„Hätt’ die Vignette doch gerade kleben wollen“

Tag eins der Vignettenpflicht fürs Pickerl 2016. Viele Sünder auf der Autobahn.
Hohenems, Wolfurt. Auch ein korrekt parkendes Auto kann Probleme bereiten. Vor allem dann, wenn es ohne gültige Vignette auf einem Autobahnrastplatz steht. „Wir schauen uns am Beginn eines Arbeitstages gerne zuerst auf einem Parkplatz wie diesem um“, sagt Asfinag-Mautsherrif René Tonini (39), während er den Erlagsschein ausfüllt und mit dem Scheibenwischer fixiert.
Die nächste Kundschaft steigt gerade aus seinem dunklen Skoda. „Tut mir leid, Sie sind ohne gültige Vignette unterwegs“, muss sich der bärtige 32-jährige Götzner anhören. Er nimmt’s gelassen. „Ich hab’s echt vergessen“, sagt er vorwurfsvoll mehr zu sich selbst als zu den beiden Mautsheriffs. Anstandslos zahlt er die 120 Euro Ersatzmaut und fährt weg.
Nur geklebt gilt
Tonini und sein junger Kollege Lukas Buhmann (29) starten indes ihr Dienstfahrzeug und machen sich auf der A 14 auf Richtung Wolfurt. Kaum sind sie auf der Fahrbahn, lassen sie es leuchten. „Bitte folgen“ türmt sich die rote Leuchtschrift vor einem hellgrauen BMW-Van mit deutscher Nummer auf. Ab geht’s auf den nächsten Parkplatz. Der Mann aus Heilbronn ist leicht verärgert. Demonstrativ hält er den Asfinag-Mitarbeitern eine gültige Zehn-Tages-Vignette entgegen.
Das Pech des Autofahrers: Er hat sie nicht geklebt. Also nützt ihm das ganze Lamentieren nichts. „Sie hätten uns doch wenigstens unverzüglich veranlassen sollen, die Vignette zu kleben. Anstatt sofort zu kassieren“, meint er resignierend zu den VN.
Auch Helfer
Der nächste längere Aufenthaltsort von Tonini und Buhmann wird die Ausfahrt bei Wolfurt Richtung Güterbahnhof. Eine sehr beliebte Stelle für Kontrollen. Die beiden Mautsherrifs haben ihre Kontrollstelle noch kaum eingerichtet, fährt ihnen schon der nächste Sünder in die Arme. Erneut ist es ein deutscher Lenker mit Münchner Kennzeichen in einem weißen Audi A3.
„Jetzt fahre ich extra hier ab, weil ich merkte, dass ich die Vignette, die ich soeben gekauft habe, nicht geklebt habe. Und jetzt, genau jetzt, wo ich sie hier kleben will . . .
na ja, was soll’s.“ Der Mann ist nicht wirklich frustriert. Fast mit Galgenhumor drückt er die 120 Euro ab, klebt sich die Vignette ins Auto und verlässt die Kontrollstelle.
Als Nächstes unterhält sich Buhmann mit einem tschechischen Lkw-Lenker, der die Ausfahrt versehentlich genommen hat. „Diesmal war’s kein Vignettensünder“, sagt Buhmann fast triumphierend. „Der Mann hat sich verfahren. Ich hab’ ihm den Weg erklärt. Auch solche Dinge machen wir. Und zwar sehr gerne.“
Der Wüterich
Beim nächsten Lenker ist dann allerdings Schluss mit lustig. Ein Küchenlieferant in einem Transporter ist ohne Pickerl unterwegs. Und, auf frischer Tat ertappt, sofort auf 180. „Ihr geht mich an. Ich hab’ doch eine Vignette, hier! Aber darf man zuerst nicht einmal in Ruhe die alte abschaben, bevor man die neue klebt, ohne gleich bestraft zu werden?“, brüllt er die Asfinag-Leute an. Er weigert sich zu zahlen und wird angezeigt. Zumindest 300 Euro wird ihn sein Trotz kosten.
„Wir müssen uns oft schon einiges an Beleidigungen anhören“, sagt René Tonini. Beeindrucken lassen sich die Mautsheriffs davon nicht. Auch nicht an einem Tag wie dem 1. Februar 2016.
Wir müssen uns oft einiges an Beleidigungen anhören.
René Tonini

Entweder per Post auf der Windschutzscheibe, oder im direkten Kontakt mit dem Kunden: Die Asfinag bestraft Vignettensünder. Fotos: VN/Hartinger