Rhesi-Wahlkampf mit Volksfest im Freien

Landwirte werben für ihren Standpunkt mit buntem Programm an der Frutz-Mündung.
Koblach. Die Umweltorganisationen haben es bereits getan, jetzt taten es auch die Bauern: Sie brachten das Projekt Rhein-Erholung-Sicherheit, kurz Rhesi genannt, in die Natur. Dorthin, wo es tatsächlich Gestalt annehmen soll. Und so traf man sich an einem wunderschönen Fleck Erde auf dem Rheindamm bei der Frutzmündung. Auf der einen Seite das fruchtbare Ackerland, auf der anderen das Rheinvorland. Landjugend und Bäuerinnen hatten unter der Schirmherrschaft der Landwirtschaftskammer geladen. Es gab Köstlichkeiten aus heimischer Produktion, es gab Schautafeln mit Informationen, und es gab Volksmusik mit der Formation „Bärig Böhmisch“.
Plädoyer für die Bauern
„Da soll noch jemand sagen, dass wir hier nicht schon ein Erholungsgebiet haben“, meinte Landwirtschaftskammersprecher Bernhard Amann, während sich die Gäste auf den restlos gefüllten Holzbänken an Speis und Trank labten und ständig Radfahrer das Festgelände passierten.
Dann ergriff Landwirtschaftskammerpräsident Jo-
sef Moosbrugger (50) das Wort. „ Dieses Eck kann man doch nicht einfach dem Rhein opfern, statt die Lebensmittelerzeugung zu erhalten. Das geht weit über den Hochwasserschutz hinaus, den wir doch auch außer Streit stellen. Wir erwarten uns von den Rhesi-Planern, dass sie verantwortungsvoll mit dem Boden umgehen. Es braucht einen Schutz für qualitativ hochwertigen Boden. Eine Dammabrückung wäre geradezu verwerflich. Dann gingen zum Beispiel hier 17 Hektar fruchtbarstes Ackerland verloren. Den Bauern solche Gründe zu nehmen, würde den Druck auf die Intensivlandwirtschaft erhöhen.“ Moosbrugger forderte die Rhesi-Planer zur stärkeren Berücksichtigung der bäuerlichen Standpunkte auf.
Komplexes Rhesi-Projekt
Eingeladen zum Rhesi-Fest der Landwirtschaft war auch Rhesi-Projektleiter Markus Mähr (42). Er informierte über den aktuellen Prozess und die nicht einfachen Rahmenbedingungen für die Planer. „Uns war von vornherein bewusst, dass wir es hier mit sehr sensiblen Themen zu tun haben. Deswegen haben wir auch einen partizipativen Prozess aufgesetzt“, hielt Mähr grundsätzlich fest. Rhesi sei natürlich vor allem
ein Hochwasserschutzprojekt. „Aber wann immer wir so massive Veränderungen in der Landschaft vornehmen, dann sind wir gesetzlich dazu verpflichtet, auch die Ökologie am Rhein zu verbessern“, machte Mähr klar. Dass die Landwirte mit oder ohne Dammabrückung Land verlieren werden, ist klar. Man werde jedoch die Situation jedes einzelnen Hofes betrachten und Möglichkeiten prüfen, qualitativ hochwertigen Ackerboden an anderen Orten zu schaffen, meinte der Rhesi-Projektleiter.
Fruchtbares Land
Wie gut das Ackerland am Rhein ist, verdeutlichte der Koblacher Landwirt Jürgen Meusburger. „Es gibt für bestimmte Böden keinen Ersatz“, hielt Meusburger fest und bezog sich dabei auf die 17 Hektar, die außerhalb des Vorlandes liegen, im Falle einer Dammabrückung jedoch verlorgengingen. Er gehört zu jenen acht Bauern, die den fruchtbaren Boden im Umland der Frutzmündung bewirtschaften.
Wie groß das Interesse an Rhesi ist, zeigte sich nach den Reden. Projektleiter Mähr wurde für Einzelinformationen an die Besucher voll in Beschlag genommen.
Es gibt für bestimmte Böden einfach keinen Ersatz.
Jürgen Meusburger