“Politiker sollten mal ins Weltall”

Vorarlberg / 05.10.2016 • 20:33 Uhr
Faszinierende Erlebnisse: Die VN-Gäste Usachev, Helms und Walheim (v. l.) erzählen über Raumfahrt und Schwerelosigkeit. Foto: VN/Steurer
Faszinierende Erlebnisse: Die VN-Gäste Usachev, Helms und Walheim
(v. l.) erzählen über Raumfahrt und Schwerelosigkeit. Foto: VN/Steurer

Ehemalige Astronauten geben Einblicke in die faszinierende Welt der Raumfahrt.

Schwarzach. Der Berufswunsch Astronaut ist bei kleinen Jungs so häufig, wie er in der tatsächlichen Ausübung selten ist. Das gilt nicht für Susan Helms (58), Rex Walheim (54) und den russischen Kosmonauten Yury Usachev (59). Sie waren als Astronauten bzw. Kosmonauten bereits im Weltall und können von Erfahrungen berichten, die manch irdische Dinge sprichwörtlich klein erscheinen lassen. Anlässlich des 25-Jahr-Jubiläums der Mission des österreichischen Raumfahrers Franz Viehböck zur Weltraumstation MIR hatte dieser 100 Astronauten/Kosmonauten nach Wien geladen. Von dort bereisten diese die Bundesländer, um an Schulen und Universitäten über ihre Tätigkeiten zu berichten.

Private Missionen

Helms, Walheim und Usachev statteten auch den VN einen Besuch ab. „Wir befinden uns im Übergang von einem goldenen Zeitalter der Raumfahrt zum nächsten“, meint Susan Helms, die als weibliche Astronautin besonders während ihres sechs Monate dauernden Aufenthalts auf der Internationalen Raumfahrtstation (ISS) für weltweite Schlagzeilen sorgt. Dort war sie vor 15 Jahren gemeinsam mit Usachev. „Yury war ein toller Kommandant“, verbeugt sie sich noch heute vor ihrem damaligen Chef, der die Disziplin seiner damaligen Crew lobt. „Es wird künftig mehr private Missionen ins Weltall geben“, ist Helms überzeugt. „Die Zeiten, in denen Weltraumexpeditionen ausschließlich die Sache von reichen Staaten waren, sind vorbei.“

Neue Generation

Als größte Herausforderungen der Raumfahrt in naher Zukunft sehen Helms und Walheim die Eroberung des Planeten Mars durch den Menschen. „Das größte Problem dabei ist die Dauer der Mission. Mit den heutigen Raketen würde eine Mission hin und zurück samt Aufenthalt am Mars zwei Jahre dauern“, erklärt Rex Walheim. Aus Sicht von Helms könnte die Gefahr durch Verstrahlung ein weiteres Risiko darstellen. Für den Menschen verträglich sei die Oberfläche auf dem Mars. Während Helms und Walheim die Bedeutung einer Marsmission für Forschungszwecke für wesentlich halten, bezweifelt dies Kollege Usachev. „Risiko und Aufwand stehen nicht in Relation zum zu erwartenden Ertrag. Mich würde diese Mission nicht reizen“, hat der ehemalige Kosmonaut zu den Marsplänen eine klare Meinung.

Sollten die Pläne zu einer Marsmission aktuell werden, wäre Rex Walheim gerne dabei. „Nicht mehr als Astronaut, der sich auf diese Mission begibt. Aber als Mitglied des Teams in der Vorbereitung. Das sähe ich für mich als tolle Aufgabe und Herausforderung.“

Die Fragen

Susan Helms fand den Weg in die Raumfahrt über ihre Entwicklungs- und Forschungstätigkeit bei der US Air Force. Ihr großes Vorbild war Astronautin Sally Ride. Man müsse als Astronaut kein „Supermensch“ sein. „Es reicht, wenn du super normal bist“, sagt die 58-Jährige, für die die Zeiten als aktive Raumfahrerin  vorbei sind. „Die Zukunft in der Raumfahrt gehört der jungen Generation. Dazu gehört auch meine Nichte, die sich jetzt schon, als 15-Jährige, brennend für das Thema interessiert.“

Ihre Erdmission als Botschafter in Sachen Raumfahrt macht den Kennern des Weltalls Spaß. Gerne erzählen sie Kindern und Jugendlichen, wie das so ist, wenn man in einer Raumstation schwerelos ein halbes Jahr umeinander herumschwebt. „Die Kinder fragen uns zum Beispiel, wie das so ist, wenn du aufs Klo musst“, schmunzelt Helms.

Nach einem halben Jahr in der Raumstation sei es ein komisches Gefühl gewesen, wieder auf der Erde zu sein. „Du kommst dir auf einmal so schwer vor“, schildert Walheim seine Erfahrungen. „Ich habe es anfangs kaum ausgehalten, wenn ich mich unter vielen Menschen aufhielt“, erinnert sich Helms.

Einig sind sich Usachev und Walheim darin, dass es Politikern aus den USA und Russland gut täte, sich ins Weltall zu begeben. „Dann sähen sie einmal, wie klein wir sind, und hätten vielleicht andere Haltungen“, sind sich die Raumfahrer einig. „Wir verstehen uns jedenfalls prima.“