Thomas Matt

Kommentar

Thomas Matt

Umfassend angenommen

Vorarlberg / 16.04.2019 • 16:59 Uhr

Die Kirche, an deren Sprache wir uns manchmal abarbeiten, feiert von Gründonnerstag bis Ostersonntag das „triduum sacrum“, die drei heiligen Tage. Das tut sie schon seit dem vierten Jahrhundert. Rasch wurde die ganze Woche vor Ostern als heilige Woche begangen, und sie nimmt Ausblick auf Pfingsten und die Ankunft des Heiligen Geistes, der an so vielen Orten gebraucht würde.

Heilig, wohin das Auge schaut. Wir aber haben weihrauchgeschwängerte Zeremonien und Statuen vor Augen, die verzückt auf die Gläubigen herniederblicken. Das Wort heilig berührt uns seltsam unangenehm. Heilig klingt fad. Und wie dem berühmten Münchner im Himmel aus der Feder von Ludwig Thoma, dem Alois Hingerl, entfährt uns unversehens ein „Fix…lluja…Himml Herrgott…Saggerament“.

Und doch: Heilig leitet sich von „heil“ ab, von „ganz“ also, vollkommen. Dann wären das also drei kostbare Tage, in denen sich der Mensch als Ganzes wahrgenommen sieht, nicht zerpflückt und zergliedert im Takt der modernen Welt, sondern ganz, vollkommen, wahr- und angenommen.