Die Bienenvölker sind von Todesviren bedroht

Vorarlberg / 14.06.2017 • 18:40 Uhr

Das Wetter lässt die Honigproduzenten derzeit gut leben, aber die Bedrohung bleibt.

Schwarzach. Die Sorgenfalten im Gesicht des Vorarlberger Imker-Präsidenten Egon Gmeiner (72) waren auch schon mal ausgeprägter. „Jenen Bienen, die den vergangenen Winter überlebt haben, geht es derzeit gut. Das warme und vielfach trockene Wetter kommt ihnen entgegen, es gibt reiche Tracht auf allen Höhen, das Nahrungsangebot ist hervorragend.“

Jene Bienen, die den vergangenen Winter überlebt haben: 5000 Völker sind es noch. 10.000 Völker waren es zuvor. Dahingerafft wurden des Menschen liebste Insekten von der Varroamilbe sowie tödlichen Viren, die sich als Nebenprodukt der Varroa­milbe entwickelt haben und ihr Gift in die Blutbahn der umtriebigen Hautflügler transportieren konnten.

Robustheit wichtig

Zoologen der Universität Graz haben aktuell Alarm geschlagen und aufgrund der ihnen zugegangenen Ergebnisse einer Umfrage herausgefunden, dass 23 Prozent der bundesweit geschätzten 354.000 Bienenvölker den Winter 2016/2017 nicht überlebt haben.

Warum in Vorarlberg noch viel mehr Bienen starben als im Bundesschnitt, ist schwer zu sagen. Für Egon Gmeiner geht es jetzt vor allem darum, die Forschung voranzutreiben, damit speziell der geheimnisvolle und tödliche Virus zurückgedrängt werden kann. „Die Varroamilbe wird nie ganz auszurotten sein“, ist für den Experten klar. Wichtig sei auch, dass die Bienen wieder robuster werden. „Das ist durch den letzten milden Winter eben nicht geschehen. Da kamen die Tiere kaum zur Ruhe und waren im Frühjahr geschwächt.“ Deswegen wäre bienenfreundliches Klima gerade jetzt ein Segen. „Das heißt: warme, trockene Sommer und kalte Winter, in denen sich die Tiere wirklich erholen können. Das könnte ihnen eine gewisse Robustheit geben, die sie weniger empfänglich für Infektionen macht.“

Forschung als Hoffnung 

Bei den aktuellen Forschungen an der Universität Wien steht der tödliche Virus im Mittelpunkt. „Wir müssen mehr über ihn und seine Verbreitung wissen, um dann hoffentlich erfolgreiche Maßnahmen ergreifen zu können“, meint Gmeiner. In Vorarlberg wurde der Verlust von 5000 Bienenvölkern durch den Import von Bienen aus Innerösterreich halbwegs kompensiert.

„Wir haben mithilfe des Landes Völker aus Niederösterreich und der Steiermark geholt und jenen Kollegen gegeben, die besonders schlimm vom Bienensterben betroffen waren“, erläutert der Imker-Präsident.

Das Bienensterben ist nicht ausschließlich auf die Varroa­milbe und den Virus zurückzuführen. Die Lebensräume der kleinen Honigproduzenten sind kleiner geworden, die vielfach verwendeten Pestizide haben den Tieren ebenfalls stark zugesetzt.

Stärkeres Bewusstsein

„Nicht zuletzt durch die VN-Aktion ‚Rettet die Bienen‘ vor zwei Jahren ist das Bewusstsein für die Tiere viel stärker geworden“, sieht Gmeiner durchaus optimistische Zeichen für die Zukunft. So lassen viele private Gartenbesitzer den Bienen einen ungemähten Fleck mit Nahrungsquellen auf ihrer Grünfläche, viele Landwirte mähen ihre Felder nur in der Früh und am Abend – zu Zeiten, in denen es keinen oder kaum Bienenflug gibt. „Wir dürfen mit all diesen Bemühungen jedoch auch in der Zukunft keinesfalls nachlassen“, mahnt Gmeiner.