Dornbirn: Betrugsfall Gemeindeinformatik bekommt eine politische Dimension

Vorarlberg / 09.04.2019 • 15:30 Uhr
Gemeindeinformatik-Geschäftsführer Ferdinand Gabriel rätselt, warum es zu keiner Aufforderung zur Bestellung eines Aufsichtsrats kam. VN/Hagen
Gemeindeinformatik-Geschäftsführer Ferdinand Gabriel rätselt, warum es zu keiner Aufforderung zur Bestellung eines Aufsichtsrats kam. VN/Hagen

Die von einem Millionenbetrug erschütterte Gemeindeinformatik verfügte nicht über den gesetzlich vorgeschriebenen Aufsichtsrat.

Dornbirn Die möglicherweise millionenschwere Betrugsaffäre bei der Gemeindeinformatik GmbH in Dornbirn, wo eine langjährige Buchhalterin über rund 20 Jahre hinweg Gelder veruntreut haben soll, dürfte jetzt auch eine politische Dimension bekommen. Denn das im Eigentum der 96 Vorarlberger Gemeinden stehende Unternehmen müsste per Gesetz einen Aufsichtsrat haben. Doch ausgerechnet dort gibt es kein oberstes Kontrollgremium. Die Wirtschaftsprüfer kümmerte das angeblich nicht.

Statutenänderung

Geschäftsführer Ferdinand Gabriel bestätigt das Fehlen eines Aufsichtsrats und führt das auf eine Statutenänderung im Jahr 2000 zurück. Damals sind einige Gemeinden als Gesellschafter dazu gekommen und im Zuge der Schilling-Euro-Umstellung wurde das Stammkapital auf 72.672,83 Euro festgelegt. “Aus heutiger Sicht wissen wir, dass unter 70.000 Euro kein Aufsichtsrat notwendig ist, über diesem Betrag jedoch schon”, sagt Gabriel. Warum damals von rechtlicher Seite (Notar) und auch vom Gericht keine Aufforderung zur Bestellung eines Aufsichtsrats kam, könne er nicht sagen.

Jährlich 50.000 verschwundene Euro?

Finanz- und Steuerberatungsexperten in Vorarlberg rätseln darüber, wie über Jahre hinweg offenbar höhere Geldbeträge einfach verschwinden konnten, ohne dass das jemandem in dem kleinen Unternehmen oder der Geschäftsführung auffiel. So hatte die Gemeindeinformatik GmbH im Jahr 2017 gemäß Bilanz ein Eigenkapital von 109.000 Euro und einen Bilanzgewinn von 36.500 Euro. Kassenbestand, Schecks und Guthaben bei Kreditinstituten beliefen sich auf 105.000 Euro. Geht man von der bislang fiktiven Annahme aus, dass in den rund 20 Jahren zumindest eine Million Euro veruntreut wurde, so bedeutet dies, dass Jahr für Jahr im Schnitt immer wieder 50.000 Euro auf dem Konto irgendwo fehlen mussten. Geld, das angeblich niemandem abgegangen ist.