Schulen betteln
Es gibt immer wieder Bildungsexperten, die nicht nachrechnen: Sie vertreten tatsächlich die Meinung, durch eine vollständige Zentralisierung der Schulverwaltung beim Bund könnten 600 Millionen Euro eingespart werden. Prüft man diese Zahlen, sieht es ganz anders aus: Tatsächlich kostet den Steuerzahler die Verwaltung der Schulen und Universitäten durch den Bund 1,5 Milliarden Euro. Die Schulverwaltung der Länder kostet mit etwa 100 Millionen – jeweils laut offiziellen Daten der Statistik Austria – also nicht einmal ein Zehntel davon. Da es unmöglich ist, aus 100 Millionen Euro 600 Millionen zu machen, müsste eigentlich jedem klar sein, dass die versprochenen Einsparungen eben nicht in der Verwaltung erfolgen können, sondern nur durch Kürzung der Leistungen in den Schulen selbst.
Wie zentrale Schulverwaltung konkret aussieht, zeigte vor ein paar Tagen ein Beispiel in einem Salzburger Gymnasium: Dieses ist angeblich nicht mehr in der Lage, die Reinigung der Schultoiletten zu bezahlen. Die Heizung funktioniert schlecht. Für die Organisation des Schulausflugs müssen aus Geldmangel die Eltern um Spenden gebeten werden. Immerhin war in der Vergangenheit der Elternverein bereits erfolgreich um die Finanzierung eines PC angebettelt worden.
Bemerkenswerterweise werden Meldungen wie diese von jenen „Bildungsexperten“, die stets eine vollständige Zentralisierung des Bildungswesens beim Bund fordern, nicht kommentiert. Entweder ist ihnen der Gedanke an ungereinigte Schultoiletten zu unappetitlich, oder sie betrachten solche Nachrichten schulterzuckend als regionale Skurrilität. Käme es in Volks- oder Mittelschulen, die nicht vom Bund, sondern von den Gemeinden erhalten werden, zu vergleichbaren Vorkommnissen, gäbe es dagegen ganz sicher einen großen Aufschrei.
Es ist an der Zeit, den Zentralisierern des Bildungswesens entschiedener entgegenzutreten, denn dass zentral gesteuerte Verwaltung vor Ort nicht funktioniert, sieht man jeden Tag aufs Neue!
Es ist an der Zeit, den Zentralisierern des Bildungswesens entschiedener entgegenzutreten.
peter.bussjaeger@vorarlbergernachrichten.at
Peter Bußjäger ist Direktor des Instituts für Föderalismus
und Universitätsprofessor in Innsbruck.
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