125 Jahre Hydrografie: Wie die Erfassung von Wasserdaten Katastrophen verhindert

Die Vorarlberger Wasserwirtschaft sammelt zahlreiche Daten von allen Gewässern im Land.
Lustenau Hydrografischer Dienst: Was sich als sperriger Begriff so nüchtern anhört, hat in Vorarlberg eine enorm hohe Bedeutung. Unter diesem Titel ist all das zusammengefasst, was mit der Erfassung von Wasserdaten zu tun hat. Mit modernsten Methoden registrieren die Experten damit alles, was sich in Zusammenhang mit Wasser registrieren lässt und bilden damit wichtige Voraussetzungen für effizienten Hochwasserschutz.
“Projekte im Hochwasserschutz, in der Wasserversorgung und der Abwasserentsorgung sowie Kraftwerksplanungen wären ohne zuverlässige Daten über Niederschlag, Abfluss oder Grundwasserstände kaum zu realisieren”, hält Sicherheitslandesrat Christian Gantner (38) fest. Wie wichtig diese Messungen seien, habe sich gerade unlängst während der Starkregentage gezeigt. Da trafen die auf Grundlage der gesammelten Daten erstellten Prognosen einmal mehr weitestgehend ein. Und es kam so, wie es die Experten angekündigt hatten: Viel Wasser, aber wenig Gefahr. “Es war zu keiner Zeit wirklich bedrohlich”, betont Thomas Blank, Leiter der Abteilung Wasserwirtschaft im Land.
“Durch die erhaltenen Daten wussten wir: Es wird am 21. Mai nicht gefährlich.”
Thomas Blank, Leiter Wasserwirtschaft Land Vorarlberg
Umfangreiches Messnetz
Die Not stand Pate, als bei den Verantwortlichen im Rheintal Interesse an allem Wissenswerten im Zusammenhang mit Wasser, Gewässern und Niederschlag erwachte. Die großen Rheinüberschwemmungen an der Schwelle zum 20. Jahrhundert steigerten das Bedürfnis nach Sicherheit beträchtlich.
Heute wird die Datenerfassung von der Abteilung Wasserwirtschaft Vorarlberg gesteuert. 2018 wurden dafür 270.000 Euro investiert, 80.000 Euro betrug der Anteil des Landes.
Das Messnetz im Land ist umfangreich. Es gibt nicht weniger als 128 Niederschlagsmessstellen (davon 85 im Besitz des Landes). Davon sind 92 Oberflächengewässermessstellen (davon 67 im Besitz des Landes). Zudem gibt es 346 Grundwassermessstellen und neun Quellmessstellen.
Rhein im Datenkorsett
Schon die Daten des Jahres 1893 wurden in einem österreichweiten hydrografischen Jahrbuch veröffentlicht und standen somit als Planungsgrundlagen der Öffentlichkeit, besonders den planenden Ingenieuren zur Verfügung.
Eine der vielen Messstellen befindet sich in Lustenau, unmittelbar vor der Brücke über den Rhein nach Höchst. Dort sind Reinhard Eberle und Gabriele Nenning damit beschäftigt, den Rhein in ein Datenkorsett zu zwängen. Ein von Eberle gesteuerter sogenannter Accustic Doppler Current Profiler (ADCP) schwimmt unter der Brücke hin und her und sammelt Daten über Fließgeschwindigkeit und Durchflussmenge. Am Ufer wertet Gabriele Nenning die Daten unverzüglich aus.

150.000 Zugriffe
Dass Wetterdienste und die Landeswarnzentrale alle Daten der Hydrografen für ihre Prognosen und Maßnahmenbeurteilungen dringend brauchen, versteht sich von selbst. Die Daten stehen darüber hinaus aber auch der breiten Öffentlichkeit zur Verfügung und können im Internet auf der Homepage der Wasserwirtschaft abgerufen werden, und zwar unter https://vovis.vorarlberg.at finden sich Infos über Niederschlag, Abfluss, Seewasserstand und Grundwasser. Wie sehr diese Daten auch tatsächlich begehrt sind, bewiesen die Tage rund um das jüngste Hochwasser. So gab es am 21. Mai 150.000 Zugriffe auf die Onlineseiten der Wasserdaten.