Noch keine Zulassung für kritisiertes Pestizid

Vorarlberg / 09.08.2015 • 19:10 Uhr
Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft. Wie geht’s mit Glyphosat weiter? Foto: APA
Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft. Wie geht’s mit Glyphosat weiter? Foto: APA

Entscheidung über weitere Zulassung des Wirkstoffes Glyphosat wurde verschoben.

Bregenz. Der Wirkstoff Glyphosat, der unter anderem im weitverbreiteten Unkrautmittel Roundup vorkommt, erregt offensichtlich immer mehr Skepsis. Das auch bei uns in Landwirtschaft und Privatgärten verwendete Pestizid hätte dieser Tage von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) bewertet werden sollen. Doch dazu kommt es nicht. Die EFSA nimmt sich mehr Zeit für ihr Urteil bezüglich einer neuerlichen Zulassung des unter Krebsverdacht stehenden Unkrautvernichters.

Entscheidung in Parma

Die Einschätzung werde Ende Oktober oder Anfang November und nicht wie ursprünglich vorgesehen bis 13. August abgegeben, sagte ein EFSA-Sprecher am Sitz der Behörde im italienischen Parma.

Grund für die Verschiebung ist der kürzlich vorgelegte offizielle Bericht der Krebsforschungsagentur IARC der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Sie hält das Mittel nach Auswertung zahlreicher Studien für wahrscheinlich krebserregend. Das solle in die Bewertung einbezogen werden, sagte der EFSA-Sprecher. In Vorarlberg war Glyphosat ins Gerede gekommen, weil ein Gastautor in der Vorarlberger Landwirtschaftskammer-Zeitung den Wirkstoff als völlig unbedenklich beschrieb. Es sei „nicht ungiftiger als Backpulver“, meinte der Autor. Der Artikel erregte den Unmut des Grünen-Landwirtschaftssprechers Daniel Zadra (31). „Hier macht einer unkommentiert Werbung für Gift“, kritisierte Zadra.

Im Visier der Prüfer

Dass Glyphosat nun konzentriert ins Visier der europäischen Umweltprüfer genommen wird, sieht Christian Meusburger (43), Pflanzenschutzexperte der Vorarlberger Landwirtschaftskammer, positiv. „Ich bin dafür, dass man Glyphosat streng prüft. Sollte eine negative Bewertung herauskommen, nehmen wir es sofort vom Markt. Grundsätzlich gehe ich davon aus, dass ein zugelassenes Produkt mehr nützt als schadet. Und derzeit sind Glyphosat-Produkte zugelassen.“ Man müsse sich auf die Experten verlassen, meint der Funktionär der Landwirtschaftskammer.

Laut Meusburger sei der umstrittene Wirkstoff im Vorarlberger Ackerbau nicht das Standardmittel in der Unkrautbekämpfung. Es werde kontrolliert, ob und wie viel an Unkrautvernichter jeder Landwirt anwende. „Eingesetzt werden solche Mittel schon aus wirtschaftlichen Gründen nicht gerne. Es kostet schließlich einiges, den Boden damit zu behandeln. Kein Landwirt will seine ohnehin geringen Gewinnspannen durch teure Investitionen noch weiter schmälern“, argumentiert Meusburger. 

Und weiter:„Es wurden in den letzten Jahren viele neue Erkenntnisse über die biologische Bekämpfung von Unkraut gewonnen.“

Glyphosat ist weltweit einer der am meisten eingesetzten Wirkstoffe in Pflanzenschutzmitteln. Die Genehmigung der Europäischen Union läuft Ende 2015 nach zehn Jahren aus.
Ein Ende der Zulassung würde für die Produzenten das Ende eines guten Geschäfts bedeuten. In Vorarlberg sind über 42 glyphosathaltige
Produkte im Fachhandel auch für Gartenbesitzer erhältlich.

Ich bin dafür, dass man den Wirkstoff Glyphosat streng prüft.

Christian Meusburger