Eine letzte Chance für neunfach Vorbestraften

Vorarlberg / 09.02.2018 • 22:22 Uhr

28-jähriger Montafoner züchtete Cannabis, angeblich für Salben und Cremen.

Feldkirch Ein Sportunfall beförderte den gelernten Maurer beinahe in den Rollstuhl. Ein Stolperer beim Fußball zog einige Wirbel schwer in Mitleidenschaft. Nur zwei Jahre später ein neuer Rückschlag durch einen Verkehrsunfall. Das erzählt der junge Angeklagte bei seinem Prozess am Landesgericht Feldkirch jedenfalls. Die letzten Jahre habe er ständig Morphium gegen die Schmerzen verschrieben bekommen.

Kein unbeschriebenes Blatt

Dass er, was Vorstrafen betrifft, kein unbeschriebenes Blatt ist, weiß er. Seit Langem ist er jedenfalls „clean“. Seine Bewährungshelferin berichtet nur Gutes.

„Er hat an allem, was ich ihm empfohlen habe, teilgenommen und verhielt sich wirklich vorbildlich“, ergänzt sie ihren Bericht. Und der junge Mann macht tatsächlich den Eindruck, dass er trotz seiner bestätigten 50-prozentigen Behinderung sein Leben wieder in den Griff bekommen will. Fakt ist aber, dass der Beschuldigte in einer Indooranlage Hanf züchtete, über 200 Gramm getrocknetes Material sichergestellt wurde und dies einen THC-Gehalt von rund zwölf Prozent aufwies. Da der illegale Gärtner nachweislich seit längerem kein Cannabis konsumiert, liegt der Verdacht nahe, dass er es verkaufen wollte. Immerhin hat er einen Schuldenstand von 5000 Euro, die hauptsächlich aus Strafen resultieren.

Doch der Mann legt ein Rezept zur Herstellung von medizinischem Marihuanaöl vor. Er habe aus der Ernte Salben und Öle mischen wollen. Gegen die Schmerzen, sagt er.

Unglaubwürdig

„Das glaube ich Ihnen nicht, nicht bei einem derart hohen THC-Gehalt“, so Richter Michael Fruhmann.

Doch auch der Richter erkennt die Bemühungen des jungen Mannes und drückt alle Augen zu. Die noch zehn Monate offener Strafrest werden nicht widerrufen und als neue Strafe gibt es „nur“ eine Geldstrafe von 2880 Euro. Somit kein Gefängnis. Der Montafoner ist überglücklich, das Urteil ist rechtskräftig. EC