Gemischte Gefühle vor Mathematura neu

Die schriftliche Mathezentralklausur soll leichter werden. Aber es gibt keine Probebeispiele.
Schwarzach Freddy Witwer (41), Leiter der ARGE Mathematik an den Vorarlberger Gymnasien , vermutet, dass die von Bildungsminister Heinz Faßmann (63) verordnete Vereinfachung der schriftlichen Mathematikmatura tatsächlich genau diesen Effekt haben wird. Wissen tut er es nicht. “Wir haben nie Aufgaben erhalten, die dem neuen Muster entsprechen, sodass wir uns nicht wirklich darauf einstellen können”, bedauert der Mathematiklehrer des BG Bludenz.
Das sei auch der Grund, warum viele Kollegen dem neuen Format skeptisch gegenüberstehen, ergänzt Witwer. “Man hätte zumindest ein paar Aufgaben der vergangenen Matura auf das neue Format trimmen und als Anschauungsbeispiel zur Verfügung stellen können . Aber nicht einmal das ist geschehen. Und es wird bis zur Matura auch keine Übungsbeispiele geben”, hält der ARGE-Leiter fest.
Lehrer bleiben skeptisch
Was Witwer Positives sagen kann, ohne Beispiele des neuen Formats zu kennen, ist das, was er schon bei Faßmanns Ankündigung positiv bewertete: “Dass es keine Zeitvorgaben mehr gibt für die Bewältigung von Teil eins und Teil zwei ist ein großer Vorteil für alle: Für die Schwächeren, weil sie mehr Zeit haben für den ersten Teil mit der Testung von Grundkompetenzen, für die Besseren deswegen, weil sie sich womöglich früher den Herausforderungen von Teil zwei widmen können”, erläutert der ARGE-Leiter Mathematik an den heimischen AHS.
“Es wird für die reformierte Mathematura leider keine Probebeispiele mehr geben.”
Freddy Witwer, ARGE-Leiter Mathematik an den AHS
Ob die Möglichkeit der Vergabe von halben Punkten ein Vorteil für die Schüler ist, wagt Witwer noch nicht zu beurteilen. “Das kann auch nach hinten losgehen. Und zwar deswegen, weil man schon vorher bei kleineren Mängeln einen ganzen Punkt für eine Aufgabe gab. Jetzt wird man dann womöglich nur noch einen halben Punkt geben. Man wird sehen, wie das wird.”
“Zuhörrunden”
Bei der “Zuhörrunden” für die Reform der jetzigen Mathematura war Heribert Hämmerle (69) dabei. Er ist einer jener eigentlich pensionierten Lehrer, die vom Landesschulrat aufgrund des Lehrermangels zu einer Rückkehr in die Schule bewogen wurden. Hämmerle zählt zu den Pionieren bei der Testung der Mathematikzentralmatura in Vorarlberg. “Unter Leitung des vom Bildungsminister beauftragten ehemaligen Wiener Stadtschulrats Kurt Scholz war ich in Innsbruck bei einer Ideensammlung für die Reform der Mathematikzentralmatura dabei. Ich denke, die Verbesserungen sind gelungen. Auch die gestrichenen Zeitvorgaben und die Möglichkeit zur Vergabe halber Punkte sehe ich als Verbesserung.”
Faßmanns Forderung
Bildungsminister Heinz Faßmann sah sich durch die Ergebnisse der letztjährigen Mathematikklausur veranlasst, die Matura einfacher zu gestalten. Damals schrieb über ein Fünftel aller Kandidatinnen und Kandidaten an den AHS in der Klausur ein Nicht genügend. Das waren doppelt so viele wie im Jahr zuvor. Faßmanns Forderung danach: “Die Mathematikmatura soll nicht leichter werden, aber besser verständlich. Die Texte sind zu kompliziert. Auch die Benotung muss den Schülern mehr entgegenkommen.”
Vorarlberg lag bei den Nicht genügend im österreichischen Schnitt, hatte sich im Bundesländervergleich gegenüber den Vorjahren jedoch deutlich verbessert.