Emser Innenstadt ist zu teuer

Zwölf statt acht Millionen Euro: Zentrums-projekt wird neu ausgeschrieben.
Hohenems. Steine liegen auf den Straßen. In Flussbetten, auf Wanderwegen, es gibt sogar Steinwüsten. Aber: Steine sind teuer. So teuer, dass die Stadt Hohenems ein ganzes Projekt neu ausschreiben muss. „innen.stadt.leben“, wie es heißt, war mit 8,5 Millionen Euro budgetiert. Nach der Ausschreibung steht fest: Unter zwölf Millionen macht es keine Firma. Die Natursteine sind um 50 Prozent teurer als gedacht. Laut Bürgermeister Richard Amann (ÖVP, 59) hat das technische Gründe. Er will am Granitsteinpflaster festhalten und die erste Bauetappe neu ausschreiben. Zusammen mit Etappe zwei.
Kosten stiegen stark
Im Oktober präsentierte die Stadt Hohenems das Siegerprojekt des Architekturwettbewerbs. Die Innenstadt soll vom Rathaus bis zum Ende des jüdischen Viertels und der Marktstraße neu gestaltet werden. In fünf Bauetappen, mit Pflastersteinen aus Granit, mit Brunnen. Der Schlossplatz war nicht Teil des Projekts. Für die 15 mal 15 Zentimeter großen Granitsteine erhöhte die Stadt das Budget. Zunächst diente der Bregenzer Kornmarktplatz als Vorbild, was Hohenems mit 5,7 Millionen Euro kalkulieren ließ. Das Siegerprojekt hat den Verantwortlichen so gut gefallen, dass sie den Finanzrahmen auf 8,5 Millionen erhöhten. Als Pilotversuch sollte der Platz vor dem Rathaus dienen. Die Stadt schrieb ihn aus, nach den Angeboten folgte Ernüchterung: zu teuer. Statt rund 600.000 Euro kostet der Rathausplatz fast 900.000. Da sich daraus das Budget für das komplette Projekt hochrechnet, wären dies über zwölf Millionen Euro gewesen. Die neue Innenstadt würde also um die Hälfte mehr kosten als geplant. Die Steine sind schuld.
Laut Bürgermeister Amann gibt es dafür mehrere Gründe: „Das Feld war zu klein, wir brauchten weniger Steine. So kosten sie aber mehr.“ Außerdem sei für die Firmen die Zeit zu kurz gewesen, um alternative Angebote einzuholen. Also: Noch einmal ausschreiben. Aber größer. Neben dem Rathausvorplatz wird voraussichtlich die Schweizer Straße ausgeschrieben – also das jüdische Viertel. Es war eigentlich als zweite von fünf Bauetappen vorgesehen.
Die zuständige Arbeitsgruppe mit Architekt Axel Lohrer (51) hat über weitere Alternativen beraten: Asphalt, bemalter Beton, Betonstein? Fazit: Die Natursteine bleiben.
Kein Flickwerk
Langfristig sei dies die beste Lösung, erklärt Amann: „In diesem Projekt werden vor allem Straßen umgebaut. Legen wir zum Beispiel neue Leitungen, müssen wir die Straßen aufreißen. Mit der Zeit entsteht ein Flickwerk. Steine können wir einfach rausnehmen und wieder draufsetzen.“ Zudem zeige der Vergleich mit anderen Städten, dass Natursteine einen Ort aufwerten: „Das ist hochwertiger.“
Der anvisierte Zeitplan ist nun hinfällig. Die Stadt wollte noch dieses Jahr anfangen, den Rathausplatz umzubauen. „Wir werden erst nächstes Jahr so weit sein“, sagt Bürgermeister Amann.
Schlossplatz in Planung
Ziel ist es, innerhalb von fünf Jahren eine Begegnungszone in der Innenstadt zu errichten, in der alle Verkehrsteilnehmer gleichberechtigt sind. Ohne Schlossplatz. Er ist nicht Teil des Projekts „innen.stadt.leben“, da laut Stadt die Eigentumsverhältnisse eine separate Planung erfordern. Bis in den Herbst will die Stadt mit allen Anrainern Gespräche geführt haben, anschließend nimmt eine zuständige Lenkungsgruppe die Arbeit auf.