Rumänisches Huhn auf Speiseplan der Spitäler

Vorarlberg / 04.09.2015 • 19:01 Uhr
Fleisch vom Rind, geboren und aufgezogen in Tschechien (links), Hühnerbrust, tiefgefroren, aus Rumänien. Beide Etiketten stammen aus dem Abfall der Krankenhaus-Zentralküche in Feldkirch.
Fleisch vom Rind, geboren und aufgezogen in Tschechien (links), Hühnerbrust, tiefgefroren, aus Rumänien. Beide Etiketten stammen aus dem Abfall der Krankenhaus-Zentralküche in Feldkirch.

Ökoland Vorarlberg? In der Zentralküche wird mit Tiefkühlware aus Osteuropa gekocht.

Feldkirch. Krankenhäuser sollen vor allem eines: von Krankheit befreien und Heilung fördern. Ärzte, Pfleger, Helfer, Angestellte – sie alle kümmern sich um das Wohl des Patienten. Er soll sich wohlfühlen. Umso besser das Umfeld, desto schneller die Genesung. Gutes Essen gehört dazu. Nicht nur gesund muss es sein. Es soll schmecken, qualitativ hochwertig und bestenfalls frisch sein. Dass dies nicht immer möglich ist und auch Krankenhausküchen den Gesetzen der Ökonomie ausgeliefert sind, zeigt ein Blick in die Feldkircher Zentralküche der Landeskrankenhäuser. Beziehungsweise in deren Abfall. Den VN liegen Fotos verschiedener Etiketten vor, die daraus stammen. Darauf beschriftet: Hähnchenbrust aus Rumänien, tiefgefroren. Putenbrust aus Polen, tiefgefroren. Fisch aus China, tiefgefroren.

Eine Frage des Angebots

Die Landesregierung ist stolz. Stolz auf Vorarlbergs Wachstum, stolz auf die – im Vergleich – niedrige Arbeitslosigkeit, stolz auf die Produkte der heimischen Landwirtschaft. Die Ökolandstrategie will regionale Produkte fördern. Strategie-Ziel Nummer acht: „Konsumenten in Vorarlberg sollen bis 2020 mehr Lebensmittel aus dem Ländle kaufen und konsumieren: privat und in öffentlichen Einrichtungen wie Schulen, Betriebskantinen, Seniorenheimen, Krankenhäusern.“ Wie passt da Rindfleisch aus Tschechien dazu? Laut Gerald Fleisch (48), Direktor der Vorarlberger Krankenhaus Betriebsgesellschaft (KHBG), stammen 40 Prozent davon aus dem Land: „Wir würden gerne alles aus Vorarlberg beziehen. Was es hier gibt, kaufen wir auch hier.“

Gibt es in Vorarlberg kein Hühnerfleisch? Huhn erfülle alle Anforderungen für ein Fertiggericht, weil es vorgegart wird. Für Convenience-Huhn gebe es in Vorarlberg keinen Produzenten. Huhn aus dem Osten hat aber einen Nachteil. Massentierhaltung ist erlaubt, was die Gefahr von Seuchen erhöht. Deshalb wird mit Antibiotika gearbeitet. Ernährungswissenschaftlerin Birgit Wild von der Universität für Gesundheitswissenschaften (Umit) in Hall beruhigt: „Österreich ist ein sehr sicheres Land. Bei uns wird viel kontrolliert.“ Außerdem müsse zwischen Behandlung und Schlachtung eine gewisse Zeit vergehen. Bei Risikogruppen sei allerdings Vorsicht geboten. Kranke Menschen sind eine solche Risikogruppe.

Preis versus Qualität

Die Zentralküche in Feldkirch produziert jährlich 1,8 Millionen Speisen. Dafür werden 35 Tonnen Fleisch und acht Tonnen Fisch verarbeitet. Das kostet Geld. Tierprodukte aus Rumänien oder Polen sind wesentlich billiger. Kostengründe sind laut Gerald Fleisch aber nicht die Hauptsache: „Bei der Vergabe hat die Qualität eine höhere Gewichtung als der Preis.“ Der Anteil regionaler Produkte liege bei 74 Prozent. Allerdings sei er nicht nur dem Patienten, sondern auch dem Steuerzahler verpflichtet.

Lebensmittelwissenschaftler Wolfgang Kneifel von der Universität für Bodenkultur (Boku) fasst die Causa zusammen: „Es geht ums Geld und die Verfügbarkeit.“ Er will darüber nicht urteilen, stellt stattdessen eine grundsätzliche Frage: „Warum sollte die Latte im Krankenhaus höher liegen, wenn man es zu Hause nicht anders macht?“ Privat gehe der Trend zum Billigfleisch.

Birgit Wild erinnert an einen weiteren Unterschied zwischen regionalen und importierten Produkten: „Das Biorind mit kurzen Transportwegen schmeckt sicher anders.“ Und Geschmack spielt beim Essen keine unwesentliche Rolle.

Ich bin den Patienten und den Steuerzahlern verpflichtet. Qualität wird bei uns höher gewichtet.

Gerald Fleisch
Fleisch vom Rind, geboren und aufgezogen in Tschechien (links), Hühnerbrust, tiefgefroren, aus Rumänien. Beide Etiketten stammen aus dem Abfall der Krankenhaus-Zentralküche in Feldkirch.
Fleisch vom Rind, geboren und aufgezogen in Tschechien (links), Hühnerbrust, tiefgefroren, aus Rumänien. Beide Etiketten stammen aus dem Abfall der Krankenhaus-Zentralküche in Feldkirch.
Fleisch vom Rind, geboren und aufgezogen in Tschechien (links), Hühnerbrust, tiefgefroren, aus Rumänien. Beide Etiketten stammen aus dem Abfall der Krankenhaus-Zentralküche in Feldkirch.
Fleisch vom Rind, geboren und aufgezogen in Tschechien (links), Hühnerbrust, tiefgefroren, aus Rumänien. Beide Etiketten stammen aus dem Abfall der Krankenhaus-Zentralküche in Feldkirch.