist mittlerweile in die Jahre gekommen.

Roland Gozzi

Bis Ende 2015 wollen wir mit dem BMI eine Lösung finden.

Erich Schwärzler