Tauben bringen nicht nur Briefe

Vorarlberg / 02.08.2017 • 18:23 Uhr
In leer stehenden Gebäuden halten sich Stadttauben gerne auf und sorgen dort für Verunreinigungen.
In leer stehenden Gebäuden halten sich Stadttauben gerne auf und sorgen dort für Verunreinigungen.

Geliebt, gefüttert, gehasst: Die gefiederten Geschöpfe scheiden die menschlichen Geister.

Dornbirn. „Ja, es ist so“, gesteht Biologe Klaus Zimmermann (58) von der Inatura in Dornbirn. „Tauben werden von immer mehr Menschen als Ärgernis gesehen. Sie sind vermehrt in menschlichen Siedlungen anzutreffen. Auch weil sie dort von jenen gefüttert werden, die sie niedlich und lieb finden. Genau das ist auch der Kern des Problems.“

Ärgernis Taubenkot

Tatsächlich sind die Tauben selbst nicht das Problem, auch wenn manche von ihnen durch ihr lautes Gurren ruhebedürftige Menschen stören. Sie werden zum Störfaktor gemacht: Und dann gibt es den Taubenkot an öffentlichen Plätzen, unter Dächern, auf Privatflächen. Nicht einmal die Population ist laut Zimmermann problematisch. „Es sind ja auch nicht viel mehr geworden in den letzten Jahren. Aber die Menschen sind sensibler geworden, sowohl als Taubenfreunde wie auch als Taubengegner.“ Als Taubenfreund outet sich Tierretter Karlheinz Hanny (66). „Man kann doch nicht den Tieren die Schuld geben, nur weil Menschen ein paar Grundregeln missachten.“ Dazu zählt für Hanny natürlich die Fütterung.

Beliebter Busbahnhof

So wie Zimmermann kann er sich vorstellen, dass es bestimmte Plätze gibt, an denen Tauben gefüttert werden dürfen. „Das tun ältere Menschen und Kinder gerne. Sie sollen das auch weiterhin tun dürfen. Aber eben nur an dafür ausgewiesenen Stellen. Und nur dort“, meint Zimmermann.

In Dornbirn halten sich Tauben sehr gerne am Busbahnhof auf. Aus gutem Grund: Viele Menschen warten dort auf Busse und Züge und genehmigen sich beim Warten eine Jause. Das ist sprichwörtlich gefundenes Fressen für die Tiere. Hanny beweist, wie schnell sie dort in großer Zahl auftauchen. Er hat Futter dabei und wirft einige Krümel auf den Boden. Plötzlich fliegen die Vögel von überall her. „Ich mache sowas natürlich sonst nie“, betont Hanny. Als Tierretter liegen ihm die gefiederten Geschöpfe besonders am Herzen. Zu Hause hat er einen Taubenschlag, wo er geschwächten und verirrten Tauben eine Zuflucht bietet. „Es sind zumeist Brieftauben, die die Besitzer nicht mehr zurückwollen. Wer will schon eine Brieftaube, die nicht mehr heimfindet?“

Plage in Städten

Stadttauben suchen sich als Zufluchtsorte bevorzugt leer stehende Häuser. „Dort kann der Kot zentimeterdick liegen. Das ist dann schon ein einziger Keimherd“, weiß Zimmermann. Die Anrufe von Leuten, die sich von Tauben gestört oder belästigt fühlen, haben bei der Inatura zugenommen.

In vielen Städten werden Tauben als Ärgernis betrachtet. Zürich etwa hat eine Broschüre mit Verhaltensregeln im Umgang mit Tauben herausgebracht. Darin ist auch vom Wildhüter die Rede, der die Vögel im Notfall sogar erschießen soll.

In Wien ist ein Plakat der Stadt zum Blickfang geworden, das eine Taube mit einem Rattenkopf zeigt. Aufschrift: „Wer Tauben füttert, füttert Ratten.“ Taubenfüttern wird mit einer Geldstrafe von 36 Euro geahndet.

Ich mag Tauben. Der Mensch muss bei der Fütterung der Vögel halt einige Regeln beachten.

Karlheinz Hanny
Tauben am Busbahnhof in Dornbirn. Jeden fallengelassenen Krümel picken sie gerne auf. Fotos: VN/Steurer
Tauben am Busbahnhof in Dornbirn. Jeden fallengelassenen Krümel picken sie gerne auf. Fotos: VN/Steurer