Industrie beharrt weiter auf Schul-Modellregion
Viel Kritik für jüngste Aussagen von Wirtschaftsminister Harald Mahrer.
Schwarzach. Dass sich der neue Wirtschaftsminister und Mitverhandler des Bildungsreformpakets, Harald Mahrer (44), klar für das differenzierte Schulsystem aussprach und entgegen früherer Aussagen für die Vorarlberger Pläne für eine flächendeckende Modellregion nichts
mehr übrig zu haben scheint, irritiert Vertreter der Industrie, aber auch politische Gruppen und Teile der Schulpartner.
Kritik an Mahrer
„Die Aussagen von Mahrer sehe ich sehr kritisch. Selbstverständlich sollte im Zuge der Bildungsreform auch eine flächendeckende Modellregion Vorarlberg ermöglicht werden“, äußert sich Industriellenvereinigungs-Geschäftsführer Mathias Burtscher (36). Es sei einfach nur ärgerlich, dass so ein wichtiges Paket wie die Bildungsreform am taktischen Nachwahlgetue insbesondere der Regierungsparteien zu scheitern drohe. „Sowohl das Autonomiepaket als auch die Ermöglichung der ganzheitlichen Modellregion der Schüler von zehn bis 14 Jahren in Vorarlberg, sollten dringender Bestandteil eines Reformpakets sein“, betont Burtscher. Der IV-Sprecher fragt sich, warum die Bundes-ÖVP auf den letzten Metern plötzlich der Mut verlassen habe.
Burtscher liegt mit seiner Haltung auf IV-Bundeslinie. „Notwendige und monatelang ausverhandelte Reformvorhaben würden auf dem Altar von Partikularinteressen und politischem Vorwahlgeplänkel geopfert“, meint der Generalsekretär der österreichischen Industriellenvereinigung, Christoph Neumayer.
Eltern sorgen sich
Klar Position zum Thema Bildungsreform beziehen auch die Elternvertreter. Martha Stüttler-Hartmann (44) von den Pflichtschuleltern: „Es wäre natürlich ideal, würde die Möglichkeit zur Etablierung einer Modellregion im Bildungsreformpaket mit dabei sein. Aber bevor es gar keine Bildungsreform gibt, darf man das nicht zur Bedingung machen. Mich haben die Aussagen von Minister Mahrer schon irritiert.“ In dieselbe Kerbe schlägt Mario Waldner (49), Sprecher der AHS-Eltern im Land. „Schweren Herzens sollte man die Bildungsreform auch ohne Modellregion beschließen. Es ist ja jetzt schon kompliziert genug. Aber dieses Projekt darf nie aus den Augen verloren werden.“ Auf politischer Ebene gibt es Kritik an der Landesregierung durch die SPÖ. Bildungssprecherin Gabi Sprickler-Falschlunger (60) nimmt dabei Landeshauptmann Markus Wallner (49) und Schullandesrätin Bernadette Mennel (57) in die Pflicht. „Aufgrund der plötzlichen Kehrtwende der Bundes-ÖVP sehe ich dieses Zukunftsprojekt vor dem Aus. Wallner und Mennel fühlen sich offensichtlich ihrem neuen Bundesparteiobmann stärker verpflichtet als den Vorarlbergern“, meint die SPÖ-Politikerin auch unter Hinweis auf den Landtagsbeschluss pro Modellregion.
Schon zuvor hatte sich der ÖGB Vorarlberg-Vorsitzende Norbert Loacker zum möglichen Scheitern der Reform geäußert und nahm dabei vor allem den neuen Obmann Sebastian Kurz (30) aufs Korn: „Zuerst sprengt er die Regierung, dann bringt er wichtige Meilensteine im Bildungsbereich zum Scheitern.“ Auch Mahrer bekommt von Loacker sein Fett ab.
Die Modellregion sollte dringend Bestandteil eines Pakets bei der Bildungsreform sein.
Mathias Burtscher