Naturjuwelen im Land bald besser geschützt

Vorarlberg / 21.01.2016 • 19:26 Uhr
Naturjuwelen im Land bald besser geschützt

Vorarlberg will 83 Weiße Zonen bestimmen. Zunächst jene, denen alle zustimmen.

Bregenz. Im Sommer Blumenwiesen, im Winter schneebedeckte Hänge – unberührt, ohne massentouristische Narben. Links und rechts ragen kahle Felsen empor, in der Ferne erhebt sich ein 2426 Meter hoher würfelförmiger Berg, liebevoll „Misthaufen“ genannt. Das Gadental, ein Naturjuwel. Das Seitental des Großen Walsertals gehört zu den Natura-2000-Gebieten im Land, nun soll es noch besser geschützt werden. Es ist die Nummer 58 von 83 vorgeschlagenen Weißzonen in Vorarlberg. Ziel dieser Zonen: Unberührte Natur unberührt lassen.

Von den 2600 Quadratkilometern Landesfläche gelten rund 800 als unerschlossen. 28 Prozent davon werden alpwirtschaftlich genützt, weitere 14 Prozent sind Waldflächen. Beim Rest handelt es sich beispielsweise um Felsen, alpine Wiesen, Gletscher. Die Landesregierung ließ Vorarlberg in 700 sogenannte Landschaftskammern einteilen und untersuchen. 83 dieser Kammern in 38 Gemeinden wurden schließlich in einer umfangreichen Studie beschrieben und als Weißzone vorgeschlagen.

Das Gadental in Sonntag ist so ein Gebiet. 4,3 Prozent sind per Weg und Straße erschlossen, 301 Hektar als Alpfläche, 168 Hektar als Waldfläche ausgewiesen; bei einer Fläche von 13,5 Quadratkilometern, auf einer mittleren Meereshöhe von 1809 Metern (von 907 bis 2573). Zehn Seiten umfasst die Beschreibung der Weißen Zone Nummer 58 – Gadental. Die Raumplanungsabteilung erarbeitete mit einem Geologen zwei Werke mit zusammen 800 Seiten, in denen die Zonen detailliert beschrieben werden. Die Autoren zeigen Zahlen und schildern Lage, Geologie, Klima, Tiere, Pflanzen, Nutzung, Hütten und Geschichte des jeweiligen Gebiets.

Kritik der FPÖ

Naturschutz in den Bergen lässt den Seilbahner aufhorchen. Die FPÖ befürchtet, Weißzonen würden dem Tourismus schaden. Landtagsabgeordneter Christof Bitschi (24) richtete deshalb eine Anfrage an das zuständige Regierungsmitglied, Landesstatthalter Karlheinz Rüdisser (60, ÖVP). Die Antworten haben ihn nicht beruhigt. „Über die Bürgermeister wird drübergefahren. Unter ihnen und den Touristikern herrscht Angst, dass sich Skigebiete nicht mehr weiterentwickeln können.“ Rüdisser widerspricht: „Die Definition der Gebiete geschah mit allen Betroffenen.“ Dennoch sollen zunächst jene Gebiete zu Weißen Zonen erklärt werden, die außer Streit stehen: „Dort, wo wir rasch Konsens herstellen, beginnen wir“, erklärt Rüdisser.

Das Land sei mit Seilbahnen schon gut ausgestattet, was er an zwei Aspekten festmacht: Auf 72 Prozent der Vorarlberger Fläche sei eine Seilbahn zu sehen. Und: Mit den 318 Liftanlagen könnte die gesamte Vorarlberger Bevölkerung innerhalb einer Stunde um 300 Höhenmeter befördert werden. Er beruhigt aber: „Natürlich wird es den Skigebieten weiterhin möglich sein, sich zu entwickeln. Wie jetzt in Zürs.“ Sanft touristisch könne eine Weißzone sowieso genützt werden, Lifte und Straßen dürfen aber nicht mehr gebaut werden.

Als nächstes will Rüdisser festlegen, welche Weißzonen als erstes fixiert werden. Auch die Art und Weise steht noch nicht fest. Entweder per Verordnung oder über den Raumplan. Die Rehe, Marder, Murmeltiere und 58 Brutvogelarten im Schneeheide- und Alpenrosen-Spirkenwald, im Karbonat-Alpendonst- und Pestwurz-Fichten-Tannen-Buchen-Wald wird es freuen. Ihr Gadental bleibt unberührt.

Wir schildern vorerst Gebiete aus, bei denen Konsens herrscht.

Karlheinz Rüdisser