Wo Spielhöllen wie Pilze aus dem Boden sprießen

Vorarlberg / 25.07.2016 • 19:52 Uhr
Arnold Brunner weiß um die Gefahr der Glücksspiellokale.  Hofmeister
Arnold Brunner weiß um die Gefahr der Glücksspiellokale. Hofmeister

Wettlokaltour in Lusten­au. Ein Rundgang mit vielen Stationen und Erlebnissen.

Lustenau. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 10 bis 22:30 Uhr; Sa + So 10 bis 22.30 Uhr, Eintritt ab 18 Jahren. Die Beschriftung der unscheinbaren Metalltür am Parkdeck des Sutterlüty in Lustenau ist so gewöhnlich wie nichtssagend. Wozu hier Einlass gewährt wird, ist nicht auszumachen. Jedenfalls: Die Metalltür ist verschlossen, auf Klingeln öffnet niemand, die Überwachungskamera an der Seitenwand weist den Einlassbegehrer als offensichtlich nicht willkommen aus. „Typisch für ein Wettlokal“, sagt einer unserer Begleiter, der nicht genannt werden will. Das will der Zweite auch nicht. „Die verklagen dich sofort, wenn sie auch nur die geringste Handhabe orten“, sagt der andere.

Ein Mann beobachtet uns aus einem Pkw heraus. Er tippt in sein Smartphone und braust wenig später davon. Auf dem Balkon des Sutterlüty-Gebäudes werden wir vom Bereich des Lokals hinter einer Holzabsperrung gefilmt.

Überwachungskameras

Bei der nächsten Örtlichkeit, nur einen halben Steinwurf entfernt in der Kirchstraße, ein ähnliches Bild. Das Lokal ist laut Beschriftung offen, aber die Tür ist verschlossen. Sie bleibt auch nach dem Läuten zu. Einsam wacht die Kamera rechts über der Eingangstür.

Nächste Station Pontenstraße. Vis-à-vis des Stickereizentrums. Die Glasfassade des vermeintlichen illegalen Glücksspiel- und Wettlokals ist mit Wettlogos verklebt, dazu noch mit Aufklebern einer türkischen und einer österreichischen Fahne. Wie gehabt: Kein Einlass, niemand rührt sich. Sehr wohl tun das die Anrainer. Ein junges Paar klagt an: „Praktisch jeden Abend ab 20 Uhr geht’s los. Autos fahren mit Karacho her und wieder weg. Mitten in der Nacht hörst du quietschende Reifen, oft auch großen Lärm“, schildert der Mann. Das Paar hat ein einjähriges Kind. „Es wacht durch den Krawall regelmäßig auf. Natürlich kommt die Polizei gelegentlich vorbei. Aber kurz darauf geht es wieder los. Es ist eine Plage.“

Aggressive Besucher

Bedrohlich wird es am nächsten Ort. Maria-Theresien-Straße gegenüber der Musikschule. Nachdem der Fotograf von neutralem Grund aus Bilder vom dortigen Wettlokal gemacht hat, kommen zwei kräftige Burschen auf uns zu. Sie stellen uns aggressiv zur Rede, wollen die Fotos sehen, drohen mit Polizei und Anwalt. Dann versuchen sie, uns an der Wegfahrt zu hindern. Endlich lassen sie sich beruhigen.

„Es gibt viele Gründe, warum wir diese illegalen Wett- und Spielhöllen hier nicht wollen und alles tun, sie aus dem Gemeindegebiet zu verbannen“, sagt Bürgermeister Kurt Fischer (53), der sich mittlerweile fast täglich mit Anrainerbeschwerden auseinandersetzen muss. „Es ist nicht leicht, ihnen beizukommen. Die Eigentümer sind Briefkastenfirmen, die Geschäftsführer nie greifbar.“  Allein in Lustenau gibt es ein gutes Dutzend der insgesamt 100 Wettlokale im Land.

Es ist nicht leicht, den Betreibern der Lokale beizukommen.

Bgm. Kurt Fischer
Geöffnet sind die gefürchteten Spielhöllen nur für erwünschte Kunden. Foto: Sams
Geöffnet sind die gefürchteten Spielhöllen nur für erwünschte Kunden. Foto: Sams