Peter Bußjäger

Kommentar

Peter Bußjäger

Demografische Zukunft

Vorarlberg / 27.07.2017 • 20:00 Uhr

Die gerade veröffentlichte Studie des „Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung“ mit dem Titel „Europas demografische Zukunft“ vergleicht 300 Regionen Europas im Hinblick auf ihre Zukunftstauglichkeit. Angeführt wird die Reihung von Stockholm, der Nordwestschweiz und Zürich. Vorarlberg kommt auf Platz 6, knapp hinter London und Oberbayern und noch vor Luxemburg.

Maßgebend für die Zukunftsfähigkeit einer Region ist der Studie zufolge eine Mischung aus den Faktoren des wirtschaftlichen Entwicklungsgrades und einer jungen, gut ausgebildeten Bevölkerung. Je besser die Erwerbschancen sind und je jünger die Bevölkerung bei entsprechend hohem Bildungsniveau ist, umso besser sind demnach die Zukunftsaussichten. Gerade die wirtschaftlich erfolgreichsten Regionen leben auch von einer starken Zuwanderung, wie die Schweiz, der süddeutsche Raum und Vorarlberg. Der Bodenseeraum ist dieser Studie zufolge in ganz Europa geradezu ein Hotspot wirtschaftlichen und demografischen Erfolgs.

Das Ergebnis der Studie zeigt, dass gerade kleinräumige Länder wie Vorarlberg oder die Schweizer Kantone beste Zukunftsaussichten haben. Die Aussage, dass wirtschaftlicher Erfolg von der Größe eines Landes abhänge, ist schon lange Unsinn. Kleine Regionen sind flexibler und können sich besser auf neue Herausforderungen einstellen. Erfolgreich sind in erster Linie Länder, die eigene Gestaltungsfähigkeit haben. Sie sind allesamt keine Befehlsempfänger einer Bundeshauptstadt, ob sie nun Wien, Berlin, Bern oder Brüssel heißt. Wie man am Beispiel der Bodenseeregion sieht, ist auch ein gesunder Wettbewerb von Regionen sinnvoll.

Die zweite Botschaft ist zwiespältiger: Einerseits sind zukunftsfähige Regionen auf Zuwanderung angewiesen, weil diese die wirtschaftliche Entwicklung fördert, andererseits stoßen sie dadurch an die Grenzen der Aufnahmefähigkeit. Wer etwa die Entwicklung der Wohnungspreise in Vorarlberg beobachtet, weiß, dass diese auch Resultat wirtschaftlichen Erfolgs ist. Umso wichtiger ist es, dass das Land möglichst umfassende Kompetenzen für die Gestaltung des Wohnrechts, der Integration von Menschen und für die Bildung hat.

Eine Staatsreform müsste genau diese Ziele im Auge haben und die Regionen fördern. Dass viele Bundespolitiker genau das Gegenteil anstreben, beweist nur, dass sie sich nicht auf der Höhe der Zeit bewegen.

Kleine Regionen sind flexibler und können sich besser auf neue Herausforderungen einstellen.

peter.bussjaeger@vn.at
Peter Bußjäger ist Direktor des Instituts für Föderalismus
und Universitätsprofessor in Innsbruck.