Neos-Duo hatte am meisten zu sagen

Vorarlberg / 30.07.2017 • 18:18 Uhr

Scheffknecht sprach im Landtag heuer fast vier Stunden. FPÖ-Bitschi insgesamt 23 Minuten.

Schwarzach. Das mit der Quantifizierung von Leistung ist so eine Sache. Vieles lässt sich nicht ausschließlich in Zahlen messen. Sei es in der Kreativbranche, in der Werbung, im Sozialbereich oder eben in der Politik. Indikatoren wie wirtschaftliche Entwicklung, Arbeitslosenzahlen, Armutsquote und Sicherheit lassen zwar die Regierungsarbeit beurteilen, bei Parlamenten wird es aber schwierig. Diskussionen und Verhandlungen finden oft hinter verschlossenen Türen statt, in Vorarlberg sind auch Ausschusssitzungen nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Gradmesser gibt es jedoch, etwa die Anzahl parlamentarischer Anfragen und die Redezeit im Landtag.

Videoarchiv gibt Aufschluss

Das Land führt keine offizielle Statistik. Auf der Landeshomepage sind jedoch alle Reden als Video abrufbar. Die VN haben sich das Videoarchiv des ersten Halbjahrs 2017 angesehen und daraus die Redezeit der Abgeordneten errechnet. Ganz vorne liegen die beiden Neos-Mandatarinnen. Vier Mandatare haben an sieben Sitzungstagen insgesamt 30 Minuten oder weniger gesprochen. Drei davon gehören zur FPÖ.

Dass sich ganz vorne die Mandatare der kleinsten Fraktion finden, ist der Arithmetik geschuldet. Weniger Personal bedeutet mehr Redezeit für den Einzelnen. Sabine Scheffknecht hat im ersten Halbjahr 2017 drei Stunden und 52 Minuten am Rednerpult verbracht, gefolgt von ihrer Fraktionskollegin Martina Pointner mit drei Stunden und 40 Minuten. Mit Grünen-Klubobmann Adi Gross folgt auf Platz drei der erste Politiker einer Regierungsfraktion.

Landtagspräsident häufig

Das anschließende SPÖ-Trio wird von ÖVP-Mandatar Harald Sonderegger unterbrochen. Er agiert jedoch außer Konkurrenz. Als Landtagspräsident spricht er vor jedem Tagesordnungspunkt, was ihn mit 122 Reden zu jenem Abgeordneten mit den meisten Wortmeldungen macht. Nächstfleißiger ÖVP-Redner ist Klubobmann Roland Frühstück, auch bei der FPÖ ergriff mit Daniel Allgäuer der Klubchef am häufigsten das Wort.

FPÖ-Trio redet wenig

Am wenigsten sprach FPÖ-Mandatar Christof Bitschi. In sieben Sitzungen trat er sechs Mal vor das Mikrofon, sprach insgesamt 23 Minuten. Christoph Waibel und Joachim Weixlbaumer komplettieren das FPÖ-Trio am Statistikende. Nur die ÖVP-Abgeordnete Beate Gruber liegt mit 28 Minuten Gesamtredezeit noch hinter Waibel und Weixlbaumer. Die Tabelle der Gesamtredezeit der Parteien gleicht jener der Fraktionsgröße: ÖVP vor FPÖ vor Grünen vor SPÖ und Neos. Der Mandatar mit den durchschnittlich längsten Reden ist Adi Gross. Er spricht im Schnitt über acht Minuten. Am zweitlängsten Redender ist SPÖ-Klubobmann Michael Ritsch (7 Minuten, 22 Sekunden pro Rede), gefolgt von Nina Tomaselli (Grüne) mit etwas über sechs Minuten pro Wortmeldung. Drei Mandatare sprechen im Schnitt kürzer als drei Minuten: Joachim Weixlbaumer (FPÖ), Beate Gruber und Werner Huber (beide ÖVP). Die kürzesten Wortmeldungen kommen von Landtagspräsident Sonderegger, denn eine Debatte ist in der Regel schnell eröffnet.

Wallner redet am längsten

Das redseligste Regierungsmitglied ist Soziallandesrätin Katharina Wiesflecker (Grüne). Sie trat 15 Mal ans Mikrofon und sprach insgesamt eine Stunde und 54 Minuten; ergibt einen Durchschnitt von sieben Minuten und 36 Sekunden. Landesstatthalter Karlheinz Rüdisser begab sich zwar einmal mehr ans Rednerpult, sprach allerdings kürzer. Die durchschnittlich längsten Reden sind dem Landeshauptmann vorbehalten. Markus Wallner meldete sich neunmal zu Wort, im Schnitt über neun Minuten. Gesundheitslandesrat Christian Bernhard sprach in fünf Wortmeldungen insgesamt 22 Minuten, und damit am kürzesten in der Regierung. Die fleißigsten Redner im Landtag sind Grüne und SPÖ mit jeweils fast sechs Minuten. Eine ÖVP-Rede dauert hingegen im Schnitt drei Minuten und zwölf Sekunden.

Die Berichterstatter der Ausschüsse sind in der Statistik nicht berücksichtigt. Und Zwischenrufe natürlich auch nicht. Dazu gibt es leider keine Videos.