Süßes Gift von Robinien am Kirchplatz Lustenau

Vorarlberg / 13.07.2017 • 21:22 Uhr
Robinien am blauen Platz in Lustenau. Giftig ist die Rinde. Foto: VN/Paulitsch
Robinien am blauen Platz in Lustenau. Giftig ist die Rinde. Foto: VN/Paulitsch

Sie heißen Robinien. Verzehr der Rinde könnte Pferde töten. Gefahr für Menschen gering.

Lustenau. Siegfried Hämmerle (78) hat in Wien die Vorarlberg-Allee mit Hunderten Sommerlinden gepflanzt. Jetzt kritisiert das aktive FPÖ-Mitglied in Lustenau den ÖVP-Bürgermeister Kurt Fischer (54), macht ihn für die „Pflanzereien“ am Kirchplatz verantwortlich. Wie auch schon in anderen Kommunen wurden dort mehrere Bäume mit der fachgerechten Bezeichnung „Robinia pseucoacacia“ gesetzt. In einem Brief beschwerte sich Hämmerle bei Fischer. „Der ganze Baum wird als hochgiftig beschrieben, besonders die Rinde.“ Vehement fordert Hämmerle die Entfernung der Bäume.

In einem Antwortschreiben der Gemeindeplanung hält Abteilungsleiter Bernhard Kathrein unter anderem fest, dass die Robinien alle Auswahlkriterien für den Standort erfüllen würden, zudem bienenfreundlich seien und dass die Vorarlberger Kulturlandschaft ohnehin voll sei mit giftigen Pflanzen. „Es ist nicht vorgesehen, dass Mensch oder Tier Baumrinden knabbern.“ Giftig, so informiert die Universitätsklinik Bonn, ist vor allem die Rinde. Auffallend auch: Die weißen Blüten verströmen einen süßlichen Duft.

Stressresistent

Biologe Gebhard Rüscher stuft die Gefahr der Robinien für Kinder zwar auch als gering ein, verweist jedoch gleichzeitig auf historische Aufzeichnungen, die über Vergiftungen von Kindern durch diese Baumart berichten. Auch seien schon einmal Dutzende Pferde eingegangen, die in einem Stall Robinienrinde verzehrt hatten. „Aber das sind wirklich nur vereinzelt bezeugte Fälle“, betont Rüscher.

Rudi Alge, Leiter der Umweltabteilung in Lustenau, sieht ebenfalls keine Gefahren für die Bevölkerung. „Generell ist ja keine Pflanze im öffentlichen Bereich für den Genuss da. Robinien gibt es als Bepflanzung öffentlicher Bereiche ja auch in andern Kommunen, wie etwa Dornbirn und Bregenz. Ich war aber in die Auswahl der Bäume für den Kirchplatz nicht involviert.“

Sehr wohl war das Landschaftsgestalterin Maria Anna Schneider-Moosbrugger. Sie räumt ein, dass es durchaus Diskussionen über die Bepflanzung des Kirchplatzes gegeben habe. Die Entscheidung für die Robinien sei wohlüberlegt gewesen. „Diese Bäume sind stressresistent, halten starke Reflexion aus, gewährleisten lichtdurchfluteten Schatten, haben keine pollenbildenden Pflanzen und keine Dornen. Sie sind im Vergleich mit anderen Bäumen für diesen Standort die beste Wahl.“ Schneider-Moosbrugger beklagt die Diskriminierung von Pflanzen wegen ihres Giftes. Die Kulturlandschaft sei voller giftiger Pflanzen. Sie fordert eine entsprechende Aufsichtspflicht der Eltern.

In der Geschichte sind Vergiftungen durch Robinien belegt.

Gebhard Rüscher

Stichwort Robinien

Robinienarten sind sommergrüne Bäume oder Sträucher. Die Bäume werden bis zu 25 Meter hoch. Die weißen Blüten hängen in länglichen Trauben und riechen auffallend süßlich. Die nach der Blüte verbleibenden Hülsen enthalten zwischen drei und zwölf Samen. Robinien enthalten auch giftige Pflanzenteile. Giftig ist vor allem die Rinde. Nach dem Verzehr giftiger Pflanzenteile kann es bei Menschen zu Bauchweh, Übelkeit,  Brechreiz, aber auch zu Krampfanfällen kommen.